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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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das zu ihrem traditionalistischen Wesen?
    Sie blickte sich in ihrem Zimmer um, das praktisch keine Ähnlichkeit mit den Zimmern ihrer Freundinnen aufwies. Emma, Mary und die anderen wohnten in spärlich eingerichteten Räumen, in denen es kein Durcheinander gab. Kathryns Zimmer hingegen präsentierte einen alten Stil. Sie schlief in einem weißen Himmelbett mit Rüschendecke, und Spitzengardinen hingen an den Fenstern. An den Wänden zogen sich Regale mit vielen Plüschtieren entlang. Sie hatte Bilder von ähnlich beschaffenen Räumen aus anderen Epochen gesehen, und daher wußte sie: Ihr Zimmer wirkte wie ein Erbstück aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert. ›Traditionalisten‹ schienen solche Einrichtungen und Dekorationen für ihre Häuser zu bevorzugen. Ein Summen von der Schreibtischkonsole unterbrach Kathryns Überlegungen. Sie rollte sich auf die Seite und stellte fest, daß ihre Freundin Mary O’Connell versuchte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Rasch wischte sie die Tränen fort und versuchte, ihr Haar in Ordnung zu bringen. Mary sah immer tadellos aus, und sie wollte nicht den Eindruck erwecken, unordentlich zu sein.
    Sie betätigte eine Taste, und Marys fröhliches Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
    »Weißt du was, Kathryn?« platzte es aus ihr heraus. Sie war ein lebhaftes Mädchen mit großen braunen Augen und seidigem Haar, so blond, daß es fast weiß zu sein schien. Ein strahlendes Lächeln wies darauf hin, daß sie wundervolle Nachrichten hatte.
    Sie wartete gar keine Antwort ab und fügte hinzu: »Ich bin Kapitän des Parrises Squares-Team der vierten Klasse!« Diese Worte trafen Kathryn wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Offenbar sah man ihr das auch an, denn Mary fragte verwirrt: »Was ist denn los?«
    Kathryn wollte nicht erwidern, daß sie besser Parrises Squares spielte als sonst jemand aus der vierten Klasse, die Jungen eingeschlossen, woraus folgte: Für den Kapitän des Teams stellte sie selbst die beste Wahl dar. Statt dessen sagte sie: »Meine Eltern wollen nicht, daß ich Parrises Squares spiele.« Ihre Stimme bekam wieder einen weinerlichen Klang. »Sie bestehen darauf, daß ich Tennis lerne! Es ist einfach nicht fair – wir könnten beide zum Team gehören!«
    Mary zeigte sofort Anteilnahme. »Ich verstehe das nicht. Was haben deine Eltern gegen Parrises Squares?«
    »Es hört sich absurd an: Sie glauben, es sei zu einfach für mich.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Ich muß weiter lernen, Tennis zu spielen, weil das schwer für mich ist.«
    Mary richtete einen mitfühlenden Blick auf ihre Freundin.
    »Manchmal haben deine Eltern ziemlich komische
    Vorstellungen.«
    »Ich werde es ihnen zeigen. Sie können mich zwingen, auch weiterhin Tennis zu spielen, aber es braucht mir nicht zu gefallen.
    Und ich werde nie gut darin sein. Früher oder später sehen meine Eltern bestimmt ein, daß es Zeitverschwendung ist.«
    Als Kathryn diese Entscheidung getroffen hatte, fühlte sie sich besser. Sie streckte die Hand aus, um Bramble am Bauch zu Kraulen, und der Hund rollte sich glücklich auf den Rücken.
    Kurze Zeit später kehrte Daddy mit erstaunlichen Neuigkeiten heim, und Kathryn vergaß ihren Tennis-Ärger.
    Ihr erste Reise ins All stand bevor. Ihr erster Flug mit einem Shuttle. Ihr erster Besuch der Mars-Kolonie.
    »Ich muß nächste Woche aufbrechen«, erklärte Daddy ihnen allen: ihr, Phoebe und Mutter, als sie im Eßzimmer am Tisch saßen. Kathryn stocherte nur im Essen herum – weil sie viel zu aufgeregt war, und weil sie replizierte Nahrung den Mahlzeiten vorzog, die ihre Mutter mit echten Lebensmitteln zubereitete.
    Warum mußten sich ihre Eltern in so vielen Dingen von den meisten anderen Leuten unterscheiden?
    »Starfleet schickt eine Gruppe, um die Verteidigungssysteme der Kolonie zu überprüfen. Das dauert einige Tage, und ich glaube, es wird Zeit für Goldvogel, die Raumfahrt
    kennenzulernen.«
    Kathryns Herz klopfte schneller. Eine Reise mit ihrem Vater –
    und sie führte zu einem anderen Planeten! Von so etwas träumte sie, seit sie wußte, daß man zu den Sternen am Himmel fliegen konnte.
    »Ich möchte mitkommen!« rief Phoebe, und Kathryn drehte ruckartig den Kopf.
    »Das geht nicht. Du bist zu klein.«
    »Kathryn…«, murmelte ihre Mutter.
    »Kann ich mit, Daddy? Bitte!« Phoebe sah Daddy aus großen, beschwörend blickenden blauen Augen an. Sie wirkte so
    mitleiderweckend, daß Kathryn einige Sekunden lang befürchtete, ihr Vater könnte

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