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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Vater.«
    »Gut. Und noch etwas.« Richter Urban holte aus seiner Hosentasche einen Schlüssel, der an einer silbernen Kette hing. »Der gehört zu einem Schließfach.«
    »Einer Bank?«
    Sein Vater lächelte grimmig. »Banken vertraue ich schon lange nicht mehr. Nein, er gehört zu einem Schließfach in der Zentralstation. Dort findest du etwas, was für dich sehr wichtig sein wird. Wenn mir etwas zustößt, wirst du dort hingehen.«
    Angst stieg in York auf. Was hatte das zu bedeuten? Doch er hatte keine Zeit mehr nachzufragen.
    Ein weiteres Automobil kam den Kiesweg hinaufgefahren. Es war leiser als der Dampfwagen des Richters. York vermutete, dass es die Limousine des Innenministers war. Auf einmal bekam York eine Ahnung, in welcher Gefahr sich sein Vater befinden musste. Eilig betrat er die kleine Kammer, die gerade einmal so groß war, dass er aufrecht darin stehen konnte. Hastig wurde die geheime Tür hinter ihm geschlossen. Für einen kurzen Moment überkam York eine überwältigende Platzangst, aber nachdem er dreimal tief durchgeatmet hatte, war das Gefühl der Beklemmung verschwunden.
    Es klopfte.
    »Ja«, rief Erik Urban barsch.
    Die Tür wurde geöffnet. »Herr Richter, der Herr Innenminister ist gerade angekommen«, sagte eine hohe Stimme, die unzweifelhaft Egmont, dem Privatsekretär seines Vaters, gehörte und so perfekt zu seiner dürren, spinnenartigen Gestalt passte.
    »Schicken Sie ihn hoch.«
    Egmont schien zu zögern.
    »Was ist denn?«, fragte der Richter ungeduldig.
    »Wäre es nicht angebrachter, wenn Sie den Herrn Minister unten in der Halle empfingen?«
    York hörte das Klirren von Glas und ein leises Gluckern. Sein Vater schenkte sich einen Branntwein ein. »Der Mann hat zwei gesunde Beine.«
    York fiel auf, dass durch einen Spalt Licht in sein Versteck fiel. Er bückte sich und spähte hindurch.
    Sein Vater hatte es sich auf einem der Sofas bequem gemacht. Die Fliege seines Hemdes war gelöst und der Kragenknopf geöffnet. In der rechten Hand hielt er ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Wenn dies ein offizieller Besuch Norwins war, tat Urban alles, um den zweitmächtigsten Mann im Staat vor den Kopf zu stoßen.
    »Der Herr Minister«, sagte Egmont von der Tür her. Urban schaute auf, machte aber keine Anstalten, den hochgestellten Besuch persönlich zu begrüßen.
    »Kommen Sie«, rief er von seinem Sofa aus. »Setzen Sie sich! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Besten Dank, aber ich muss ablehnen«, sagte eine Stimme, die so dünn war, dass sie wie ein Flüstern klang.
    Die Schritte kamen näher. Elias Norwin war ein Mann, der die sechzig schon weit überschritten hatte. Im Gegensatz zum kräftig gewachsenen Urban war der Innenminister sehr dünn. Dabei war sein Körper gespannt wie die Sehne eines Bogens. Er strahlte eine krankhafte Gesundheit aus, wie man sie nur durch Askese erlangen konnte.
    »Schade. Sie wissen nicht, was Ihnen entgeht.« Urban leerte sein Glas in einem Zug. »Was haben Sie mir denn da mitgebracht?« Er deutete auf ein dunkles Holzkästchen, das Norwin unter seinem Arm trug. »Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, könnte man vermuten, dass es ein paar Zigarren von den Ladinischen Inseln sind. Aber Sie haben in Ihrem ganzen Leben noch nie geraucht, nicht wahr? Sie kennen nur Dienst und Pflichterfüllung.«
    »Und darauf bin ich stolz.«
    »Ja, darauf verwette ich meinen dicken Hintern«, murmelte Urban und schenkte sich noch einmal das Glas voll. »Wie geht es dem Präsidenten?«
    »Gut.«
    »Ärgert er sich noch immer darüber, dass es für ihn keine dritte Amtszeit gibt?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Leider bietet die Verfassung Morlands kein Schlupfloch. Unsere Staatsgründer haben wenigstens in dieser Hinsicht gute Arbeit geleistet.«
    »Ja, das haben sie.«
    »Natürlich könnten Sie versuchen, in beiden Kammern eine Zweidrittelmehrheit zu erreichen, dann wären Sie in der Lage die Verfassung ganz nach Ihrem Geschmack zu verändern.Aber dazu fehlt Ihnen das Geld, nicht wahr? Der Preis eines Abgeordneten ist ziemlich gestiegen. Besonders, wenn es um ein so wichtiges Thema wie die Verfassungswidrige Wiederwahl des Präsidenten geht.«
    Norwin lächelte nur dünn.
    »Seit drei Monaten bearbeiten Sie mich nun schon, Ihnen im Gestrüpp der Gesetze, Verordnungen und Erlasse einen Weg zu schlagen, der zu seinem Machterhalt führt. Aber das hat leider nicht funktioniert. Wissen Sie, ich bin nämlich ein über zeugter Verteidiger der

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