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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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deines Frisierschrankes ist für Papa schon lange kein Geheimnis mehr.« Dann wandte er sich an Nadja. »Du hast vom Zirkus die Schnauze voll. Bevor du dir die Lungenentzündung eingefangen hast, warst du kurz davor, uns zu verlassen. Du hast nur das Wichtigstein deinem kleinen Rucksack verstaut.« Hakon stand auf und riss die Matratze ihrer Koje hoch. »Reicht das?«, rief er, als er auf das Bündel zeigte, das noch immer unter dem Lattenrost lag. »Wollt ihr noch mehr Beweise? Glaubt mir, ich habe erst an der Oberfläche gekratzt.« Mit Bestürzung bemerkte Hakon, wie gemein und verletzend seine Stimme klang.
    Alle schienen wie gelähmt, Hakon keuchte schwer. Boleslav sackte in sich zusammen und sah auf einmal wie ein gebrochener Mann aus, der es nie wieder wagen würde, seiner Frau in die Augen zu schauen.
    »Bitte zwingt mich nicht dazu weiterzugraben«, fuhr Hakon fort. »Ich will eure Geheimnisse gar nicht wissen. Sie interessieren mich nicht. Sie gehen mich nichts an. Und sie zerreißen mir das Herz. Aber ihr müsst mir glauben, dieser Swann ist gefährlich. Wenn er heute Abend kommt und nach der Vorstellung seine Lieferung zustellt, dann wird das der Anfang vom Ende sein.«
    Noch immer sagte sein Vater nichts. Es war seine Mutter, die das Schweigen brach. »Du bist ein Eskatay«, sagte sie mit rauer Stimme. Sie versuchte, ihre zitternden Hände in den Taschen ihres Kleides zu verstecken.
    »Was zum Teufel ist ein Eskatay?«, fragte Hakon aufgebracht. Er witterte hinter dem Satz ein Ablenkungsmanöver, das seine Wut ins Leere laufen lassen sollte.
    »Du hast magische Fähigkeiten«, sagte sie scheinbar ruhig, doch ihre Stimme bebte.
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«, fragte Hakon verwirrt, aber dann erstarrte er. Ohne dass seine Mutter ein weiteresWort sagen musste, verstand er, was es bedeutete. Und es offenbarte sich ihm noch etwas anderes.
    »Nein«, flüsterte er. »Das ist nicht wahr!«
    Vera Tarkovskaya wurde blass. »Doch. Das ist es.«
    »Was ist wahr?«, fragte Nadja, die die nervösen Blicke ihrer Eltern bemerkte. »Verdammt, diese Familie und ihre ewigen Heimlichtuereien hängen mir dermaßen zum Hals heraus! Sagt mir endlich, was hier los ist!«
    »Ganz einfach«, sagte Hakon aufgebracht. »Du bist nicht meine Schwester.«
    Nadja ruckte hoch, als hätte sie etwas gebissen. »Was soll das heißen? Dass meine Eltern nicht meine Eltern sind?«
    »Nein«, antwortete Hakon. »Dass sie nicht meine Eltern sind.«
    Ihr Besteck fiel klappernd auf den Teller.
    »Hakon hat Recht«, sagte Vera leise. »Er ist nicht unser Sohn.« Boleslav wischte sich den Mund ab und warf die Serviette wütend auf den Tisch. Aufgebracht schob er den Teller von sich fort und wandte sich ab. Er wagte es offenbar nicht, Hakon in die Augen zu sehen.
    »Wer sind dann meine Eltern?«
    »Wer dein Vater ist, wissen wir nicht«, sagte Boleslav nach einer Weile. »Deine Mutter, ihr Name war Irina Koroljowa, hatte ein Engagement bei uns.«
    »Als was?«, wollte Nadja wissen.
    Hakon lächelte müde. »Kannst du dir das nicht denken?« »Sie führte Zaubertricks auf?«, riet Nadja.
    Boleslav nickte. »Ziemlich gute sogar. Ihr Hauptakt war das verschwundene Schwein. Bis heute weiß ich nicht, wie esihr gelang, dieses Vieh von der Bühne zu zaubern. Aber mittlerweile habe ich eine Ahnung.«
    »Sie war auch ein Eskatay?«, fragte Hakon, obwohl er die Antwort schon wusste. Boleslav nickte wieder.
    »Wie sah sie aus? Wo kam sie her?« Die Fragen sprudelten jetzt aus ihm heraus. »Gibt es noch mehr Koroljows ?«
    »Lies meine Gedanken«, sagte Vera leise. »Wenn du wissen willst, wie sie aussah, werden dir Worte alleine nicht weiterhelfen.«
    Hakon schaute ihr in die Augen und nach einigen Augenblicken begann er zu lächeln.
    »Oh bitte, lasst mich nicht dumm sterben«, sagte Nadja. Sie war jetzt ganz zappelig.
    »Sie war schön«, sagte Hakon. Seine Stimme klang so, als ob sich sein Geist an einem anderen Ort befand, und wahrscheinlich traf das den Nagel so ziemlich genau auf den Kopf. »Sie hatte große hellgrüne Augen und ihr Haar war lang und blond. Sie trug es immer zu einem dicken Zopf geflochten. Meine Mutter war nicht sonderlich groß, eher klein und zart.«
    »Aber sie war stark«, sagte Boleslav. »Obwohl sie nicht so aussah, packte sie an wie jeder andere.«
    »Sie war jung. Sehr jung, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Ihr wahres Alter hat sie uns nie verraten«, sagte Vera. »Und ich glaube, dass Irina Koroljowa

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