Morgenstadt - wie wir morgen leben
Megawattstunden im Jahr, was rund einem Drittel des gesamten österreichischen Stromverbrauchs im Jahr 2008 entspricht. 14 Auch New York steht mit an der Spitze der Energiefresser: Seine Einwohner haben 2008 allein von Dezember bis Februar 14,7 Millionen Megawattstunden Strom benötigt. 15
Will man den Energieverbrauch reduzieren, ist es sinnvoll, mit Sparmaßnahmen dort zu beginnen, wo am meisten zu holen ist: bei den Gebäuden. Gerade in hochindustrialisierten Ländern verschlingt der Gebäudebestand große Mengen an Energie: in London rekordverdächtige 68, in Berlin 56, in Tokio 53 und in Singapur 54 Prozent 16 des gesamten Energieeinsatzes.
Bisher wird die Energieversorgung unserer Städte von fossilen Quellen wie Erdgas und Erdöl dominiert. Wärme entsteht daraus meist durch Verbrennung am Ort. Strom hingegen erzeugen im Allgemeinen getrennt davon zentrale Großkraftwerke, wobei knapp zwei Drittel der Energie in Form von Wärme ungenutzt in die Umwelt entweicht. Zusammen mit dem CO 2 -Ausstoß sorgt dies für eine unerwünschte Erwärmung der Atmosphäre. Zieht man ferner in Betracht, dass die fossilen Ressourcen wohl in einigen Jahrzehnten zu Ende gehen und Öl, Gas und Kohle deshalb in naher Zukunft immer teurer werden, wird schnell klar, dass sich das bestehende System der Energieversorgung der Ballungsräume ändern muss. Die Nutzung von Kernenergie scheidet aus, weil sie nicht sicher genug ist und die Entsorgung der nuklearen Abfälle künftigen Generationen ein gefährliches Erbe aufbürdet. In der Morgenstadt wird die Energie aus regenerativen Quellen kommen, die Umwelt und Ressourcen schonen.
Deutschland soll Vorreiter sein: „Wir müssen das Gesamtsystem hierzulande komplett umstellen“, sagt Professor Gerd Hauser, Leiter des Fraunhofer-Instituts für BauphysikIBP in Stuttgart. Seine Vision, die auch in das Energieprogramm der Bundesregierung eingeflossen ist, lautet: „Im Jahr 2050 kann Deutschland ohne fossile Energieträger und Kernkraft auskommen. Erneuerbare Energien können 40 Prozent dieser Herausforderung leisten. In erster Linie ist der Umbau aber durch Energieeffizienzmaßnahmen möglich. Nur mit Energieeinsparungen im Bausektor und erneuerbaren Energien gemeinsam ist die Umstellung möglich.“ 17
Das Gesamtpaket für die nachhaltige Stadt der Zukunft muss lauten: Energie sparsam nutzen, regenerativ erzeugen und intelligent verteilen. All dies ist möglich, und zwar ohne Einbußen an Komfort. Fraunhofer-Forscher tragen mit einer Vielzahl von Projekten und technischen Entwicklungen, aber auch mit ganzheitlicher Systemforschung dazu bei. Allein in der Fraunhofer-Allianz Energie befassen sich rund 2000 Wissenschaftler aus 16 Einrichtungen schwerpunktmäßig mit diesem Thema. Sie entwickeln Systemtechnologien wie Energienetze und -speicher und erforschen, wie man die Energieeffizienz steigern kann. Dazu kommen noch weitere Forscherteams aus den Allianzen Bau und Verkehr, die ebenfalls einen wesentlichen Anteil ihrer Arbeit dem Thema Energie widmen.
Damit die Morgenstadt auf fossile Brennstoffe verzichten und ihren Energiehunger aus nachhaltigen Quellen decken kann, müssen zunächst einmal bestehende Gebäude ertüchtigt und neue mit einem höheren Standard gebaut werden. Ist der Energiebedarf damit auf einen Bruchteil des heutigen Wertes gesenkt, wird es möglich, die verbleibende Versorgung durch erneuerbare Energien zu schaffen.
EIN PLATTENBAU WIRD ZUM MUSTERHAUS
Die ISE-Experten beraten natürlich nicht nur Bauherren im fernen Korea, sondern bringen ihr Know-how vor allem auch im heimischen Umfeld ein. So betreuten sie beispielsweise die energetische Sanierung eines 16-stöckigen Hochhauses im Freiburger Stadtteil Weingarten West. In diesem Areal wohnen auf einer Fläche von etwa 30 Hektar rund 5800 Menschen. Die 1214 Wohnungen sind zum größten Teil im Besitz der kommunalenWohnungsgesellschaft der Stadt Freiburg, der Freiburger Stadtbau (FSB). Diese beschloss 2007, das Quartier aus den 60er Jahren bis ca. 2018 zu modernisieren.
Im Sanierungsgebiet gibt es vier Gebäudetypen: 16-geschossige Hochhäuser, acht- und viergeschossige Mehrfamilienhäuser sowie die Evangelische Hochschule für Sozialwesen, die Kirche und das Gemeindezentrum, den Einzelhandel und einen Lebensmittelmarkt. Die Sanierung wird mit Zuschüssen von Bund, Land und der Stadt Freiburg unterstützt. Als Erstes kam das 16-stöckige Wohnhaus Bugginger Straße 50 an die Reihe.
Seit es im April 2011 nach dem Umbau
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