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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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der Blume riechen. Swann wurde zu einem Telepathen und etwas Seltsames geschah. Seine Gabe ging auch auf mich über. Wir beide bildeten den Kern eines Kollektivs, das später auf zwölf Personen anwachsen sollte. Wir versuchten weitere Menschen zu infizieren und mussten feststellen, dass nicht jeder diese Sporen vertrug. Ungefähr die Hälfte aller Infizierten starb, die andere verwandelte sich und übertrug ihre Gaben ebenfalls auf mich. Diese Fähigkeiten waren so verschieden wie die Eskatay, die sie entwickelt hatten. Noch waren es wenige. Aber mit einer steigenden Anzahl Infizierter erhöhte sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand neben Telepathie und Levitation auch ganz besondere Fähigkeiten, die sogenannten Schlüsselgaben, entwickelte.«
    Begarell zog die Sonde aus Yorks Kopf und ging damit zu einem metallischen Kasten, der wie ein kleiner Backofen aussah. York vermutete, dass das Gerät zur Untersuchung der Zellprobe diente, die Begarell ihm soeben entnommen hatte.
    »Noch im selben Winter kehrte ich an den Ort der Katastrophe zurück«, sagte Begarell. »Dort barg ich die Leiche meiner Tochter, um sie an einen sicheren Ort ins ewige Eis der Polarregion zu bringen. Dann machte ich mich daran, die Staatsführung zu übernehmen.«
    Begarell betätigte einige Knöpfe und die Vorrichtung erwachte zum Leben. Sichtlich zufrieden entfernte er den Mundschutz, wusch sich die Hände und setzte sich neben York auf einen Stuhl, wo er einen kurzen Blick auf seine Taschenuhr warf.
    »Doch es traten Schwierigkeiten auf. Ich musste die Blumen vermehren, wusste aber nicht wie, bis Mersbeck auf die Idee mit dem Rhodium kam. Doch die anderen Probleme ließen sich nicht lösen: Weiterhin starben fünfzig Prozent der Infizierten. Der Rest wurde unfruchtbar. Damals begann ich, mich mit morländischer Geschichte zu beschäftigen. Vor sechstausend Jahren hatte ein Krieg diese Welt heimgesucht, den viele für eine bloße Legende halten. Eine Legende, die ihren Schrecken bis heute nicht verloren hat. Verschiedene archäologische Funde deuteten darauf hin, dass der Kampf zwischen Menschen und Eskatay wirklich stattgefunden hatte. Und so fragte ich mich: Wenn Teile der Menschheit diesen fürchterlichen Krieg überlebt hatten, was war dann aus den magisch Begabten geworden? Eine Reihe alter Aufzeichnungen ließen in mir den Verdacht aufkeimen, dass die Magie nicht völlig ausgemerzt war. Noch vor fünfzig Jahren lebte in der Grusina eine Frau mit ihrer Tochter. Von dieser Frau erzählt man sich Abenteuerliches: dass sie fliegen konnte, Männer behexen und dergleichen mehr. Eines Nachts hatte sich ein Mob vor ihrem kleinen Haus versammelt, um sie zur Rede zu stellen. Du weißt ja, wie Menschen sind. Schnell steigerte sich die Wut in Hass. Der erste Stein flog, eine Scheibe wurde eingeworfen, dann brannte auf einmal das Haus. Und die beiden Frauen? Bevor die Flammen sie erfassen konnten, erhoben sie sich in die Luft und verschwanden. Drei Tage lang gab es in den Zeitungen kein anderes Thema als die Rückkehr der Eskatay.« Begarell schwieg nachdenklich. »Ich gab Swann den Auftrag, allen Gerüchten nachzugehen, und er wurde fündig. Tatsächlich hatten einige Eskatay aus unerklärlichen Gründen den Krieg überlebt– und sie hatten sich danach verändert. Sie nannten sich nun ›Gist‹ und konnte im Gegensatz zu uns Kinder bekommen. Warum das so war, musste ich unbedingt herausfinden. Aber die Gist waren geschickt und ließen sich nicht so leicht fangen. Manche begingen Selbstmord, um ihr Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Ich muss zugeben, dass ich dem damals nicht mit dem nötigen Eifer nachgegangen bin. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte, aber zu der Zeit war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Ich musste das Tor zu dem riesigen Kuppelsaal öffnen. Du hast gesehen, was sich dahinter verbirgt.«
    York nickte.
    »Sag es mir.« Begarell lächelte mich freundlich an.
    »Das Archiv der alten Welt«, krächzte York.
    »Wunderbar. Glücklicherweise habe ich bei meiner kleinen Operation dein Sprachzentrum nicht zerstört«, sagte Begarell. »Das Archiv der alten Welt, richtig. Leider ist es größtenteils verfallen, doch einiges konnten wir rekonstruieren. Vor allen Dingen die gedruckten medizinischen Aufzeichnungen waren beinahe vollständig erhalten. Die Arbeit der wissenschaftlichen Stationen wurde dadurch beflügelt.«
    Er löste die Schrauben der Kopfklammer und öffnete die Gurte, mit denen York auf den Operationstisch

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