Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
tiefe, krächzende Stimme rief etwas Drohendes auf Kobe.
    »Klingt, als hätten sie einen Gargoyle geschickt«, deutete Byron den Dialekt.
    Ich sah abwechselnd vom Eingangsportal zu Byron. »Wer garantiert mir, dass du noch da bist, wenn ich zurückkomme?«
    »Ich kann dir nicht einmal die Gewissheit geben, dass du je wieder zurückkommst«, grinste der Schwarze. »Aber falls du es tatsächlich schaffst, bürge ich für deinen Schutz und bringe dich persönlich zu einem Ausgang aus diesem Inferno.«
    »Ist das eine weitere deiner selbstgerechten Lügen?«
    »Nein, ein Versprechen.« Er umfasste den etwa faustgroßen Gegenstand im Rucksack mit der Hand und sagte: »Mich interessiert nämlich brennend, wie dieses Ding hier funktioniert.«
    Ich starrte den Beutel an. Er konnte alles enthalten; einen Stein, ein widerliches kleines Untier oder tatsächlich den Schlüssel, der mir den Weg zurück in mein altes Leben öffnete. »Okay«, sagte ich. »Du hast gewonnen.« Ich stieg ein paar Stufen zu ihm hinab, bis ich mich mit ihm auf Augenhöhe befand. »Aber sollte ich zurückkommen und dich nicht mehr im Turm antreffen, werde ich dich durch die Stadt jagen!«, sagte ich. »Selbst wenn es bis zum Ende aller Tage dauern sollte. Das ist mein Versprechen!«
    »Klingt reizvoll«, grinste Byron mit einem Augenzwinkern. »Fast schon zu reizvoll. Der Mensch bleibt wohl ewig des Menschen Wolf.« Er machte auf dem Absatz kehrt und tänzelte die Stufen hinab. »Du hast Zeit bis es hell wird, Ägyptologe. Solltest du nicht rechtzeitig zurück sein, kann ich leider für nichts garantieren.« Und an die über uns lauernde Demuarsell gerichtet: »Begleite die beiden hinab zum Eingang. Ich kümmere mich solange um den Gargoyle.«
     
    Kurze Zeit später kauerte ich mit Elijah über einem quadratischen Loch, aus dem ein faulig stinkender Luftzug emporquoll. Wir befanden uns im Fundament des Turms, in einem winzigen, stickigen Raum weit unterhalb der Wasserlinie. Unter einer fußhohen Schicht aus Gesteinsstaub, der wirkte, als sei er absichtlich hier unten ausgestreut worden, war eine schwere, gusseiserne Metallplatte verborgen gewesen, die wir nur mit Hilfe von Demuarsells übermenschlichen Kräften anzuheben vermocht hatten. Darunter führte ein kaminartiger Schacht etwa acht Meter senkrecht hinab in einen diffus erleuchteten Raum, von dessen Boden man durch die Öffnung nur einen kleinen Ausschnitt erkennen konnte.
    »Sie haben sich die ganze Zeit über nicht dort hinuntergetraut?«, fragte ich den Rabbiner verblüfft.
    »Ha, dort hinunter schon! Das ist keine Kunst, junger Freund. Dort hinunter schon!«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Klettert hinab, macht Euch ein eigenes Bild …«
    Der Plan, den wir kurze Zeit später ersonnen hatten, war recht simpel: Ich würde an einem Seil aus Spinngewebe, das Demuarsell erzeugte und meine Knöchel umschloss, kopfüber in den Schacht hinabsinken, während der Spinnendämon den Strang Meter um Meter verlängerte. Besser gesagt: verlängern sollte. Kaum war ich zwei Meter tief gesunken, erklang über mir ein Geräusch, als reiße Sackleinen. Einen Herzschlag später befand ich mich im freien Fall.
    »Verzeihung, Süßer!«, vernahm ich noch Demuarsells spöttische Stimme, dann schlug ich auf.

 

     
     
    Es dauerte lange, bis Ur-El zu Ka aufgeschlossen hatte. Die beiden anderen Maschinen waren inzwischen so weit voraus, dass sie nicht mehr zu sehen waren. Ur-El hingegen war weitaus mehr in Mitleidenschaft gezogen, als Ka befürchtet hatte. Sein Schädel und die Regionen seines Körpers, an denen das blanke Metall durch die Kleidung schimmerte, sahen aus, als wären sie von Säure zerfressen worden.
    »Was ist passiert?«, fragte Ka.
    »Ein Schwarm der Schmetterlinge hat mich angegriffen.«
    Ka sah sich um, konnte aber weit und breit kein einziges Insekt entdecken. »Schmetterlinge?«, wiederholte er zweifelnd. Und als Ur-El nicht antwortete: »Und sie fressen Metall?«
    »Kein Metall«, entgegnete die Maschine. »Paseth. Sie absorbieren es, formen es zu ihresgleichen, um sich zu reproduzieren …«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Aus diesem Grund hat deine Maschine dich auf den Pfad geschickt«, teilte Ur-El mit. »Weil du in deinem Unverstand gegen sie ankämpfst. Du siehst Jaru mit eigenen Augen. Du akzeptierst sogar was du siehst. Aber du glaubst nicht daran.«
    Ka schüttelte heftig den Kopf. »Ich verstehe nicht, wieso das vermeintliche Paradies von Maschinen bevölkert wird. Das ergibt

Weitere Kostenlose Bücher