Morgenstadt - wie wir morgen leben
umfassend das Cloud Computing eigentlich aufgefasst werden muss. Gehört nicht das Empfangen und Versenden von E-mails auch schon dazu? Oder das Pokerspielen mit unbekannten Partnern im virtuellen Raum? Immer wieder gab es auch alarmierende Meldungen über Pannen, diepotenzielle Anwender nicht gerade ermuntern, ihre IT-Prozesse einer diffusen Wolke anzuvertrauen.
Dennoch glauben viele, dass Cloud Computing die Zukunft der Kommunikationstechnik maßgeblich beeinflussen wird. Allerdings lauern im Netz auch vielfältige Gefahren: Was passiert beispielsweise, wenn beim Cloud Computing Daten verlorengehen? Theoretisch könnte dabei die Existenz von ganzen Firmen auf dem Spiel stehen, wenn deren Daten im Nirwana verschwinden, weil das Angebot eines Cloud-Dienstleisters durch eine technische Störung nicht mehr erreichbar ist – oder der Cloud-Provider pleitegeht. Fachleute des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt machen sich darüber natürlich Gedanken. Bei den Eberbacher Gesprächen zum Thema Cloud Computing hat das Institut zusammen mit Unternehmen hierzu Ideen entwickelt, berichtet Institutsleiter Michael Waidner. Denkbar wäre etwas Ähnliches wie der Anlagensicherungsfonds bei Banken. „So wie dieser einspringt, wenn eine Bank pleitegeht, könnte man beim Cloud Computing versuchen, die Daten abzusichern, wenn ein Provider sein Angebot nicht mehr aufrechterhalten kann.“
Manche Unternehmen nutzen die Cloud dazu, ihre Firmendaten dort als Backup zu speichern. Wie Forscher des SIT in einer Studie feststellten, bieten die meisten der aktuellen Cloud-Speicherdienste aber keine ausreichende Sicherheit. Deshalb haben sie mit OmniCloud eine eigene Softwarelösung entwickelt, die Daten lokal verschlüsselt, bevor sie in die Cloud wandern. Außerdem bieten sie eine Art Umzugsservice, wie man ihn aus dem Bereich der Stromanbieter kennt. Dadurch verhindert die Software des SIT, dass Unternehmen ungewollt von einem Provider abhängig werden. Gleichzeitig hilft das Programm Speicherplatz und damit Kosten sparen. „Oft sind Dateien im Unternehmen mehrfach vorhanden. Schickt der Chef zum Beispiel eine Rundmail an alle Mitarbeiter, dann liegen dieselben Daten auf zahlreichen Rechnern. OmniCloud findet diese Dopplungen und berücksichtigt sie bei der Backup-Erstellung“, sagt Michael Herfert vom SIT.
Ein anderes Problem ist die Vertraulichkeit von Informationen, die nicht in andere Hände gelangen dürfen, selbst wenn man auf fremden Computern rechnet. Auch die Einhaltungdes Datenschutzgesetzes und anderer Vorschriften muss gewährleistet sein. Für derartige Fragen gibt es in den Cloud-Konzepten vielfach noch kein ausgeprägtes Bewusstsein. Damit jeder Anbieter aber die Sicherheitsinteressen seiner Kunden perfekt bedienen kann, bietet die AISEC nun einen „Cloud Leitstand“ an, den sie individuell den Gegebenheiten jedes Providers anpasst. „Er funktioniert ähnlich wie der Leitstand in einem Industriebetrieb“, sagt Dr. Niels Fallenbeck, der dafür verantwortlich ist. „Der Anbieter kann jederzeit erkennen, wo sich welche Daten befinden und welchen Einschränkungen sie jeweils unterliegen. So dürfen manche Daten beispielsweise die Grenzen des Bundeslandes nicht überschreiten. Mit dem Cloud Leitstand kann der Provider das sicherstellen und seine Kunden jederzeit über den Systemzustand informieren.“
KOCHEN AUF DEM MONITOR
Als Endgeräte werden die Bürger wohl weiterhin ihre Smartphones nutzen, aber es dürfte auch neue Erfindungen geben: Brillen, in die die Informationen je nach Standort automatisch eingespiegelt werden, Kleidung, die über Lautsprecher im Kragen mit dem Träger kommuniziert, oder Tablets, die man bei sich trägt oder die im Auto angeschlossen sind. Große, extrem dünne oder auch durchsichtige Displays werden die Stadt erobern: Bald wird man sie in Verkehrsmitteln und an vielen Hauswänden sehen, vielleicht sogar im Fußboden. Wer will, kann sein Wohnzimmer damit auskleiden, und im Büro wird man nicht mehr auf die Schreibtischmonitore beschränkt sein. Auch Kochherde mit Monitor unter der Ceranplatte sind denkbar. 137
All diese Geräte müssen natürlich erst einmal entwickelt und ihre Verbindung zu Informationsplattformen sowie Schnittstellen zu den Datenquellen hergestellt werden – eine gigantische Aufgabe für Softwarespezialisten, der sich mehrere Fraunhofer-Institute widmen. „Das Internet der Zukunft wird die Kommunikation, wie wir sie heute kennen,
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