Morgenstadt - wie wir morgen leben
kostenlos aus dem Internet abrufen oder sich auf sein Navigationsgerät laden. Millionen Japaner haben sich mittlerweile ein solches „Car-Navi“ zugelegt. Die Tokioter Polizei ist stolz darauf, dass aufgrund der besseren Verteilung der Ströme dieVerkehrsdichte nicht zugenommen hat, obwohl das Verkehrsaufkommen seit 1990 um 50 Prozent gewachsen ist.
In sehr viel kleinerem Maßstab, aber ebenfalls sehr erfolgreich, arbeitet das dynamische Verkehrsleitsystem Messe-Stadion-ARENA in Nürnberg, das schon 2003 mit dem Mobilitätspreis des ADAC Bayern ausgezeichnet wurde. Machbarkeitsstudie und Vorentwurf für dieses wegweisende Leitsystem wurden vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML erarbeitet. Ziel des Projekts ist es, Staus und Verkehrsbehinderungen bei Messen und Großveranstaltungen zu reduzieren. Je nach Verkehrslage werden die Autos auf unterschiedlichen Routen zur Nürnberger Messe, zum Frankenstadion und zum Eisstadion ARENA geleitet. „Eine dynamische Verkehrsführung macht den Verkehrsraum erheblich leistungsfähiger durch die verbesserte Ausnutzung vorhandener Infrastruktur“, sagt Katrin Scholz vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML.
Die informationstechnischen Voraussetzungen für einen reibungslosen Verkehrsfluss werden schon bald gegeben sein. Das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS in Berlin ebenso wie die Fraunhofer-Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik ESK in München arbeiten beispielsweise daran, dass Autos untereinander oder mit der sie umgebenden Infrastruktur Informationen austauschen, etwa mit Ampeln oder Warnschildern.
Aber nicht nur Autoströme können im Computer simuliert und vorhergesagt werden, sondern sogar das Verhalten von Fußgängern. Das ist zum Beispiel wichtig in Fußgängerzonen, in denen manchmal ein ziemliches Gedränge herrscht. „Betreten wir eine Fußgängerzone, ist uns meist nicht bewusst, wie sehr sich Behörden und Stadtplaner darüber den Kopf zerbrochen haben. Die effiziente Lenkung von Personenströmen ist gar nicht so einfach, und eine ungünstige Planung fällt schnell auf“, sagt Dr. Eva Eggeling von Fraunhofer Austria Research GmbH. „Damit in Zukunft die einfachere Planung stark frequentierter Plätze möglich ist, beteiligen wir uns bei dem Projekt mPed+ daran, eine Software zur detailgenauen Simulation von Fußgängerströmen zu erstellen.“ 93 Das Vorhaben kombiniert umfassende und detaillierte Simulationsmodelle ineinem Gesamtmodell. Damit erhalten Verkehrsbetreiber und -planer umfangreiche Informationen über Personenströme in komplexen öffentlichen Verkehrsnetzen, mit zahlreichen Stationen und Verbindungen.
Parallel zu den Leitsystemen außerhalb werden die Fahrzeuge in der Morgenstadt auch im Inneren intelligente Systeme besitzen, die sie um Staus herum oder auf möglichst wenig belastete Straßen lenken. Das FIRST-Team, das auch in Hefei tätig ist, beteiligt sich beispielsweise an der Entwicklung eines neuen Standards zur Gewinnung und Übertragung von Verkehrsinformationen. Der alte TMC-Standard – die Abkürzung steht für Traffic Message Channel –, mit dessen Hilfe Navigationsgeräte mit Staumeldungen versorgt werden können, wird demnächst abgelöst vom TPEG-Standard der Transport Protocol Experts Group. Dieser Service wird Autofahrer umfangreicher und präziser informieren als bisher, weil die Verkehrsdaten an beliebig vielen Punkten generiert und mit aktuellen Informationen über Wetter bzw. den öffentlichen Nahverkehr kombiniert werden können.
DAS INTELLIGENTE FAHRZEUG FINDET EINEN PARKPLATZ
Jede Fahrt endet mit einem Parkvorgang. Und selbst wenn die Reise reibungslos verlief, wird das Parken, vor allem in den überfüllten Städten, oft zum Problem. Zur aktuellen Information über die Verkehrssituation werden deshalb bald auch Daten über freie Parkplätze gehören. Das Navigationssystem kann dann den Fahrer nicht nur bis zum Ziel führen, sondern ihm auch einen freien Parkplatz in dessen Nähe melden. So wurde beispielsweise im Rahmen des Projekts Cologne Parkinfo Ende der 90er Jahre erforscht, wie man den Autofahrer über die Parksituation in der Kölner Innenstadt informieren kann, entweder schon vor Fahrtantritt zu Hause über Internet oder im Fahrzeug über das Navigationssystem. Es sollte sogar eine Reservierung von Parkplätzen möglich sein. Auch die Bezahlung der Parkgebühr wollte man erleichtern und den Betrag von der Kreditkarte abbuchen.
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