Morgenstadt - wie wir morgen leben
auf Vordermann zu bringen. Viele scheuen noch die Investitionen. „Wir müssten etwas Ähnliches ins Leben rufen wie den Wettbewerb ‚Unser Dorf soll schöner werden‘, der ja seit 1961 äußerst erfolgreich läuft“, sagt ISE-Chef und Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie Professor Eicke Weber. „Vielleicht könnte man eine gut sichtbare Plakette für erfolgreich sanierte Häuser vergeben. Nach dem Motto: ‚Unsere Stadt soll Morgenstadt werden‘!“ Und sein Kollege Hauser vom IBP ergänzt: „So eine Plakette – einen Energiepass – haben wir schon 1989 eingeführt. Es gibt sehr viele Beispiele für energieeffizientes Bauen bei Neubauten und bei modernisierten Häusern. Das IBP koordiniert seit vielen Jahren das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie finanzierte Gebäudesanierungsprogramm EnOB und viele weitere internationale Programme. Ab 2020 werden wir einen Plusenergiehausstandard haben.“
SONNE UND WIND VERSORGEN DIE MORGENSTADT
Sonne, Wind und Wasserkraft werden die wichtigsten Pfeiler der künftigen Energieversorgung sein. Dadurch ergibt sich eine große Reduktion des Primärenergiebedarfs. Denn jede Kilowattstunde Strom aus Wind-, Solar- oder Wasserkraftwerken vermindert im Vergleich zum heutigen Kraftwerksmix den Bedarf an fossiler oder nuklearer Primärenergie um etwa 2,5 Kilowattstunden, da keine Abwärme entsteht. 18
Solarzellen übernehmen in Deutschland bereits heute einen steigenden Anteil an der Stromversorgung: Im Jahr 2011 betrug der Anteil der photovoltaischen Stromerzeugung rund 3,2 Prozentdes Strombedarfs in Deutschland. 19 Alle erneuerbaren Energien zusammengenommen lieferten 19,9 Prozent des Strombedarfs. An sonnigen Tagen deckt Strom aus Solarzellen mittlerweile bis zu 25 Prozent des aktuellen Strombedarfs und damit einen Großteil der Tagesspitze im Verbrauch.
Gleichzeitig gilt: Die Kosten für regenerative Energien werden fallen. „Wir erwarten, dass beispielsweise die Preisentwicklung der Solarmodule in den kommenden Jahren weiter der Preis-Lernkurve folgen wird“, so Eicke Weber. Das heißt, bei Verdopplung der gesamt installierten Leistung sinken die Preise um immer denselben Faktor. Experten erwarten, dass sie auch künftig entsprechend dieser Gesetzmäßigkeit weiter fallen. Demnach könnten sich die Modulpreise bis 2020 nochmals halbieren, was Stromgestehungskosten in einer Bandbreite zwischen 11 bis 14 Cent pro Kilowattstunde in Deutschland ermöglichen dürfte. Voraussetzungen hierfür sind der weitere Ausbau der Fertigung, eine gute Auslastung der Produktionskapazitäten durch eine entsprechende PV-Weltmarktentwicklung, die kontinuierliche Umsetzung technologischer Innovationen in der Produktion und eine Minimierung der Produktionsabläufe und -kosten.
Die Stromgestehungskosten aller erneuerbaren Energien werden weiterhin kontinuierlich sinken. Quelle: Fraunhofer ISE
Je preisgünstiger Solarstrom wird, desto größer wird sein Anteil am Strommix – teurere Erzeugungsformen lohnen sich dann immer weniger. Das hat große Vorteile: Die PV-Technologie ist emissions- und lärmfrei und ermöglicht eine dezentrale Struktur: Jeder Hausbesitzer kann selbst zum Stromerzeuger werden.
Dazu trägt die enorme Verbesserung sowohl der PV-Module selbst als auch ihrer Herstellungsbedingungen bei: In mühsamer Kleinarbeit verbesserten beispielsweise die ISE-Forscher jeden einzelnen Aspekt der Solarzellen, stets in enger Kooperation mit der Industrie. So entstand eine Vielzahl technischer Fortschritte sowohl bei den Eigenschaften des Materials als auch beim Aufbau der Zellen. Das führte im Lauf der Zeit zu einer stetigen Erhöhung des Wirkungsgrades, bei kristallinen Solarzellen von anfangs sechs auf heute rund 24 Prozent im Labor und 18 Prozent bei industrieller Fertigung. Sogar mehrere Weltrekorde erzielten die Experten des ISE. Der Wirkungsgrad von Dünnschicht-Modulen lag im Jahr 2011 bei 6 bis 11 Prozent, mit Spitzenwerten von 12 bis 13 Prozent. 20 „Und wir erwarten, dass die durchschnittliche Moduleffizienz kontinuierlich weiter steigen wird“, sagt Dr. Harry Wirth vom ISE. Der von den Modulen gelieferte Gleichstrom wird von Wechselrichtern für die Einspeisung ins öffentliche Stromnetz angepasst. Der Wirkungsgrad neuer PV-Wechselrichter liegt – unabhängig von der eingesetzten Modultechnologie – aktuell bei rund 98 Prozent. 21
Solarstromanlagen sind sehr effizient: Ein 2011 installiertes PV-System erreicht über das Jahr im Ganzen eine
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