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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Nachmittag so warm, dass man ohne Jacke draußen sitzen konnte. Es würde noch anderthalb Stunden dauern, bis die Vorstellung begann, und so gaben sich die Familien der Jahrmarktstimmung hin. Ein dunkelhaariges Mädchen, drahtig und durchtrainiert, tanzte auf einem niedrig hängenden Seil, um eine Kostprobe der Kunststücke zu geben, die es später in der großen Manege zeigen würde.
    Ein dicker Mann mit pomadig glänzendem Haar, der so etwas wie einen rot geringelten Badeanzug trug und einen gewaltigen Schnauzer hatte, präsentierte sich als stärkster Mann der Welt, indem er kurze Eisenrohre verbog und fingerdicke Ketten sprengte. Lennart lächelte und fragte sich,wie man heutzutage jemanden mit solch einer billigen Nummer hinter dem Ofen hervorlocken konnte. Als er die vor Freude schreienden Kinder sah, darunter auch seine Töchter, wusste er die Antwort. In diesem Alter konnte man sich noch über die kleinen Dinge freuen. Wenn er sie betrachtete, wusste er wieder, wie er sich selbst als Kind gefühlt und worüber er sich gefreut hatte. Eigentlich waren es dieselben Dinge gewesen. Es beruhigte Lennart, dass sich zumindest in dieser Hinsicht die Welt nicht verändert hatte. Und doch war etwas anders geworden: Es gab keine Sicherheit mehr. Plötzlich beschlich Lennart ein Gefühl der Beklommenheit.
    »Ach was«, versuchte er die düsteren Gedanken zu vertreiben.
    »Was sagst du?«, fragte Silvetta.
    Lennart schreckte aus seinen Gedanken auf. »Ich habe gerade gedacht, dass wir Glück haben.« Er legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wo sind die Kinder?«
    »Hinten bei den Wagen, wo der Tanzbär ist«, sagte Silvetta.
    »Dann besorge ich schon mal die Karten. Die Vorstellung beginnt in einer Stunde und es wäre schade, wenn wir sie verpassen würden, weil sie ausverkauft ist.«
     
    ***

Je näher der späte Nachmittag heranrückte, desto nervöser wurde Hakon. Dabei war es ein perfekter Tag: Die Sonne schien von einem makellosen Himmel, es war warm undschon um die Mittagszeit war die Mehrzahl der Karten verkauft worden. Bis zur Vorstellung würde auch noch der Rest über den Tresen des kleinen Kassenhäuschens gegangen sein. Damit war der Zirkus fürs Erste gerettet. Selbst der Ortsvorsteher, der dem Ganzen ziemlich skeptisch gegenübergestanden hatte, sonnte sich nun im Glanz des anstehenden Ereignisses. Natürlich war keine Rede mehr von der gefälschten Bewilligung. Entweder hatte der Beamte des Meldeamtes den Schwindel nicht bemerkt oder aber Stokkebys Drohung, die Unterlagen überprüfen zu lassen, war eine Finte gewesen.
    Vielleicht gab es aber auch noch eine dritte Möglichkeit, und die ließ Hakon frösteln. Dieser Swann hatte den Eindruck erweckt, machtvoller als ein normaler Polizist zu sein. Immerhin gehörte er zum Geheimdienst, der nach dem Bombenanschlag in Lorick nach den Drahtziehern des Attentates suchte. Und er verfügte ebenfalls über eine magische Gabe.
    Den ganzen Tag hatte Hakon Ausschau nach dem Glatzkopf gehalten, ihn aber nirgendwo gesehen, was ihn jedoch keineswegs beruhigte. Hatte der Kerl nicht gesagt, er würde nach der Vorstellung kommen? Hakon spürte, dass dieser Mann gefährlich war und sie auf der Hut sein mussten.
    Hakons Eltern waren mit anderen Dingen beschäftigt. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass von dem Agenten eine Gefahr für sie ausging, schließlich hatten sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Na ja, die Pässe waren abgelaufen, aber das war ein Problem, das man mit einem Stempel einfach aus der Welt schaffen konnte. Dennoch wurde Hakondas Gefühl nicht los, dass der Tag, der so leicht und sommerlich daherkam, in einer Katastrophe enden würde.
    Schon am frühen Vormittag hatte er zusammen mit den anderen den Zirkusvorplatz zu einem kleinen Vergnügungspark umgebaut, der vor allen Dingen die Kinder ansprechen sollte. Es gab einen kleinen Streichelzoo mit Beutelziegen, Hängebauchschweinen und Zwerglamas, die alle zu Hesekiels Bestand gehörten und manchmal auch in der Manege ihre Kunststücke zum Besten gaben. Rosie und Marguerite bedienten den Zuckerstand, während Nadja und ihre Eltern kleine Kunststücke vorführten. Früher hatten sie Hakon immer in ein Hasenkostüm gesteckt, was für ihn eine entsetzliche Tortur war, denn man konnte das Fell nicht waschen. Sobald man in diesem Ding schwitzte, und das geschah augenblicklich, dünstete der Pelz einen solch widerlichen Gestank aus, dass Hakon mehr als einmal beinahe in

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