Mosaik
geflügelten Humanoiden, die sogenannten Krett – kluge, sanfte Geschöpfe, die sich
telepathisch verständigten und eine tiefe Zuneigung zu ihren ungewöhnlichen Beschützern entwickelt hatten. Deshalb gaben sie sich so große Mühe, sie zu retten.«
Die Kommandantin bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
»Vor Jahrtausenden kam es im Äquatorialbereich der Sonne zu einer gewaltigen Plasmaeruption. Sie bewirkte so starke elektrische Störungen in der Atmosphäre des Planeten, daß praktisch die gesamte Flora und Fauna bedroht war. In diesem Sonnensystem gab und gibt es keine andere Welt, auf der Leben möglich ist. Nun, den technisch hochentwickelten Krett standen Raumschiffe zur Verfügung, mit denen sie auswandern konnten, aber es war völlig unmöglich, Millionen von Tokath
mitzunehmen. Aus diesem Grund verwandelten sie das Habitat der Parasektoiden in Hibernationskammern. Ihre Verteidiger blieben in der Stasis zurück, als sie die Heimat verließen und hofften, eines Tages zurückzukehren.« Trakis schüttelte traurig den Kopf. »Doch sie mußten schon bald feststellen, daß sie in keinem besonders freundlichen Teil des Universums zu Hause waren. Immer wieder bekamen sie es mit Feinden zu tun, und ohne den Schutz der Tokath wurden sie ebenso dezimiert wie wir.«
Die Frau maß ihn mit einem aufmerksamen Blick. »Was hat das alles mit uns zu tun? Warum greifen die Kazon die Voyager an?«
»Sie sind besessen von der Idee, die Tokath zu finden und aus ihrem langen Schlaf zu wecken, sie zu ihrer Streitmacht zu machen und mit ihnen die Herrschaft über den ganzen Sektor zu erringen. Sie argwöhnen bei Ihnen ähnliche Absichten und sind deshalb entschlossen, Sie von dem Planeten fernzuhalten.«
»Woher wissen die Kazon das alles? Wie erfuhren sie, daß die Tokath hier in der Hibernation ruhen?«
»Während eines Überfalls auf einen ungeschützten Außenposten stolperten die Kazon-Vistik über diese Wahrheit. Sie entdeckten eine kleine Krett-Kolonie, die mehrere Jahrhunderte überdauert hatte und in der es noch immer einige Tokath gab. Die Krett hofften auf das Mitgefühl der Angreifer, erzählten von ihrem lange zurückliegenden Exodus und ihrem Glauben, daß die Tokath vielleicht noch lebten. Die Kazon dankten es ihnen mit einem Massaker: Sie brachten alle Krett um und nahmen ihre Tokath mit. Später untersuchten sie die Parasektoiden und schafften es dabei, sie alle zu töten – bis auf ein Exemplar.«
Trakis legte eine Pause ein und empfand echten Kummer. Er bedauerte noch immer, dem Geschöpf an Bord des Kazon-Schiffes Leid zugefügt und es letztendlich sogar getötet zu haben.
Und das alles nur, um die Neugier der Kazon zu befriedigen. Er mußte diese Frau irgendwie davon überzeugen, daß es zu weiteren Opfern kommen würde, wenn sie sich nicht für den Rückzug entschied. Seine Hände schlossen sich krampfhaft fest um die Armlehnen des Sessels, als einmal mehr dumpfes
Donnern durchs Föderationsschiff hallte, richtete dann einen flehentlichen Blick auf die Kommandantin. »Ich kann Sie zu einem Traben-Planeten bringen. Dort wird man Sie willkommen heißen und Ihnen die Möglichkeit geben, Ihr Schiff zu reparieren und neue Vorräte an Bord zu nehmen. Überlassen Sie die Kazon ihren wilden Träumen. Nach meinen Erfahrungen sind sie so unfähig, daß es ihnen nie gelingen wird, ihre Absichten zu verwirklichen.«
»Wenn der Maje doch nur unsere Kom-Signale beantworten würde…«, erwiderte die Frau. »Dann könnte ich ihm erklären, daß wir überhaupt kein Interesse an den Tokath haben. Ich bin einzig und allein daran interessiert, die Landegruppe
zurückzuholen.«
Trakis unterdrückte einen Anflug von Ärger. Ganz
offensichtlich wußte die Kommandantin nicht viel von den Kazon. Hielt sie es allen Ernstes für möglich, daß Maje Dut ihren Erläuterungen glaubte, den Angriff einstellte und ihr erlaubte, die planetare Einsatzgruppe wieder an Bord zu holen? Ihre sture Weigerung, die auf dem Planeten festsitzenden
Besatzungsmitglieder zurückzulassen (womit sie den Rest der Crew und ihr Schiff großen Gefahren aussetzte), war ein Zeichen von Schwäche. In manchen Dingen vertrat der Trabe die gleichen Ansichten wie die Kazon: Frauen eigneten sich einfach nicht für Führungspositionen; sie waren zu idealistisch, zu sentimental und emotional.
Er seufzte und suchte nach einer anderen Möglichkeit, um die Kommandantin zur Einsicht zu bringen, als zwei Mitglieder der Brückencrew gleichzeitig sprachen:
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