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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Teppich gebreitet, den Erik Urban einmal vom Gouverneur der Ostprovinz geschenkt bekommen hatte.
    Obwohl dieser Raum in erster Linie repräsentative Zwecke erfüllte, strahlte er eine warme, solide Sicherheit aus. Yorks Vater sah es jedenfalls gerne, wenn sein Sohn hier seine freien Stunden verbrachte, um bei einer Tasse heißen Tee in einem der Romane zu blättern, die Erik Urban neben allen Fachbüchern auch besaß, aber wegen Zeitmangels nie gelesen hatte. Doch York hatte keine Lust auf Lektüre, und so fragte er sich, was er jetzt mit dem angebrochenen Tag anfangen sollte. Er konnte Olga bitten, ihm ein belegtes Brot zu machen, aber eigentlich hatte er keinen Hunger. York schritt seufzend die Bücherregale ab und legte den Kopf schief, um die Titel auf den Buchrücken besser lesen zu können. Die meisten Werke waren Abhandlungen zu juristischen Themen, auf einigen prangte sogar in goldenen Lettern der Name seines Vaters.
    York seufzte erneut, diesmal tiefer und von ganzem Herzen. Wäre ein Zuhörer zugegen gewesen, hätte er den Jungenvermutlich besorgt angeschaut, aber der Sohn des Richters war allein. Wie immer.
    Regelmäßig hatte er seinen Vater darum gebeten, ihn zumindest auf eines der Internate zu schicken, von denen Herr Diffring ihm erzählt hatte. Doch Erik Urban hatte diese Bitte immer entschieden abgelehnt.
    So gehörte die Langeweile zu Yorks alles bestimmendem Lebensgefühl. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt war das Personal, und das war ihm gegenüber aufgrund seiner Stellung natürlich recht zurückhaltend. Freunde hatte er jedenfalls nicht, er kannte überhaupt keine Jungen in seinem Alter. Auch wenn dieser Stadtpalast alle Annehmlichkeiten bot, die man für Geld kaufen konnte, so war das Haus seines Vaters für York nichts als ein goldenes Gefängnis.
    Plötzlich hörte er, wie in der Auffahrt ein Automobil zischend zum Stehen kam. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. York runzelte die Stirn. Der frühe Nachmittag war normalerweise nicht die Zeit, zu der sein Vater zurückkam. Und dennoch erkannte er ganz unzweideutig seine massige Gestalt, die aus dem Verschlag des Wagens sprang und mit wehendem Mantel die Treppe zum Portal hinauflief.
    »Wo ist mein Sohn?«, hörte er die donnernde Stimme. Irgendjemand antwortete ihm und dann eilten schon die schweren Schritte die Treppe hinauf zur Bibliothek.
    York erschrak. So aufgebracht hatte er seinen Vater noch nie erlebt. Er überlegte fieberhaft, ob etwas vorgefallen war, an dem er die Schuld trug, doch fiel ihm keine Verfehlung ein. In seinem Magen machte sich ein Anflug von Übelkeit breit. Irgendetwas stimmte nicht.
    Da wurde die Tür zur Bibliothek aufgerissen. Erik Urban stand schwer atmend im Türrahmen. Das schlohweiße Haar klebte ihm schweißnass auf der Stirn. Er hatte nicht einmal seine schwarze Amtsrobe abgelegt. Bevor York etwas sagen konnte, war der Vater bei ihm.
    »Schweig und hör mir zu!« Einen kurzen Moment sah York seinen Vater mit sich ringen, als wüsste er nicht, wie er das, was er sagen wollte, am besten in Worte kleidete. »Die Dinge stehen schlecht. In Kürze wird der Innenminister erscheinen, um sich mit mir zu ... unterhalten.« Das Zögern in seiner Stimme war nur kurz, aber unüberhörbar. »Ich möchte, dass du hörst, worum es in dieser Unterredung geht.«
    York erschrak. Normalerweise zog sein Vater eine rote Linie zwischen seiner Arbeit und seinem Privatleben. Noch nie zuvor hatte er mit ihm über Dinge gesprochen, die sein Amt betrafen.
    »Hast du mich verstanden?«, herrschte er York an und packte ihn an den Schultern. York nickte. Erik Urban runzelte die Stirn, als schiene er seinem Sohn nicht zu glauben. Er ließ ihn los, kletterte auf eine Leiter und zog ein Buch heraus. Dann griff er in die Lücke und es machte klick. Eine geheime Tür, die York noch nie zuvor bemerkt hatte, sprang auf.
    »Morländisches Staatsrecht, Band IV mit Kommentaren von Lew Horvitz. Merk dir das! Du bist jetzt der Zweite in diesem Haus, der von dieser Tür weiß.«
    »Was verbirgt sich dahinter?«, fragte York.
    »Ein kleiner Raum, der dazu gedacht ist, alles zu hören, was in der Bibliothek besprochen wird.« Erik Urban ergriffden Kopf seines Sohnes und gab ihm einen bärtigen Kuss auf die Stirn. »Egal, was geschieht, du gibst keinen Laut von dir. Hast du mich verstanden?«
    Sein Vater hatte ihn noch nie geküsst. York nickte verwirrt, doch Erik Urban wiederholte die Frage. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja. Das habe ich,

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