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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Anwesen der Urbans war ein riesiger, fast schlossähnlicher Stadtpalast in der Nähe des Präsidentensitzes. York lebte in diesem goldenen Käfig mit Dutzenden von Hausangestellten, die alle vom Geheimdienst überprüft worden waren. Und obwohl das Regierungsviertel rund um die Uhr streng bewacht wurde, hatte Erik Urban Angst um seinen Sohn. Es gab genug Feinde, die York entführen würden, nur um ihre politischen Ziele durchzusetzen. Das war den Worten seines Vaters nach auch der Grund, warum York das Haus nicht verlassen durfte – nicht einmal in Begleitung eines Agenten des Innenministeriums. Dumm war nur, dass sein Vater nie einen Zweifel daran gelassen hatte, Forderungen möglicher Entführer niemals nachzukommen, auch wenn dies den Tod seines einzigen Erben bedeutet hätte. York war sich nicht sicher, ob er den Richter dafür hassen oder bewundern sollte. Als Kind hatte York die Entscheidungenseines Vaters nie in Zweifel gezogen. Erst als er älter wurde und Fragen stellte, auf die er selten eine befriedigende Antwort erhielt, suchte er die Auseinandersetzung mit ihm, auf die der alte Mann höchst bemerkenswert reagierte. Denn statt cholerisch auf den Tisch zu hauen, machte sich der Richter die Mühe, York geduldig die komplizierte Situation zu erklären – was freilich wenig an der Lage änderte. Manchmal fragte sich York, wie sein Leben aussähe, wenn seine Mutter nicht so früh gestorben wäre. Er hatte sie nie kennengelernt. Für ihn war sie nur die vage Idee einer Person, die sehr stark gewesen sein musste. Sein Vater wäre bestimmt nicht mit einer Frau zusammen gewesen, die ihm nicht ebenbürtig war. York seufzte und starrte wieder auf das Blatt Papier. Die Zeit lief ihm davon. York schrieb die verlangte Antwort nieder und wandte sich der nächsten Aufgabe zu.
    Beschreiben Sie in einigen kurzen Sätzen das Wirtschaftssystem Morlands .
    York zupfte sich am Ohrläppchen und schaute zu Herrn Diffring, seinem Hauslehrer, auf, der an seinem Tisch saß und in irgendwelchen wissenschaftlichen Zeitschriften blätterte, doch von ihm konnte er keine Hilfe erwarten. Das wäre so, als bäte ein zum Tode Verurteilter seinen Henker um eine Kopfschmerztablette. York versuchte, sich das ins Gedächtnis zu rufen, was Diffring ihm in vielen Stunden einzutrichtern versucht hatte.
    Morland war noch immer ein Agrarstaat auf dem beschwerlichen Weg zur Industrienation. Die einzigen nennenswerten Erzvorkommen gab es in Morvangar und der Ostprovinz. Kohle und Öl waren so knapp, dass man sie inder Regel nicht blind verfeuerte, sondern als Ausgangsstoff für die chemische Industrie nutzte. Wenn es um Verbrennung ging, war man auf Erdgas oder Holz angewiesen.
    Handel spielte eine untergeordnete Rolle. Morland war wirtschaftlich protektionistisch und politisch isolationistisch. Die Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarländern hielten sich in Grenzen, da die Einfuhrzölle exorbitant hoch waren, was zur Folge hatte, dass der Schmuggel an Morlands Grenzen in den letzten Jahrzehnten beängstigend zugenommen hatte.
    Nenne die drei größten Erfindungen der letzten hundert Jahre und begründe deine Entscheidung.
    York grinste zu Diffring hinüber. Diese Aufgabe war einfach. Da war zum Beispiel der Telegraf zur optischen Nachrichtenübermittlung. Dazu standen die Stationen je nach Geländebeschaffenheit und Sichtverhältnissen zwischen fünf und acht Meilen auseinander. Mit einem Fernrohr konnte man die Zeichen der Nachbarstation noch zweifelsfrei erkennen, diese dann an der eigenen Station genauso einstellen und sie so ohne Umwege an die nächste Station weitergeben. Obwohl York mit dieser Erfindung groß geworden war, faszinierte es ihn, wie klein die Welt durch diese Art der Kommunikation geworden war.
    Die zweite Erfindung waren die Luftschiffe, die seit vier Jahren einen regelmäßigen Personenverkehr zwischen Morland und seinen Nachbarländern aufrechterhielten. Als Auftriebsgas benutzte man Wasserstoff, was zwar recht gefährlich war, doch hatte es bis jetzt noch keine schwerwiegenden Unfälle gegeben.
    Es war Yorks größter Wunsch gewesen, ein mal Kapitän eines solchen Luftschiffes zu werden, aber der Traum war unerfüllbar, das wusste er. Yorks Weg war von der Familientradition vorherbestimmt. In zwei Jahren würde er die Universität von Lorick besuchen, um dort wie sein Vater Recht, Staatskunde und Philosophie zu studieren.
    Die dritte Erfindung war eher eine Entdeckung, die ein gewisser Jan Delatour gemacht hatte und die

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