Mosaik
Viel näher können wir nicht heran.«
»Vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Für die Tokath dort draußen ist es viel heißer als für uns.«
Die Voyager glitt weiter der Sonne entgegen, und Janeway spürte bereits einen Temperaturunterschied – die instabilen Schilde konnten die enorme Hitze nicht mehr ganz vom Schiff fernhalten. Trotzdem wies bei den Tokath nichts darauf hin, daß sie irgendwelchen Belastungen ausgesetzt waren. Sie hafteten auch weiterhin an den Schutzschirmen, hielten die Voyager in einer tödlichen Umklammerung.
»Die Außenhüllentemperatur beträgt jetzt zwölftausend Grad und steigt weiter. Strahlungsintensität bei vierzig Rad pro Minute.«
»Entfernung zehntausend Kilometer.«
»Distanz stabilisieren, Mr. Paris«, sagte Janeway. Es wurde allmählich heiß auf der Brücke. Die Luft war stickig, und sie fühlte Schweiß auf ihrer Stirn. Auch die anderen schwitzten.
»Wie hoch ist die Temperatur hier drin?« fragte sie.
»Fünfundfünfzig Grad Celsius«, antwortete Rollins, und es klang fast nach einem Schnaufen.
»Wie können die Tokath eine solche Hitze überleben?« brachte Chakotay hervor. »Wieso lösen sie sich nicht endlich von den Schilden?«
»Sie haben sich vielen unterschiedlichen Umweltbedingungen angepaßt, auch großer Hitze«, sagte Trakis. »Aber bestimmt können sie so hohe Temperaturen nur für eine bestimmte Zeit aushaken.«
»Kapazität der Schilde bei neunzehn Prozent. Sinkt weiter.«
Minuten verstrichen. Die Brückenoffiziere litten immer mehr unter der Hitze, doch die Tokath ließen nicht locker. Männer und Frauen hockten in ihren Sesseln, wischten sich Schweiß aus dem Gesicht und schnappten mühsam nach Luft. Janeway begriff, daß es auf diese Weise nicht mehr lange weitergehen konnte.
Sie wandte sich an Chakotay. »Können wir das
Metaphasenschild-Programm aktivieren?«
»Ich weiß es nicht. Wir haben soviel Energie in die Schilde geleitet, daß kaum mehr etwas fürs Metaphasenprogramm
übrigbleibt.«
»Besorgen Sie sich die Energie irgendwo. Wir müssen noch näher an die Sonne heran.«
»Aye, Captain«, bestätigte der Erste Offizier und betätigte die Schaltflächen einer Konsole. »Ich ziehe energetisches Potential von den Impulsreaktoren ab, außerdem von den ambientalen Systemen und dem Transporter… Mal sehen, ob es klappt. Ich aktiviere das Metaphasenprogramm – jetzt.«
Fast sofort ließ die Hitze nach. Das Metaphasenschild
Programm stellte eine Innovation dar, die kurz vor der ersten Mission der Voyager entwickelt worden war, und zwar an Bord des früheren Flaggschiffs von Starfleet, der U.S.S Enterprise-D.
Es war den Verteidigungssystemen bestimmter
Raumschiffklassen hinzugefügt worden und sollte genug Schutz vor Hitze und Strahlung gewähren, um es einem Schiff zu gestatten, bis in die innere Korona zu fliegen. Da es sich um eine neue Technik handelte, gab es kaum Daten über ihre
Zuverlässigkeit. Wie dem auch sei: Der Metaphasenschild bot ihnen jetzt die einzige Chance, die Entfernung zur Sonne weiter zu verringern, ohne daß die Voyager sofort verbrannte.
»Mr. Paris, steuern Sie uns mit den Manövrierdüsen näher.«
»Aye«, erwiderte der Pilot und zündete die Düsen.
»Ich weiß nicht, wie lange das Metaphasenprogramm stabil bleibt«, warf Chakotay ein. »Es verschlingt unsere
Energiereserven ziemlich schnell.«
»Die Tokath können einer solchen Belastung nicht lange standhalten«, entgegnete Janeway. »Wenn sie nicht bald loslassen, verwandeln sie sich in Asche.«
»Außenhüllentemperatur beträgt jetzt vierzehntausend Grad.
Strahlungsintensität bei siebzig Rad pro Minute.«
»Entfernung von der Sonne eintausendzweihundert Kilometer.«
Und die Geschöpfe klebten noch immer an den Schilden.
Janeway blickte zum Hauptschirm, verblüfft von der enormen Ausdauer der Tokath. Gebt euch geschlagen, dachte sie. Laßt endlich los. Die Zeit verstrich, und Stille herrschte, nur unterbrochen von Rollins’ Meldung:
»Außenhüllentemperatur beträgt jetzt fünfzehntausend Grad.
Strahlungsintensität bei fünfundsiebzig Rad pro Minute.«
Erneut stieg die Temperatur im Kontrollraum, trotz des Metaphasenprogramms. Janeway spürte eine warnende
Benommenheit und wußte: Die Anstrengungen der vergangenen acht Stunden waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Sie atmete mehrmals tief durch, damit das Gehirn mehr Sauerstoff bekam.
Vor ihrem inneren Auge erschien plötzlich das Bild der geschlossenen Tür, und sie
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