Morgenstadt - wie wir morgen leben
Informations- und Kommunikationstechnologie wird in der Morgenstadt eine überragende Rolle spielen, und zwar in fast allen Bereichen. „Neben Nutzern mit schon heute weit verbreiteten Endgeräten wie Smartphones oder Notebooks werden beispielsweise Fahrzeuge, Straßen, Gebäude oder Haushaltsgeräte in die neue Infrastruktur eingebunden“, schreiben Forscher des Fraunhofer-Instituts für offene Kommunikationssysteme FOKUS in Berlin. „Im Zentrum steht nicht mehr die einfache Verbindung zwischen zwei Personen oder Endgeräten, sondern die Vernetzung unzähliger Nutzer, Geräte und Systeme untereinander über das mobile Internet.“ 135
Wie schon geschildert, werden die neuen Technologien mit Hilfe von Smart Grids dafür sorgen, dass dezentral erzeugte Energien sinnvoll und preisgünstig verteilt werden, und sie werden die Gebäude so steuern, dass diese möglichst wenig Energie verbrauchen. Im Inneren der Häuser sorgen die Smart Grids für Komfort und Sicherheit der Bewohner, im Gesundheitswesen ermöglichen sie rationellere Strukturen.
Sie werden ferner unerlässlich sein, um die Verkehrsströme zu kanalisieren und die unterschiedlichen Transportmittel aufeinander abzustimmen. Dies gilt nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch für die Logistik von Warenströmen. Auch in der Produktion werden sie mit Hilfe der RFID-Technik einen immer größeren Raum einnehmen, die die Verfolgung von Dingen in der realen Welt ermöglicht (siehe dazu auch das Kapitel Ver- und Entsorgung). Und künftige Technologien werden die Stadt immer sicherer machen: „Intelligente, selbstheilende Netze und Informationssysteme werden in Zukunft Ausfälle und sicherheitskritische Angriffe erkennen und selbständig Gegenmaßnahmen ergreifen“, schreiben Fraunhofer-Forscher in einer Konzeptstudie. 136
Immer stärker werden auch Fahrzeuge in die mobile Kommunikation mit einbezogen. Künftig werden Autos einerseits zu rollenden Internetusern, andererseits werden sie auch intern ähnliche Techniken benutzen wie das Internet, um die Daten im eigenen System zu steuern. Damit es da zu keinem Durcheinander und zu keinen ungewollten Übergriffen kommt, sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig. „Die Fahrzeughersteller bauen die Kommunikation in der Regel in Form eines Schalenmodells auf“, sagt Peter Schoo von der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC. „Den Kern bildet der Fahrer, der über ein extrem zuverlässiges Netz verfügen muss, das die Technik im Auto steuert, wie Bremsen, Motor, ABS, Scheibenwischer und Ähnliches. Das darf nicht angreifbar sein. Die nächste Schale betrifft alle Systeme, die für Komfort zuständig sind, also zum Beispiel die Rückfahrkamera, Musikoder die Inboard-Kommunikation. Und die äußerste Zone übernimmt den Kontakt zur Außenwelt.“ Logisch, dass es verschiedene Betriebsmodi geben muss: So muss bei notwendigen Reparaturen die Werkstatt die Möglichkeit bekommen, auch ins innerste System einzugreifen. All dies wird durch Protokolle geregelt, die weltweiten Standards unterliegen.
RECHNEN IN DER WOLKE
Der Bewohner der Stadt von morgen wird nicht nur Sensor sein, der Daten über sein Verhalten preisgibt, sondern er wird selbst ganz neue Möglichkeiten der Information bekommen. Er wird immer und überall Zugriff haben auf alles, was er wissen will. Dazu verhilft ihm die Cloud, also die Datenwolke, in der künftig alle Inhalte verfügbar und jederzeit abrufbar sein werden.
„Cloud Computing“, zunächst nur ein Schlagwort, findet mehr und mehr Anhänger. Es handelt sich dabei um die Verlagerung von Rechen- und Speicherprozessen in Echtzeit auf auswärtige Computer, die übers Internet zu erreichen sind. So hat der Einzelne Zugriff auf beliebig viel Rechnerleistung und Speicherplatz – weit mehr, als sein eigener Computer ihm bietet. Insbesondere für Unternehmen stellt das Cloud Computing eine Möglichkeit dar, schnell und flexibel auf wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, muss doch Hard- und Software nicht kostenträchtig im eigenen Haus vorgehalten und gewartet werden.
Seinen Namen hat das Konzept, das seit einigen Jahren die Netzarchitekten umtreibt, von dem Symbol, mit dem in Diagrammen gern das Internet dargestellt wird, nämlich als Wolke. Und ebenso wolkig wie die Bezeichnung ist zunächst noch die konkrete Ausfüllung des Begriffs. Da gibt es Streit um Definitionen, um die Abgrenzung gegenüber anderen Konzepten und um die Frage, wie
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