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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Handfläche. Er schloss die Finger um den Griff.
    Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, spielte Sten hin und wieder mit sich selbst ein kleines Spielchen. Er stellte sich vor, hinter ihm stünde jemand. Ein leiser Atemzug, eine kaum wahrnehmbare Bewegung oder ein Rascheln der Kleidung würde den im Verborgenen Lauernden verraten. Wenn das nicht geschah, hatte ihm sein Ausbilder bei Mantis eingebläut, so müsse er daran denken, dass jede Anwesenheit einem Raum etwas hinzufügte, ihn veränderte und krümmte. Mehr Wärme. Eine leichte Verschiebung des Drucks. Es spielte keine Rolle, wie sich diese Veränderung bemerkbar machte. Man musste sie nur wahrnehmen, sobald sie da war.
    Sten wirbelte herum und ließ sich dabei zur Seite fallen, um einem möglichen Hieb auszuweichen. Gleichzeitig riss er das Messer schräg nach oben. Die Klinge maß nur fünfzehn Moleküle. Selbst durch Stahl schnitt sie hindurch wie durch reifen Käse. Fleisch bot ihr so gut wie keinen Widerstand. Sollte sie auf einen auf ihn einschlagenden Arm mit einer Waffe treffen, würde sie ihn glatt abtrennen. Er würde, noch mit fest um die Waffe geschlossenen Fingern und vor den ungläubig glotzenden Augen seines Feindes, auf den Boden fallen, während das Blut aus den zerschnittenen Arterien spritzte und sich der Blick des Angreifers von staunender Ungläubigkeit in lähmendes Entsetzen verwandelte. Sein Feind wäre in wenigen Sekunden tot.
    Noch während Sten zu Boden ging, sah er sich nach möglichen anderen Bedrohungen um. Die Richtung, in die er sich nach dem Aufprall rollte, hing von dem Winkel ab, aus dem, falls überhaupt, der nächste Angriff erfolgte.
    Sten hieb in die Luft. Er fiel weiter, stellte sich den ersten Gegner als ausgeschaltet vor und konzentrierte sich bereits auf den möglichen zweiten. Wieder hieb er ins Leere. Keuchend kam er auf die weit auseinander gestellten Füße zu stehen und blickte auf die beinahe geschlossene Tür. Natürlich war dort niemand, niemals gewesen. Das Messer verschwand wieder in seinem Arm.
    Grinsend und kopfschüttelnd ging Sten zur Tür, um sie richtig zuzustoßen, und dachte bereits daran, was er sich zum Abendessen zubereiten sollte.
    Im selben Moment, als er den Knauf berührte, wurde die Tür krachend gegen ihn gestoßen. Das massive Holz erwischte ihn voll, er wurde nach hinten geschleudert; verzweifelt mit den Armen rudernd, suchte er sein Gleichgewicht, ging zu Boden und versuchte sich so zu drehen, dass er die Messerhand freibekam. Er krümmte sich zu einer Kugel zusammen und rollte weiter in das Zimmer hinein. Als er von der Wand abprallte, nutzte er die Kraft, um auf die Füße zu kommen. Noch bevor das Messer ganz draußen war, schlug er um sich.
    »Verdammt noch mal, Sten!« rief der Mann. »Hör schon auf!«
    Sten hielt inne und starrte seinen Besucher an. Was zum … Das war doch unmöglich! Es war …
    »Jetzt komm mal wieder zu dir, mein Junge«, sagte der ehemalige Flottenmarschall Ian Mahoney. »Mir ist ein Mantis-Team dicht auf den Fersen. Wenn ich noch lange hier herumstehe, sind wir beide reif für die Schlachtbank.
    Mach schon! Beweg dich!«
    Sten bewegte sich.
    Sten und Mahoney krochen in aller Eile durch den Tunnel, der sich von der Geheimtür hinter dem Kamin bis zu einer kleinen Lichtung ungefähr achtzig Meter von der Hauptkuppel entfernt schlängelte. Er war, aus gutem Grund, nur schwach beleuchtet. Außerdem enthielt er, ebenfalls aus gutem Grund, viele Kurven. Sie hörten, wie jemand die Steine aus dem Kamin brach, um ihnen zu folgen. Sten versuchte, nicht daran zu denken, wie viele Monate er an dem Monstrum gearbeitet hatte, oder an die schweren Felsbrocken, die er zu diesem Zweck vom Seeufer herbeigeschleppt hatte.
    Er dankte jedoch den Göttern der Paranoia von ganzem Herzen für die Eingebung, ohne das geringste Anzeichen von Gefahr einen Fluchtweg anzulegen. Wenn – nicht falls – die Jäger durchbrachen, waren Sten und Mahoney keine leichte Beute mehr. Die Verfolgung wurde durch die Lampen erschwert, ganz zu schweigen von den zahlreichen Windungen und Kurven, die auch eventuelle Explosionen abschwächten. Zusätzlich verhinderte die Enge des Tunnels, dass die Verfolger ihnen in großer Anzahl hinterher stürmen konnten.
    Natürlich konnten sie Gas einsetzen. Sten beruhigte jedoch das leise Summen der mächtigen Ventilatoren, die unablässig frische Luft hereinpumpten. Die Atmosphäre des gesamten Tunnels wurde alle paar Sekunden erneuert.
    Endlich erreichten sie

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