Morgenstadt - wie wir morgen leben
beispielsweise T-förmig im unteren Mittelteil des Autos.„Bei allen Varianten muss man natürlich prüfen, ob sie crashsicher und wartungsfreundlich sind und ob keine Kurzschlüsse entstehen können.“
Normalerweise beschränken sich Wissenschaftler bei ihren Studien darauf, trockene Fakten zu präsentieren. Wie die Menschen mit ihren Erfindungen oder Ideen umgehen, interessiert sie oft nur am Rande. Da ist es eine erfreuliche Ausnahme, dass die IAO-Forscher bei ihrer Roadmap auf dem Weg zur elektromobilen Stadt das Alltagsleben in ihrem Szenario schildern. Sie lassen Mobi, eine Frau, die 1990 geboren wurde, im Laufe ihres Lebens die jeweiligen Neuerungen in ihrer Verkehrsumwelt nutzen. Für das Jahr 2050 schreiben die Autoren: „In diesem Jahr ist Mobi L. (60) in die Stadt gezogen. Seitdem vor kurzem die letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor aus dem Verkehr gezogen wurden, kann sie jede Nacht mit offenem Fenster schlafen. Auf dem Land hat sie dabei morgens immer der Hahn gestört, außerdem möchte Mobi, wenn sie in zehn Jahren Rentnerin ist, gern viel mehr die kulturellen Angebote der Stadt wahrnehmen. Und für einen Spaziergang im Grünen kann sie ja jederzeit auf die flexiblen People Mover zurückgreifen, die sie von der Bahnstation nahtlos bis ins kleinste Dorf bringen. Auch die Fahrt in den Urlaub ist wesentlich entspannter geworden. Auf der rechten Spur der Autobahn kann Mobi ihr Brennstoffzellenfahrzeug in den autonomen Modus schalten und bequem ein Nickerchen machen, bevor sie die letzten Kilometer dann wieder selbst fährt.“ 94
Die Städte können durch die neu gestaltete Mobilität also wieder lebenswerter sein. Auch die künftige Materialvielfalt bei den Autos wird Auswirkungen auf das Stadtbild haben: Während metallische Karosserien lackiert werden müssen, steckt in den Kunststoffen die Farbe schon drin. So dürften künftig die Autos bunter werden, oder sie können sogar ihre Farbe verändern. „Mit Hilfe der Nanotechnik wird es bald Farbschichten geben, die man schalten kann. So könnte man bei Schnee das Auto dunkel machen, damit es besser sichtbar ist, oder umgekehrt bei Nacht eine helle Farbe einstellen. Oder man lässt den Wagen bei gefährlichen Situationen in Signalfarben aufleuchten.“ So wird die Morgenstadt nicht nur durch die Antriebsvielfalt bunter werden, sondern durch die Autos sogar an Farbe gewinnen, fröhlicher werden und sich damit auch ästhetisch vom Grau der alten Städte unterscheiden.
KAPITEL 6
SICHERHEIT
An allen internationalen Flughäfen sind die Kontrollen für Passagiere und deren Gepäck streng, und mittlerweile hat man sich fast schon daran gewöhnt. Dennoch gibt es immer wieder Vorschriften, die selbst Vielflieger nicht kennen. Etwa dass man in China keine Feuerzeuge ins Flugzeug mitnehmen darf, weder im Hand- noch im Reisegepäck. So ist der Schreck groß, als Sicherheitsbeamte beim Umsteigen in Shanghai plötzlich mit Formularen anrücken, die sie zum Öffnen des Koffers berechtigen sollen. Ein Zigarrenanzünder ist der Grund der Aufregung – Mitbringsel für einen befreundeten Raucher. Nachdem das „Gefahrgut“ aus dem Gepäck entfernt wurde, geht die Reise weiter. Nun wird auch klar, warum an den Ein- und Ausgängen chinesischer Flughäfen große Körbe voller Feuerzeuge stehen: Beim Einchecken muss man seines abgeben, dafür holt man sich bei der Ankunft wieder eines aus dem dort abgestellten Korb.
Am 14. Februar 2012 schreckte eine Horrornachricht die Autofahrer im Ruhrgebiet auf: Ein Stapel Plastikrohre auf einem asphaltierten Feldweg unter einer Autobahnbrücke der A 57 bei Dormagen hatte gebrannt; durch die Rauchentwicklung war den Autofahrern auf der Brücke in beiden Richtungen die Sicht genommen: Es kam zu einer Massenkarambolage. Sieben Lastwagen und 15 Autos waren darin verwickelt, ein Mensch starb, mehrere wurden teils schwer verletzt. Schnell wurde die Vermutung laut, die Rohre seien von Unbekannten mutwillig in Brand gesteckt worden. Bereits in der Nacht wurden umfangreiche Beweise gesichert, um den Tätern auf die Spur zu kommen. „Die Polizei hat Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen“, berichtete die Presse.
Die Autobahn musste nach dem Massencrash vollständig gesperrt werden, denn Sachverständige und Statiker stuften die Brücke als akut einsturzgefährdet ein. Einige Tage später war klar: Das Bauwerk ist so stark beschädigt, dass es abgerissen werden muss. Durch das Feuer wurden Betonbrocken von den Stützen
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