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Mortal Kiss

Mortal Kiss

Titel: Mortal Kiss
Autoren: A Moss
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klagenden Ruf eines Jagdhorns unterbrochen, dessen Töne durch den Wald drangen.

KAPITEL 52
    In der Falle
    D er Klang des Horns verstummte nicht. Es hallte gruselig und abschreckend durchs Lager. Jimmy erstarrte und erinnerte sich an das letzte Mal, wo er es so nah gehört hatte. Er entsann sich der Furcht, allein im Wald zu sein, und der schrecklichen gelben Wolfsaugen, als das Tier aus dem Dunkel auf ihn zugekommen war. Ihn schauderte. Die Biker dagegen waren hellwach, erhoben sich und fassten die Ränder des Lagers ins Auge.
    Und da waren sie! Dunkle, schleichende Umrisse, die sich im Schatten des Unterholzes hielten. Sie strichen am äußersten Rand des Feuerscheins herum, und nur da und dort blitzte ein gelbes Auge oder ein grellweißer Zahn auf. Jimmy drehte sich langsam um die eigene Achse und stellte fest, dass sie umzingelt waren. Als Joe ihm eine Hand auf die Schulter legte, schrak er zusammen.
    »Keine Panik « , mahnte ihn Joe. »Die greifen nicht an … noch nicht. Mercy will etwas .«
    Wieder erklang das Jagdhorn, und ein Schimmel glitt aus dem Wald. Er trug eine alte Kampfrüstung, deren schwarzes, graviertes Metall Bug und Flanken schützte. Sein Reiter trug ebenfalls Rüstung. Das Pferd schritt stolz voran und hielt direkt auf Joe Crowley zu. Die misstrauischen Biker umkreisten ihren Anführer und seinen Besucher und waren deutlich entschlossen, Joe zu verteidigen.
    Der Schimmelreiter öffnete sein Visier, und erschrocken erkannte Jimmy Sergeant Wilson. Der Polizist zog etwas aus einer reichverzierten Satteltasche und warf es Joe stumm zu.
    Es war ein silberner Spiegel. Joe hielt ihn hoch, und Jimmy war nah genug, um Eisblumen darauf entstehen zu sehen. Und plötzlich schimmerte Mercy Morrows wunderschönes Gesicht auf dem Spiegelgrund auf. Sie lächelte.
    »Joe Crowley « , flüsterte sie. »Das ist lang, lang her .«
    »Und doch nicht lang genug « , gab Joe zurück.
    Mercy zog einen kleinen Schmollmund, als wäre dies nur ein Spiel und sie am Verlieren. »Ach komm schon, Joe. Du würdest mich vermissen, wenn es mich nicht gäbe. Ich weiß, dass du mich sogar jetzt vermisst .«
    »Da täuschst du dich. Wie du dich immer getäuscht hast, Mercy … über so vieles .«
    Mercys Augen blitzten vor Wut kurz auf, und das Eis auf dem Spiegel wurde dicker. »Na, warten wir ab, ob ich diesmal nicht recht habe. Du weißt inzwischen, dass ihr zwei, du und unser kostbarer Sohn, in einer von mir gestellten Falle sitzt. Als ich das Gesicht dieser Faye zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass Finn von ihr genauso bezaubert sein würde wie von seinem letzten Schwarm vor Jahrhunderten. Du hättest klüger sein und einen Weg finden sollen, die beiden getrennt zu halten. Das Ende ist nah, Joe Crowley, und du selbst hast es verschuldet. Doch ich biete dir eine Wahl. Komm zu mir zurück. Komm zurück und sei wieder mein. Dann lasse ich dich und den Sohn, den du mir geraubt hast, am Leben .«
    Joe schwieg, und Jimmy glaubte einen schrecklichen Moment lang, er würde Mercys Angebot überdenken. Doch dann schüttelte der Biker entschieden den Kopf. »Niemals, Mercy. Lieber würde ich bis in alle Ewigkeit in Annwn Qualen leiden, als wieder dein Sklave zu sein .«
    Für einen Sekundenbruchteil sah Jimmy etwas wie Trauer in Mercys kaltem Blick, doch dann packte sie eine so brennende Wut, dass das Eis auf dem Spiegel verdampfte.
    »Dann, Joe Crowley, hast du dein Schicksal besiegelt … und das der deinen .«
    Das Licht im Spiegel erlosch, das Gesicht verschwand. Plötzlich knurrte es von allen Seiten, da Mercys im Wald verteiltes Jagdrudel einen Kampf witterte.
    Joe stieß einen Befehl aus, und sofort begannen sich die Biker zu verwandeln. Jimmy sah sie mit schmerzverzerrter Miene auf die Knie fallen. Ihre Haut veränderte sich, und allen wuchs ein Fell. Ihre Gesichter wurden zu Masken, rissen auf und offenbarten den Wolf darunter. Joe wandelte sich nicht, und Jimmy sah ihn hinter den Wölfen Posten beziehen, als wollte er ihr Handeln kommandieren. Binnen Sekunden waren Joe, Lucas und Jimmy die einzigen Menschen im Lager, während zwei Wolfsrudel ihr hungriges Jaulen durch den Wald dringen ließen.
    Das Jagdhorn erklang erneut.
    *
    An dem Frösteln, das ihn überlief, spürte Finn, dass seine Kameraden sich in Wölfe verwandelt hatten. Um sich zur Konzentration zu zwingen, beobachtete er Fayes vergebliche Bemühungen, mit ihrer Freundin Candi zu sprechen. Finn hatte bereits an Candis Blick gesehen, dass sie zu sehr unter
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