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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Zeitverschwendung. Parrises Squares wäre mir viel lieber.«
    »Deine Eltern sind Traditionalisten, so wie meine. Darum leben wir in dieser landwirtschaftlichen Gemeinschaft. Und darum gehen wir zur hiesigen Schule.«
    Nur Hobbes benutzte Wörter wie ›Traditionalisten‹. Ein Hohlkopf wie er begriff eben nicht, daß er sich mit dem Erwachsenenvokabular nur zum Narren machte.
    Kathryn packte ihre Ausrüstung in die Sporttasche.
    »Ich sehe nicht ein, warum ich deshalb lernen soll, Tennis zu spielen. Ich finde Tennis abscheulich.«
    »Ich finde, es macht Spaß.«
    »Du kannst den Ball übers Netz schlagen.«
    »Vor zwei Jahren fiel mir das sehr schwer.«
    Daraufhin hob Kathryn den Kopf. Hobbes spielte so gut, daß sie angenommen hatte, ihm liege das Tennisspielen im Blut, so wie ihr die Mathematik. »Im Ernst?«
    »Mein erster Lehrer meinte, ich sollte Tennis besser vergessen und mich Hoverball zuwenden.«
    »Warum hast du den Rat nicht beherzigt?«
    »Weil mich der Typ zum Wahnsinn getrieben hat.«
    Das überraschte Kathryn. Hobbes war immer still und
    lammfromm – sie konnte sich kaum vorstellen, daß er imstande war, die Beherrschung zu verlieren.
    »Cameron nervt mich ebenfalls. Aber ich möchte deshalb nicht weitermachen, sondern aufhören.«
    »Das Aufhören ist leicht. Ich schätze, ich wollte dem alten Epkowitsch einfach nicht die Genugtuung gönnen.«
    »Ich sage meiner Mutter, daß ich Schluß mache. Ich habe einfach genug.«
    Hobbes musterte sie ernst. Sein Blick weckte Unbehagen in Kathryn: Er schien zu dem Schluß zu gelangen, daß sie den einfachen Weg wählte. Na und? Wenn sie nie wieder so viel Schande wie an diesem Tag hinnehmen mußte, so war sie gern bereit, mit Hobbes Johnsons Urteil zu leben.
    Erneut strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Bis dann, Hobbes. Ich wünsche dir gutes Training.«
    »Gib mir Bescheid, wenn du mal Lust hast, einen Ball übers Netz zu schlagen.«
    »In Ordnung.«
    »Manchmal ist es besser, nicht mit dem Trainer zu spielen, sondern mit Gleichaltrigen.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht.«
    »Wie wär’s mit morgen?«
    Kathryn fand die Vorstellung entsetzlich, beim Tennisspiel mit Hobbes Johnson beobachtet zu werden.
    »Morgen habe ich Klavierunterricht. Und ich muß meiner Mutter helfen.«
    Sein ernster Blick streifte sie erneut, und Kathryn begriff plötzlich, daß er daran gewöhnt war, von anderen Kindern zurückgewiesen zu werden. Einige Sekunden lang neigte sie dazu, seine Einladung anzunehmen. Doch dann dachte sie daran, Emma North oder Mary O’Connell gegenüberzutreten und
    zugeben zu müssen, daß sie mit Hobbes trainiert hatte – ein schrecklicher Gedanke.
    »Tut mir leid«, murmelte sie, griff nach der Tasche und legte sich ihren Trageriemen über die Schulter.
    »Vielleicht ein anderes Mal«, erwiderte Hobbes vage. Kathryn nickte und ging fort. Was für ein scheußlicher Tag.
    Der Tag wurde nicht besser, als sie zu Hause sagte, daß sie mit dem Tennis aufhören wollte. Ihre Mutter war eine große, elegante und liebevolle Frau mit lockigem braunem Haar – Warum haben alle schöneres Haar als ich? dachte Kathryn –, großen blauen Augen und einem wundervollen Lächeln. Früher hatte Kathryn alles getan, um ihre Mutter zum Lächeln zu bringen. Sie wirkte dann so glücklich.
    Jetzt lächelte sie nicht. Sie saß im Frühstückszimmer und hörte zu, als Kathryn ihr Leid schilderte. »Ich bin nicht gut darin, ich hasse es, und bestimmt werde ich nie besser. Ich will endlich damit aufhören. Wie peinlich es war! Der hohlköpfige Hobbes Johnson sah zu, und ich konnte den Ball nicht einmal übers Netz schlagen.«
    »Du solltest deine Freunde nicht als hohlköpfig bezeichnen«, murmelte ihre Mutter.
    »Er ist nicht mein Freund. Und ich empfand es als schrecklich, daß ausgerechnet er Zeuge meiner Demütigung war.« Kathryn spürte, wie ihre Augen feucht wurden, als sie sich an das gräßliche Erlebnis erinnerte. »Ich möchte Parrises Squares spielen. Ich könnte zum Team der vierten Klasse gehören. Mrs.
    Matsumoto hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen. Aber selbst wenn ich dort keinen Platz finde – ich gehe auf keinen Fall zu Cameron zurück, ganz gleich, was du sagst!«
    Kathryn konnte die Tränen nicht länger zurückhalten; sie strömten ihr aus den Augen und über die Wangen. Der Kummer fand nun ein Ventil, und sie schluchzte laut.
    Ihr Hund namens Bramble – eine wuschelige
    Promenadenmischung – hatte still in der Nähe gesessen. Jetzt

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