Mosaik
beim
Untersuchungsausschuß.« Und damit ging er, von Sorge begleitet.
Kathryn war plötzlich froh darüber, keine Kinder zu haben –
damit ging eine Verantwortung einher, die sie als zu schwere Bürde empfand. Sie wandte sich an Klenman.
»Bitte teilen Sie mir mit, was passiert ist. Ich bin heute abend im Offiziersquartier.«
»Natürlich, Captain.« Auch Klenman war ganz offensichtlich besorgt. Seit zehn Jahren gehörte sie zum Mitarbeiterstab von Admiral Paris, fühlte sich ihm und seiner Familie verbunden.
Kathryn verließ das Büro mit schwerem Herzen.
An jenem Abend hörte sie die tragischen Nachrichten, und zum Glück war die Familie Paris nur indirekt davon betroffen. Bei einem Testeinsatz hatte Tom eine Kampfstaffel angeführt. Einem der Kadetten unterlief ein Berechnungsfehler, was zu einem falschen Flugmanöver führte, das wiederum einen Unfall verursachte. Drei der Schiffe kollidierten, und ihre Piloten kamen um. Tom hatte sein eigenes Leben riskiert, um die Betroffenen zu retten – ohne Erfolg.
Am nächsten Tag war Admiral Paris recht blaß, als Kathryn den Konferenzraum erreichte, in dem der Untersuchungsausschuß tagte. Sie trat sofort zu ihm. »Das mit dem Unglück tut mir leid, Sir. Es muß sehr schwer für Tom gewesen sein.«
Paris nickte. »Es ist immer schwer, Leute zu verlieren, die zum eigenen Kommando gehören – ich fürchte, das werden Sie irgendwann selbst feststellen. So was gehört zu den allgemeinen Risiken. Tom gab sich alle Mühe, aber manchmal passieren solche Dinge. Er muß jetzt irgendwie damit fertig werden. Auf lange Sicht wird es ihn abhärten.«
Kathryn nickte, stand auf und nahm Haltung an, als zwei andere Admiräle hereinkamen. Sie freute sich darüber, in einem von ihnen Admiral Finnegan zu erkennen, den sie vor langer Zeit kennengelernt hatte, bei ihrer ersten Mars-Reise. Sie waren auch an jenem letzten Abend zusammen gewesen, bevor Justin und ihr Vater starben.
»Es freut mich, Sie wiederzusehen, Captain Janeway«, sagte Finnegan. »Admiral Paris kennen Sie natürlich. Dies ist Admiral Nechejew.«
Kathryn nickte einer adretten Blondine mit scharfen
Gesichtszügen und durchdringend blickenden Augen zu. Eine Aura müheloser Autorität umgab die Frau, was ihr sofort Kathryns Bewunderung einbrachte. Sie fragte sich, ob sie die gleiche ruhige Zuversicht ausstrahlte – vermutlich nicht. Bei ihrem Kommando hatte sie oft gespürt, daß sie lernen mußte, streng zu sein.
»Wir warten noch auf den taktischen Offizier«, fuhr Finnegan fort. »Er wollte noch einmal die Daten durchgehen.«
Diese Bemerkung verwunderte Kathryn. Eine neuerliche
Datenanalyse? In Hinsicht auf die taktischen Operationen?
Warum sollte jener Teil der Mission irgendeine Rolle spielen?
Während sie noch über diese Fragen nachdachte, öffnete sich die Tür, und ein Mann kam herein. Es handelte sich um einen dunkelhäutigen Vulkanier, und er wirkte nicht mehr ganz jung.
Trotzdem bekleidete er nur den Rang eines Fähnrichs.
Admiral Finnegan wandte sich ihm freundlich zu. »Captain Janeway, ich möchte Ihnen Fähnrich Tuvok vorstellen.«
Kathryn streckte die Hand aus, und der Vulkanier ergriff sie.
Auch seine Augen waren dunkel und erschienen ihr
gewissermaßen undurchsichtig: Sie stellten keine Fenster zu seiner Seele dar, eher eine Barriere. Er wirkte sehr förmlich, stand kerzengerade und sprach mit einem vollen Bariton. »Captain…«, sagte er schlicht und legte dann einige Datenmodule auf den Tisch.
Admiral Finnegan eröffnete die Sitzung, und nach einigen schmeichelhaften Bemerkungen, die Kathryn galten, sah er den Vulkanier an. »Die meisten Punkte dieser Untersuchung fallen in den Zuständigkeitsbereich von Mr. Tuvok, und deshalb gebe ich ihm jetzt das Wort.«
Kathryn war verwirrt – was ging hier vor?
Tuvok begann zu sprechen. Es dauerte nur einige Minuten, bis Kathryns Wangen glühten und ihr Herz heftig klopfte. Das Feuer des Zorns brannte in ihrem Innern. Sie versuchte, sich unter Kontrolle zu halten, als der Vulkanier seinen Vortrag fortsetzte.
»… deuten die Aufzeichnungen der taktischen Logbücher darauf hin, daß die Waffensysteme während der ganzen Mission nur zweimal überprüft, aber nicht ein einziges Mal zu Testzwecken aktiviert wurden. Außerdem blieben Kampfmanöver aus. Es kam zu insgesamt dreiundvierzig Verstößen gegen die taktischen Vorschriften, und darunter sind einige, die ich als sehr ernst bezeichnen würde.«
Im Anschluß an diese Worte legte
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