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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Bardola
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Erde an Jamie. Aufwachen! Du bist hier in L.A. Willow Twine ist nicht deine Freundin. Falls du das wirklich jemals geglaubt hast, bist du eine naive Idiotin. In dieser Stadt hat man keine Freunde, man hat Zweckbekanntschaften. Hast du dir etwa wirklich eingebildet, du wärst da eine Ausnahme? Aber wieso hat Rex diese Fotos gemacht? Wieso sollte er der Frau, die er liebt, so etwas Schreckliches antun? Ich starre die aus rosa Marmor gemeißelten Engelchen an den Wänden an und habe plötzlich nur noch einen Gedanken: Ich muss hier weg. Ich muss herausfinden, was hinter dem Ganzen steckt, damit ich entscheiden kann, was ich mit den Fotos machen soll.
    Nun beginnt die Flucht, auf deren Höhepunkt Jamie über den vier Meter hohen Zaun des Anwesens klettert. Auf schnellstem Weg fliegt sie zurück nach New York, die Kamera mit den wertvollen Bildern immer bei sich.
    Doch Jamie entscheidet sich dafür, die Bilder nicht zu verkaufen. Tatsächlich ist diese moralische Entscheidung Jamies am Ende irrelevant. Denn nur ein paar Tage, nachdem Jamie wieder in New York gelandet ist, wird Willow von dem Stalker Richard erstochen.
    Mit dieser Gewalttat eines Außenstehenden lässt Rhue die Geschichte jedoch nicht enden. Einige Zeit später erklärt Jamies Agentin, was sie über die Entstehung der Kokain-Bilder herausgefunden hat. Alles war ein geschickt eingefädelter Plan von Willows Manager Aaron Ives. Aaron wusste, dass Willows Zeit als Star abgelaufen war. Ihr Alter und zu viele Skandalgeschichten würden ihre Karriere bald beenden. Deshalb versuchte er das sinkende Schiff rechtzeitig zu verlassen. Er versprach der skandalfreien, jungen Alicia Howard, ihr die Hauptrolle in Willows nächstem Film zu besorgen. Dafür würde er Alicias Manager werden. Nun musste er nur noch den hochverschuldeten Rex bestechen, mit Jamies Kamera Fotos von Willow beim Koksen zu machen. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass Jamie die Fotos nicht verkaufen würde.
    Als Jamie diese Geschichte hört, ist sie endgültig von ihrer Ruhmsucht geheilt. Und nicht nur Jamie, auch der Leser hat verstanden, was Jamie auf den letzten Seiten denkt:
    »Aber ist es nicht besser, wenigstens mal eine Zeit lang berühmt gewesen zu sein als nie?«, hatte Avy mich einmal gefragt. Ob das wirklich einen Unterschied machte? Letztlich zählte doch nur, ob jemand ein guter oder ein schlechter Mensch war, ob er liebte und ob er geliebt wurde.
    Das Romanende ist für Morton Rhue ungewohnt versöhnlich. Es wirkt dennoch in keiner Weise aufgesetzt. Denn Jamie hat einfach so viel aus der Welt der Stars gesehen und miterlebt, dass sie alle Illusionen über diese verloren hat. Und wenn man alle Illusionen wegnimmt, dann sind Stars eben auch nur Menschen. Wahrscheinlich sind sie sogar Menschen, die es ein ganzes Stückchen schwerer haben, glücklich zu sein, als wir Normalbürger. Sie sind nicht besser und nicht schlechter als wir.
    Diese Illusionsfreiheit ist es, die Rhues Werk insgesamt auszeichnet. Er sieht die Dinge, wie sie sind, als ein schonungsloser, weil nicht verstaubter Spiegel unserer Zeit. So schrieb die Süddeutsche Zeitung am 3. September 2010: »Morton Rhue hat die Suche von Jamie nach sich selbst in packenden Szenen beschrieben … mit dem Thema dieses gut recherchierten Buches trifft er wieder einen Nerv der Zeit und regt zum Nachdenken an.«
    Über uns Stille – Autobiografie und Fiktion
    Ich schrecke aus dem Schlaf. Jemand rüttelt mich grob an der Schulter, dann höre ich Dads Stimme.
    »Aufwachen, Scott! Steh auf! Schnell!«
    Im Zimmer brennt Licht. Meine innere Uhr sagt mir, dass es mitten in der Nacht ist.
    »Was ist denn los?«
    »Wir werden angegriffen.«
    Dad steht jetzt neben Sparkys Bett und rüttelt ihn auch wach.
    Angegriffen? Während mein schlaftrunkenes Gehirn noch zu begreifen versucht, was passiert ist, höre ich in der Ferne Sirenen heulen. Sie klingen nicht so wie sonst, wenn es irgendwo brennt, sondern viel schriller und bedrohlicher.
    »Neeein …« Sparky wälzt sich stöhnend auf die andere Seite. Statt lange Erklärungen abzuliefern, packt Dad ihn mitsamt seiner Decke und hebt ihn aus dem Bett. »Lass mich!« Sparky strampelt und tritt mit den Beinen, aber Dad drückt ihn noch fester an sich und dreht sich dann zu mir um.
    »Zum Bunker!«
    Mit einem Satz bin ich aus dem Bett gesprungen und folge Dad in den Flur hinaus. Mein Herz klopft wie wild, als ich barfuß über die kalten Fliesen Richtung Spielzimmer laufe, wo ich beinahe mit Mom

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