Morgenstadt - wie wir morgen leben
auffällt. So aber ist die Behörde nur wenige Mausklicks entfernt.
Schlaglöcher oder eine kaputte Parkbank: Jeder sieht diese oder ähnliche Probleme laufend im öffentlichen Raum. In der Stadt der Zukunft kann man die richtige Stelle in der öffentlichen Verwaltung elektronisch darauf aufmerksam machen. Mashup-Technologie und mobile Anwendungen erlauben es, entsprechende Lösungen umzusetzen. Das Wort „mashup“ kommt aus dem Englischen von „to mash“, zu Deutsch vermischen, neu kombinieren, und es bezeichnet die Kombination von Daten, Präsentationsformen oder Funktionalität aus unterschiedlichen Quellen, um damit neue Dienste zu erstellen. Die britische Webseite ist quasi die Urmutter derartiger Anwendungen.
Davon inspiriert entwickelten Dr. Stefan Arbanowski und sein Team in Berlin diesen Ansatz weiter. FixMyStadt heißt die Internetseite, auf der die FOKUS-Forscher Bürgern bereits heute die Möglichkeit geben, schnell mit den richtigen Ansprechpartnern in der Verwaltung in Kontakt zu treten. Schadensmeldungen können per Mobiltelefon mit GPS-Koordinaten versehen und eingestellt werden. Der Bürger kann sich auch auf einfache Weise Übersicht verschaffen und nachschauen, ob dieselbe Beschwerde schon von anderen Personen eingegangen ist. „Damit kann jeder die zuständige Behörde sofort auf Beschädigungen des öffentlichen Raumes – wie Schlaglöcher und Risse in der Straße – aufmerksam machen“, sagt Arbanowski. „So entsteht ein echter Mehrwert für alle Beteiligten: Die Bürger unterstützen ihre Verwaltung und können direkten Einfluss nehmen. Die Behörden treffen ihre Entscheidungen auf einer breiteren Grundlage und beheben Schäden zeitnah und wirtschaftlich.“
In der Stadt der Zukunft lassen sich mit dieser Technologie viele Zwecke verfolgen: Neben dem Beschwerdemanagement kann man etwa den Einsatz von Fördermitteln plastisch darstellen, Restaurantkritiken mit dem Ergebnis staatlicher Hygieneuntersuchungen verknüpfen, die Auslastung verschiedener Flughäfen darstellen, um die Bereitstellung karitativer Hilfe im Katastrophenfall zu koordinieren oder Statistiken und andere Behördendaten leichter zugänglich zu machen.
Auch der Umgang mit EU-Behörden wird durch die neuen Netzwerke einfacher. Heute steht der Europäische Binnenmarkt zwar offen für den freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Das bedeutet, dass jeder Unionsbürger in dergesamten Europäischen Union leben, arbeiten, studieren und seinen sonstigen Geschäften nachgehen kann. In der Praxis existieren aber noch viele Hindernisse, etwa verschiedene Genehmigungsverfahren. Seit die EU im Jahr 2009 eine gesetzliche Regelung erlassen hat, ist das Anbieten von Dienstleistungen europaweit wesentlich einfacher geworden, etwa durch einheitliche Ansprechstellen im Internet.
Für den ausländischen wie den deutschen Unternehmer bringt dies beachtliche Vorteile: Er muss nicht mehr persönlich „aufs Amt“ gehen, sondern kann seine Angelegenheiten von zu Hause oder von der Arbeit aus erledigen. Aber die Umstellung barg auch große Probleme: „Voraussetzung für die Umsetzung der EU-Richtlinie ist ein intelligenter Einsatz der Informationstechnologie“, erklärt FOKUS-Forscher Uwe Holzmann-Kaiser, der Behörden bei der Umstellung beraten hat, „denn diese Anlaufstelle muss wesentlich mehr können als nur Formulare annehmen.“ Sie muss eingereichte Dokumente erfassen, prüfen und verteilen. Fehlt etwas, muss sie das fehlende Dokument nachfordern. Anschließend muss sie die Daten an die nachgeordneten Behörden weiterleiten und den Genehmigungsprozess koordinieren. Das System bindet dabei die einzelnen Verwaltungsbehörden, die beispielsweise an einer Gewerbeanmeldung beteiligt sind, ein: Gewerbeamt, Industrie- und Handelskammer, Finanzamt und weitere Genehmigungsstellen.
Moderne Kommunikationsnetze können auch mehr Teilhabe der Bürger an politischen Entscheidungen ermöglichen, etwa an der Diskussion über Neubauten, Naturschutzgebiete oder Verkehrsführungen. Das von der EU geförderte Projekt FUPOL (Future Policy Modeling) soll zu diesem Zweck eine umfassende wissenschaftliche Datenbank zur Verfügung stellen, die zum Beispiel statistische Daten, Rechtsgrundlagen und Bedürfnisse der Bevölkerung visuell darstellt. Politiker können sie nutzen, um zu testen, ob die eine oder andere Idee sinnvoll ist oder nicht. Damit könnten sich Entscheidungen effizienter an tatsächlichen Gegebenheiten und
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