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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Länge nach hinschlug. Tess sah, wie Egino in einen Raum geführt wurde, wo zwei Männer mit hochgekrempelten Armen schon auf ihn warteten. Dann fiel die schwere Eisentür hinter ihm zu und es klang, als würde man einen Sargdeckel zuschlagen.
    Die Wache griff ihr ins Haar und zerrte sie mit einem Ruck auf die Beine. Tess schrie vor Schmerzen auf. Blendend heiße Wut überkam sie und verdrängte die lähmende Verzweiflung.
    »Fass mich nicht an!«, schrie sie. Der Mann, der die Statur eines Gleiswerkers hatte, flog in hohem Bogen durch die Luft, schlug gegen die Wand und blieb reglos liegen.
    Tess war einen Moment wie erstarrt. Dann rannte sie wienoch nie in ihrem Leben, die Treppe hinauf zum Korridor, der in die Eingangshalle führte. Niemand konnte sie festhalten, obwohl sich ihr immer wieder Männer in den Weg stellten, die doppelt so viel wogen und viermal so kräftig wie sie waren. Tess pflügte einfach durch sie hindurch, rannte über den Hof und hielt auf das Eingangstor zu.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so stark und unangreifbar gefühlt wie jetzt. Gierig sog sie die frische Luft ein und stieß einen Schrei aus, als sie sich vom Boden abstieß und sprang. Um sie herum schien die Luft zu glühen, doch das hinderte sie nicht daran, auf der anderen Seite des Tores weiterzulaufen. Erst als sie einen kleinen Park erreichte, spürte sie, wie schwer ihre Beine waren. Keuchend ließ sie sich unter einem Baum ins Gras fallen. Sie fühlte sich nicht müde oder gar erschöpft, ganz im Gegenteil. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich frei. Als sie sich dessen gewahr wurde, löste sich die ganze Anspannung in einem glockenhellen Lachen auf.
    Sie schaute sich um. Nach all dem Grau, in dem sie aufgewachsen war und das ihr Leben so sehr bestimmt hatte, waren die Farben der Blumen so berauschend wie ihr Duft. Tess legte sich auf den Rücken und betrachtete die Sonne durch das Blätterdach der smaragdgrünen Baumkronen, die sanft im Wind rauschte. Sie seufzte und schloss die Augen.
    Schlagartig waren die Bilder wieder da. Der wahnsinnige Visbg. Die Angst der Kinder, als sie von den Männern mit den Holzknüppeln abgeführt wurden. Egino, der in einen Raum geschleppt wurde, den er vermutlich nicht mehr lebendig verlassen würde. Und ihre eigene Flucht.
    Ihr Herz setzte aus, als sie sich die Einzelheiten wieder ins Bewusstsein rief. Tess erinnerte sich an den Mann, der gegen die Wand geschleudert wurde, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was eben passiert war. Sie richtete sich auf.
    Die anderen Wachen, die sich ihr in den Weg gestellt hatten! Keinem der Männer war es gelungen, sie festzuhalten! Und dann war sie einfach über die Mauer gesprungen ...
    Ein kalter Schauer lief Tess den Rücken hinab. Sie fühlte sich, abgesehen von dem überwältigenden Hunger, der in ihr nagte, nicht anders als sonst. Und dennoch spürte sie, dass sich mit dem heutigen Tag ihr Leben geändert hatte.
     
    ***

Beschreibe in einigen kurzen Sätzen Morlands politisches System unter Berücksichtigung der territorialen Gliederung.
    York Urban hatte den Kopf auf beide Hände gestützt und starrte das Blatt an, als wären die Prüfungsaufgaben in einer ihm unbekannten Sprache verfasst worden. Also, wie war das noch mal: Morland bestand aus fünf Provinzen. Da gab es Morvangar im Norden, Veskill im Westen, Sorgard im Süden, die namenlose Ostprovinz und den Bezirk von Lorick mit der gleichnamigen Hauptstadt mittendrin. Morland hat ein Zwei-Kammern-System. Einmal den Staatsrat, vertreten durch die Gouverneure, die die Interessen der Provinzen vertreten, und zum anderen das Parlament, dessen Angehörige alle fünf Jahre neu gewählt werden. Oberhaupt des Staates ist der auf ebenfalls fünf Jahre gewählte Präsident, zurzeitFrederik Begarell in seiner zweiten und damit letzten Amtsperiode.
    York holte tief Luft und rieb sich die Augen. Gott, wie er diesen drögen Mist hasste. Wenn er wenigstens wie die anderen Jungs in seinem Alter eine normale Schule besuchen könnte, dann müsste er sich nicht alleine mit einem Privatlehrer herumschlagen, der so humorfrei wie die Schulbücher war, mit denen er arbeitete. Wen interessierte schon das politische System Morlands? Nach allem, was er von seinem Vater erfahren hatte, war ohnehin alles nur eine jämmerliche Scharade. Und es gab kaum einen Mann im Lande, der sich in derlei Dingen besser auskannte als Erik Urban, denn Yorks Vater war der oberste Richter Morlands.
    Das

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