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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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gegen den Gestank nach verdorbenem Fisch, den dieser Mann verströmte. Vor ihr stand ein Mensch, der tot war, es aber noch nicht wusste. Ein lebender Leichnam.
    Plötzlich stöhnte Visby auf, als litte er unsägliche Schmerzen. Er schluchzte sogar ein-, zweimal, nur um sich dann mit einem gezwungenen Lächeln zusammenzureißen.
    »Ihr lieben Kinder, warum tut ihr das?«, jammerte er schrill. »All das Vertrauen, das ich in euch gesetzt hatte, ist von euch auf eine solch schäbige, solch niederträchtige Weise missbraucht worden. Ihr lasst mir keine andere Wahl, als mit aller gegebenen Härte vorzugehen. Ich kann nicht zulassen, dass einige faule Äpfel den ganzen Korb verderben.« Er drehte sich um und ging wieder zur Tür zurück, wo er sichnoch einmal umdrehte. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt«, sagte er den Wachmännern.
    Immer zu zweit nahmen sie sich jeweils ein Kind vor, drehten ihm die Arme auf den Rücken und führten es ab wie einen Schwerverbrecher.
    Niemand hatte mit dieser Härte gerechnet, noch nicht einmal Egino, der sichtlich geschockt auf seinem Platz saß und sich nicht rührte. Und auch Tess hatte geglaubt, dass man sie so lange im Speisesaal festhalten würde, bis sie nachgaben. Sie wusste nicht, welcher Teufel sie ritt, als sie plötzlich auf den Tisch sprang und die Arme hob.
    »Hört auf damit«, schrie sie. »Merkt ihr nicht, dass ihr den Befehlen eines Irren folgt? Ihr macht euch zu Vollstreckern eines Wahnsinnigen!«
    Die Wachen hielten irritiert inne, und für einen kurzen Moment glaubte sie, dass die Männer tatsächlich ihr Tun überdachten. Aber dann brach die Hölle los. Ohne Rücksicht begannen sie die Kinder zu verprügeln. Die Jungen und Mädchen warfen sich auf den Boden, um davonzukriechen oder wenigstens ihre Köpfe vor den Knüppeln zu schützen. Egino und drei andere Jungs waren die Einzigen, die wirklich Widerstand leisteten, wenn auch nur kurz. Nach zehn Minuten war alles vorbei. Was dann geschah, bekam Tess nicht mehr mit, denn ein Schlag traf sie so hart am Kopf, dass sie bewusstlos zusammenbrach.
    Sie erwachte erst wieder im Keller. Man hatte sie zusammen mit Egino und zehn anderen Kindern in eine Zelle gesteckt, die so klein war, dass sie alle stehen mussten. Die, die zu schwach zum Stehen waren, wurden von den übrigengestützt, damit sie nicht umfielen. Die Luft war grauenvoll. Es roch, als hätte sich mehr als nur einer von ihnen in die Hose gemacht. Tess tastete ihre Stirn ab, wo eine taubeneigroße Beule pochte.
    »Noch alles an dir dran?«, fragte Egino scherzhaft, der sie noch immer fest umklammert hielt. Doch die Zuversicht war aus seiner Stimme verschwunden. Tess konnte deutlich die Angst heraushören.
    »Ja. Was passiert mit uns ?«, fragte sie und wunderte sich im gleichen Moment, dass sie selbst überhaupt keine Furcht verspürte. Sie merkte, dass Egino zitterte.
    »Jetzt knöpfen sie sich jeden einzeln vor. Offensichtlich will Visby ein Exempel an uns statuieren.«
    »Das kann er nicht machen. Wenn jemand draußen davon erfährt ...«
    »Wird es niemand weiter stören«, sagte Egino finster. »Für den Rest der Welt sind wir Abschaum. Was meinst du, warum man uns weggesperrt hat, obwohl wir nichts verbrochen haben? Es ist das schlechte Gewissen derer, die keine Verantwortung übernehmen wollen. Aus den Augen, aus dem Sinn.« Er lachte bitter. »Sieht so aus, als wollten sie das Problem ziemlich endgültig lösen. Aber ich habe nicht vor, von diesem Ziegenbock zur Strecke gebracht zu werden.«
    »Du willst ausbrechen und dich dieser Armee der Morgenröte anschließen?«, fragte Tess.
    »Ja«, sagte er. »Kommst du mit?«
    »Egino, du bist ein Traumtänzer. Für einen Ausbruch ist es reichlich spät, findest du nicht auch? Das hättest du früher planen sollen.«
    »Wer hat denn auch gedacht, dass es so schlimm werden würde«, sagte er leise.
    »Die ganze Idee mit dem Streik ...«
    »... war eine Schnapsidee, ich gebe es ja zu. Aber ich habe bereits einen anderen, viel besseren Plan, du wirst schon sehen. Hör zu ...«
    Weiter kam er nicht, denn die Tür der Zelle wurde aufgerissen. Grelles Licht fiel in den dunklen Raum. Tess hob die Hand, um ihre Augen zu schützen.
    »Egino Flemming?«
    »Ja?«
    Eine kräftige Hand packte ihn. »Mitkommen!«
    »Tess Gulbrandsdottir?«
    Tess trat zögernd einen Schritt vor.
    »Du kommst auch mit. Los, schlaf nicht ein.« Jemand fasste sie grob an der Schulter und zerrte sie hinaus in den Korridor, wo sie stolperte und der

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