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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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keinen Sinn. Diese Welt verspottet jeden Glauben an Gott.«
    Ur-El nickte kaum merklich, als hätte er Angst, eine zu heftige Bewegung könne ihm den Kopf von den Schultern reißen. »Der Erkenntnisraum wird es dir offenbaren«, sagte er und setzte sich schwerfällig in Bewegung. Ka blieb noch einige Zeit stehen und beobachtete die Steine fressende Kreatur, die ihn unterhalb der Wasseroberfläche musterte, dann folgte er dem Erzenen.
    In der Ferne verdunkelten sich die Wolken, ein sanfter Nebel aus Gelb, Orange, Rot und Braun senkte sich auf die Felder und verschleierte den Horizont.
    »Es regnet«, stellte Ka fest, beeindruckt von dem farbenprächtigen Schauspiel. »Ist das Rost oder Sand?«
    »Blut«, klärte Ur-El ihn auf. »Das Blut, das auf Erden von euch vergossen wird. Es regnet in den Garten, und der Wind treibt Stürme aus seinem Staub über das Land. Wolken aus Blut verhüllen sein Antlitz und trüben seinen Blick …«
    Angewidert betrachtete Ka die Umgebung. Wo noch keine Schritte den Boden berührt hatten, bedeckte die Schicht aus getrocknetem Blut die Felder knöchelhoch. Während Ka seinen Blick schweifen ließ, brach Ur-Els rechtes Knie mit einem hässlichen Geräusch, worauf die Maschine stumm vornüberkippte. Bei dem Versuch, den Sturz mit den Armen abzufangen, riss ihr das linke Schultergelenk ab. Mit einem dumpfen Schlag schlug Ur-El auf dem Boden auf und zermalmte einen der gepfählten Thoraxe unter sich – wie schon so oft während dieses Marsches.
    Ka beugte sich über den Erzenen, um ihm zu helfen. In dem Moment, als er seine Muskeln spannte, um Ur-El auf den Rücken zu drehen, platzte die Haut über seinem Handrücken und das Fleisch über seinem rechten Arm fast bis auf die Knochen auf. Ka zuckte erschrocken zurück, irritiert darüber, keinen Schmerz zu spüren. Zähes, fast schwarzes Blut sickerte wie dickflüssiger Sirup aus der Wunde. Das offene Fleisch sah ungesund aus und wirkte ledrig, fast so, als sei Kas Körper völlig ausgetrocknet.
    Mühsam wälzte Ur-El sich auf den Rücken, griff nach seinem Arm und begann, die abgetrennte Extremität wieder an seiner Schulter zu befestigen.
    »Was geschieht mit mir?« Kas Stimme war tonlos. Mit den Fingerspitzen befühlte er die tiefen Risse in seiner Haut. Sein Fleisch fühlte sich an, als wäre es aus Wachs.
    »Die Wirkung der Rekonvaleszenz-Lösungen lässt nach«, erklärte Ur-El.
    Ka betrachtete seine Hände. »Und das bedeutet?«
    »Ohne Infusionen wird dein Körper degenerieren – und du wirst dich erinnern.«
    »Woran?«
    »An die Realität. Und du wirst die Schmerzen erfahren, die sich in dir angesammelt haben …« Die Maschine hatte ihren Arm provisorisch wieder anmontiert. Wie um seine Funktion zu testen, griff sie in ihren Brustkorb, zog Kas Akte hervor und überflog noch einmal ihren Inhalt.
    Etwas unangenehm Feuchtes rann Ka über das Gesicht. Er wischte es mit der Hand fort, doch es strömte weiter. Als er seine Stirn abtastete, erfühlte er ein fingerdickes Narbengeschwulst, aus dem weißlich-rote Flüssigkeit rann. An Kas Fingern klebte ein Haarbüschel.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Ur-El. Er verstaute die Schriftstücke wieder in seinem Körper, um sich seinem Kniegelenk zu widmen. »Es wird bald dunkel, und der Erkenntnisraum ist noch fern.«
     
    Kaum war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, nahm die Lufttemperatur rapide ab. Innerhalb weniger Minuten wurde es dunkel, und Ka musste sich am Umriss von Ur-Els Rücken orientieren, um nicht vom Weg abzukommen und womöglich ins Wasser zu stürzen. Er bewunderte die Hartnäckigkeit der Maschine, die ihn mit schweren, steifen Schritten führte. Dennoch schalt er sich einen Narren, Ur-El bis hierher gefolgt zu sein. Mit zunehmendem Unbehagen beobachtete er den Zerfall seines Körpers. Das Narbengeschwulst auf seinem Kopf wurde größer, die Haut spannte sich wie sprödes Pergament über sein wachsartiges Fleisch. Nicht selten in dieser Nacht verspürte er den Wunsch, einfach kehrtzumachen und zu versuchen, zurück ins Sanatorium zu gelangen. Doch die Gewissheit, es niemals alleine zu schaffen, entmutigte ihn. Es war zu weit, und dann waren da offenbar noch diese Schmetterlinge …
    Der Bach, dem sie nach wie vor folgten, wandelte sich im Laufe der Stunden zu einem kleinen Fluss, obwohl ihn keinerlei Nebenbäche speisten. Vielleicht, so überlegte Ka, mündeten zahllose Quellen direkt ins Flussbett und ließen das Wasser unbemerkt anschwellen.
    Als der Morgen

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