Morton Rhu - Leben und Werk
ihn zitieren. Und das Buch als Handreichung für Barack Obama verstehen.«
Fame Junkies – Teenager im Rampenlicht
Stell dir vor, du wärst berühmt.
Was siehst du vor dir? Dein Foto bei tmz.com, Perez Hilton oder anderen Promiwebseiten im Netz? Dein Gesicht auf den Titelblättern von Hochglanzmagazinen? Eine schwarze Stretchlimousine, die langsam herangleitet und vor einer Meute kreischender Fans anhält? Ein wie ein warmer Frühlingsregen auf dich niederprasselndes Blitzlichtgewitter? Hände, die dir Fotos und Papierfetzen entgegenstrecken, damit du dich darauf verewigst? Einen roten Teppich, über den du schreitest? VIP -Bereiche, zu denen du plötzlich Zugang hast? Die offenen Arme, mit denen die Welt dich empfängt? Bewunderung, Neid?
Alle träumen von dir, wollen nur dich.
Dich … dich … dich.
Ein Blick ins Fernsehprogramm genügt, um zu sehen, wie aktuell das Thema ist, das Morton Rhue in »Fame Junkies« aufgreift. Unzählige Formate wie »Deutschland sucht den Superstar«, »Germany’s Next Topmodel« oder »Popstars« kreisen um das Thema, wie man es mit geringem Aufwand ganz nach oben schafft.
Freilich ist die Halbwertzeit eines »Stars« heute nicht mehr besonders hoch, dennoch finden sich ständig Neue, die für »fünfzehn Minuten Ruhm«, wie Andy Warhol es nannte, alles geben.
Wobei schon die Frage, wie genau sich ein Promi definiert, schwierig zu beantworten ist.
Dass keine Talente oder Leistungen außer der Selbstvermarktung notwendig sind, um berühmt zu werden, ist spätestens mit Paris Hilton allen klar geworden. Doch schon viel länger können die Deutschen in Zeitschriften wie Bunte den Lebenswandel der europäischen Royals verfolgen, die in eine leistungslose Popularität entweder geboren werden oder einheiraten. Da ist es nur zu verständlich, dass bei Umfragen Jugendliche nicht mehr angeben, Sänger, Maler oder Schauspieler werden zu wollen, sondern einfach nur »reich und berühmt«.
Mit den unmenschlichen Mechanismen innerhalb der Promiwelt, aber auch mit ihren Auswirkungen auf die außenstehenden Beobachter setzt sich Rhue in »Fame Junkies« auseinander. Der Roman ist collagenhaft aufgebaut und spielt auf mehreren Zeit- und Handlungsebenen. »Fame Junkies« ist ein weiteres Beispiel für Rhues erzähltechnische Bandbreite. Der Inhalt wird multiperspektivisch durch Tagebuchnotizen, E-Mails, Zeugenaussagen, Zeitungsausschnitte und Briefe eines hartnäckigen Stalkers vermittelt. Im Gegensatz zu einem Roman, der nur aus einer einzigen Perspektive geschrieben ist, gibt »Fame Junkies« den Lesern die Möglichkeit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen, indem sie das (innere) Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven in ihrem Kopf weiterentwickeln können.
Ein Moment, der das Leben verändert
Weite Passagen des Romans sind aus der Sicht der Hauptreflektorfigur Jamie erzählt. Auf einer Zeitebene der Vergangenheit erfahren wir, wie Jamie, die erst fünfzehn ist, es zur gefeierten »Starpaparazza« geschafft hat. In der erzählten Gegenwart begleitet der Leser Jamie in die Villa von Willow Twine, einem gefeierten Teeniestar. Dort soll Jamie eine Woche leben, Willow in ihrem Alltag beobachten und eine Homestory fotografieren. Diese Haupthandlung wird immer wieder unterbrochen. Zum einen durch die Geschichte von Avy, Jamies bestem Freund, der in Los Angeles versucht, Schauspieler zu werden. Zum anderen durch kurze Gedanken von Detective Ramos und den Liebesbriefen, die ein gewisser Richard an Willow Twine schreibt. Auch wenn dieser Aufbau kompliziert klingen mag, so ist »Fame Junkies« doch ein Buch wie aus einem Guss. Es wird dem Leser nicht schwer gemacht, den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen, nicht zuletzt weil die Kapitel jeweils mit einem Datum und dem Namen des Erzählers überschrieben sind. Die kurzen, meist in sich irgendwie spektakulären Teile der Erzählcollage erleichtern einem ans Zappen gewöhnten Jugendlichen das Lesen enorm. Gleichzeitig erhöht diese Technik die Lesespannung, da Rhue den mosaikhaften Aufbau seines Buches nutzt, um die Leser rätseln zu lassen. Fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger und die Handlung nimmt bis zum überraschenden Ende stetig Fahrt auf. Literarisch besonders gelungen ist dabei, dass das Buch mit seiner Geschwindigkeit und seinen Perspektivwechseln an ein ständiges Blitzlichtgewitter erinnert, sodass das Leben der Promis nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Form abgebildet wird.
Jamie ist ein interessiertes
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