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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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»Dann verschwand sie und ließ dich zurück.« Die Empörung darüber war ihr noch immer anzuhören. »Sie hat nichts zurückgelassen, was einen Hinweis darauf gäbe, was ihr Ziel war. Keinen Brief, keine Nachricht an ihren Sohn, dem sie gerade erst das Leben geschenkt hatte. Sie hat sich wie ein Dieb in der Nacht einfach davongestohlen.«
    »Vermutlich hatte sie ihre Gründe«, sagte Hakon, der selbst überrascht war, diese Worte von sich zu hören. »Immerhin musste sie davon ausgehen, dass sie ihre Begabung an mich weitervererbt hat. Wenn sie auf der Flucht war, hatte sie nach einem Versteck gesucht, wo sie mich zur Welt bringen konnte, um dann alleine weiterzuziehen.«
    Boleslav schnaubte verächtlich. »Nein, tut mir leid, dafür habe ich kein Verständnis. Deine Mutter hatte eine Verantwortung, und sie hat sich ihr nicht gestellt.«
    Hakon schwieg. Vielleicht irrte sich sein Vater. Vielleicht hatte Irina Koroljowa verantwortlicher gehandelt, als sie alle ahnen konnten.
     
    ***

Hagen Lennart hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blinzelte hinauf in den blauen Himmel, von dem eine Sommersonne schien, die den Hügel, auf dem sie lagen, in ein weiches Licht tauchte. Die Knie seiner Hose hatten Grasflecken, die obersten Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet und die Ärmel nach oben gekrempelt. Maura und Melina, seine Kinder, seine Herzenszwillinge, sein Daseins zweck, spielten ausgelassen Fangen und quietschten immer wieder laut auf, wenn die eine die andere am Saum ihres Kleides erwischt hatte. Hummeln taumelten summend durch die Luft. Einige Vögel saßen in den Bäumen und schimpften, als wären sie mit diesem perfekten Tag ganz und gar nicht einverstanden. Silvetta lag neben ihm, den Kopf auf die Hand gestützt. Sie schaute ihn verliebt an, wie sie es seit Jahrennicht getan hatte, und Lennart fielen auf Anhieb ein Dutzend Dinge ein, die er in diesem Moment am liebsten mit ihr angestellt hätte.
    Er seufzte, drehte sich zu ihr um und spielte mit ihrem roten Haar, wickelte es um seinen Finger und zog sie zu sich hinab, um ihr einen langen Kuss zu geben. Ihre Lippen waren nur einen Atemzug voneinander entfernt, als er das überwältigende Gefühl eines Déjà-vus verspürte. Er erwartete, dass jetzt in diesem Augenblick eine Klingel schrillen müsste, aber bis auf das Zwitschern der Vögel und das ausgelassene Kreischen der Kinder blieb es still.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Silvetta und lächelte noch immer honigsüß. »Du siehst aus, als hättest du Angst, von einer Sekunde auf die andere aus dem Paradies vertrieben zu werden.«
    »Oh Gott«, sagte Lennart und lachte. »Hat mein Gesicht solch einen schuldbewussten Ausdruck?«
    »Nicht schuldbewusst, nur erschrocken. Was ist heute Morgen geschehen?«, fragte sie.
    Normalerweise erzählte er Silvetta nie von seiner Arbeit. Meist machte er das im Dienst Erlebte mit sich selber aus. Lennart war zwar weit davon entfernt, mit seiner Familie in einer perfekten Welt zu leben, doch er fand, dass weder seine Frau und schon gar nicht die Kinder mit dem Schmutz in Berührung kommen sollten, den er jeden Tag sah. Aber seit dem Besuch des Staatssekretärs hatten sich die Dinge geändert.
    »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll«, sagte er vorsichtig. »Ich habe das Gefühl, dass man mich benutzt.«
    »Ist es dieser Magnusson?«, fragte Silvetta sofort.
    Lennart nickte und setzte sich auf. »Man hat mich auf diese kopflosen Leichen angesetzt, die in der letzten Zeit gefunden worden sind. Das Ministerium kommt nicht weiter und ich befürchte, dass man mich nur befördert hat, um im passenden Moment einen Sündenbock präsentieren zu können. Zurzeit interessiert sich die Presse mehr für den Bombenanschlag in der Fastingsallee, deswegen stehen wir nicht mehr in der Schusslinie. Aber das wird sich spätestens dann ändern, wenn der nächste Tote gefunden wird.«
    »Dann bitte um Versetzung«, sagte Silvetta, die einen Apfel geschält hatte und nun ihrem Mann eine Hälfte reichte. »Das geht nicht«, sagte er und biss hinein.
    »Warum?«, fragte sie unschuldig.
    »Magnusson ist nicht irgendwer. Ihm untersteht die Innere Sicherheit.«
    »Oh«, machte Silvetta nur.
    »Genau: oh.« Lennart biss in seinen Apfel. »Wenn du so willst, hat mich der Kerl für seinen Geheimdienst rekrutiert, und den verlässt man erst, wenn man entweder in Pension geht oder in Erfüllung seiner Pflicht stirbt. Einen dritten Weg gibt es nicht.« Er schaute hinüber zu seinen

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