Morphogenesis
Gestalten. Im Inneren der Clayton-Krater fanden sich zudem zahlreiche Steinkreise, die von der Wissenschaft bisher noch nicht zeitlich eingeordnet werden konnten. Womöglich stammten sie von demselben rätselhaften Volk, das einst die Pyramide über dem erloschenen Vulkankegel errichtet hatte.
Während Károly, Rahmed und ich bemüht waren, irgendwo im Inneren des Bauwerks eine Antwort auf unsere Fragen zu finden, ging es mit meiner Gesundheit plötzlich rapide bergab. Es begann mit fürchterlichen Nacken- und Kopfschmerzen, dann folgte das Fieber. Das Letzte, an das ich mich erinnerte, waren Satzfetzen einer Unterhaltung zwischen Károly und Rahmed, wie man am geschicktesten einen Deckenversturz abtragen konnte, der dreißig Meter hinter dem Eingang den Stollen blockierte.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Mohad, nachdem ich die Augen wieder aufgeschlagen und ausgiebig gehustet hatte.
»Gut.«
»Gut? Bis heute Morgen glaubten wir, du würdest jeden Moment das Zeitliche segnen.«
»Es geht mir gut«, log ich. »Ehrlich.« In Wirklichkeit fühlte ich mich, als hätte man mich einhundert Kilometer durch die Wüste geritten. »Wie lange war ich weg?«
Károly zögerte, dann sagte er: »Vier Tage.«
»Vier Tage …?« Ich sah alle der Reihe nach an.
»Und Nächte«, ergänzte Mohad.
»Dein Fieber war so hoch, dass wir dir nachts unseren Kaffee auf den Bauch gestellt haben, damit er nicht kalt wird«, grinste Károly. »Du hättest mal sehen sollen, wie du geleuchtet hast, wenn man dich durch die Infrarotkamera betrachtete. Ich sag dir, das war extraterrestrisch!«
»Sehr witzig.« Ich setzte mich erneut auf, ohne dass mich jemand daran hinderte. »Mann, hab ich vielleicht einen Scheiß geträumt … Was ist überhaupt passiert?«
»Du bist unten im Stollen auf einmal umgekippt«, erklärte Rahmed.
Sein Bruder legte den Uräuskopf beiseite, rutschte vom erleichtert ächzenden Tisch und kam herüber. »Zuerst glaubten wir, es läge am Stickstoff, und du bräuchtest nur etwas frische Luft. Später, als das Fieber kam, dachten wir, du hättest vielleicht etwas von den giftigen Pilzen abgekriegt, die die Stollenwände bedecken. Dann operierte unser gelobter Feldarzt das hier aus deinem Nacken.« Er griff neben sich in ein Sideboard und holte einen verschlossenen Glasbehälter heraus, den er mir vors Gesicht hielt. Er war zu drei Vierteln mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt. In ihr schwamm ein dünner, fingerlanger Wurm.
Falls ich nicht bereits bleich war, dann wurde ich es jetzt. »Das … das ist nicht euer Ernst …« Ich schluckte. »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen, oder?«
»Tut mir Leid, Hype, aber dieser niedliche Kerl hatte sich in deinem Fleisch einquartiert. Es war kein Wespenstich, wie du dachtest, sondern ein Parasit.« Károlys Gesicht war ernst, nicht die geringste Spur von Humor lag in seinen Augen.
»Du kannst Re danken, dass du noch am Leben bist«, übernahm Rahmed das Wort. »Viele Archäologen und Grabräuber sind nicht mehr aufgewacht. Sehr viele …«
Ich starrte den toten Wurm an und strich über die noch immer schmerzende Schwellung an meinem Genick, von der ich angenommen hatte, sie rühre vom Stich einer Sandwespe her. »Was ist das?«
»Dracuncul peroria«, erklärte Mohad. Er stellte das Gefäß ins Sideboard zurück. »Seine Drüsen sind giftig. Wahrscheinlich hast du mit dem Kopf die Stollendecke berührt und ihn einfach mitgerissen. Oder er hat dich aus ein paar Metern Entfernung angesprungen. Wer weiß, wozu diese Viecher fähig sind …«
»Natürlich.« Ich versuchte, auf die Beine zu kommen. Károly stützte mich und bedachte mich mit einem tadelnden Blick. Ich ignorierte ihn. Vier Tage in der Horizontalen waren wirklich ausreichend. Ein Schwindelanfall, der mich in die Knie sacken ließ, legte sich nach wenigen Sekunden. Dann stand ich; unsicher zwar, aber ich stand. Unter aufmerksamen Blicken schlurfte ich zum Arbeitstisch, begutachtete den Uräuskopf, der das steinerne Haupt einer Kobra darstellte, und legte ihn schließlich in eine mit Tuch gepolsterte Box, wo er wahrscheinlich hingehörte. Schließlich streckte ich mich ausgiebig und drehte mich um. »Was, sagtet ihr, habt ihr gefunden?«
Mohad warf einen bedeutungsvollen Blick zu Károly und sagte: »Die Grabkammer – oder was auch immer …«
All ihr Protestieren nützte nichts. Nachdem ich mich gewaschen und die schweißdurchnässte Kleidung gewechselt hatte, bestand ich darauf, hinab in den
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