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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Rituale gegeben hatte.
    Vor seinem inneren Auge entfaltete sich eine entsprechende Szene. Das Messer eines Priesters, hoch erhoben, senkte sich jäh herab; Blut quoll aus der tiefen Wunde, spritzte über einen gefiederten Leib, der mehrmals zuckte, bevor er im Tod erschlaffte. Kim schüttelte den Kopf, um das gräßliche Bild zu vertreiben. Dann hielt er nach dem blauen Turm Ausschau, der das nächste Grab markierte.
    Er fand keinen.
    Verwirrt wandte er sich an Tuvok, der mit seinem Tricorder sondierte. Gelegentlich hob der Vulkanier den Blick vom Display und sah sich mit gerunzelter Stirn um.
    »Ich verstehe das nicht, Sir«, sagte Harry. »Der Weg sollte sich fortsetzen. Dieser Begräbnisstätte fehlen besondere Aspekte.«
    »In der Tat, Fähnrich. Vielleicht ist das letzte Grab verborgen, um es vor Schändung oder Plünderung zu schützen.«
    Kims Blick glitt über die Landschaft, ohne irgendwelche Hinweise zu finden. Der grüne Schleim auf dem Boden wies keine Kennzeichnungen auf, und die Vegetation blieb dicht, wirkte fast massiv. Der Weg schien tatsächlich an diesem Ort zu enden. Aber Harry wußte, daß er sich irgendwo fortsetzte; daran konnte seiner Meinung nach überhaupt kein Zweifel bestehen.
    Und dann fiel es ihm plötzlich ein. Der Gedanke kam einer Stimme gleich, die hinter seiner Stirn flüsterte: »Der Weg scheint nur aufzuhören, weil wir uns auf dem Boden befinden.«
    Die Markierungen stammten von geflügelten Geschöpfen.
    Vielleicht ließ sich die letzte Begräbnisstätte nur aus der Luft erkennen.
    »Ich hab’s, Sir«, sagte Kim aufgeregt. »Vermutlich gibt es ein Muster, das nur aus der Luft sichtbar ist.«
    Tuvok verstand sofort. »Eine logische Erklärung, Fähnrich.
    Gehen Sie auf der Grundlage dieser Hypothese vor.«
    »Ich gebe die Koordinaten aller Markierungen ein, die wir bisher gefunden haben. Der Tricorder kann anhand dieser Daten ein Luftbild simulieren.«
    Kim wandte sich sofort um und bahnte sich einen Weg durchs Dickicht.
    Jal Sittik verließ das Kazon-Shuttle und trat in den
    Sonnenschein.
    Heute würde er Ruhm erwerben und Größe erreichen.
    Er atmete tief durch, füllte sich die Lungen mit warmer Luft und glaubte zu spüren, wie neue Kraft seinen Leib durchströmte –
    eine Kraft, die ihm dabei helfen sollte, über die lächerlichen Leute von der Föderation zu triumphieren.
    Sittik stemmte die Hände in die Hüften und blickte in die Sonne, ließ auch weiterhin Kraft in die Lungen und von dort aus in den Rest des Körpers strömen. Er rückte seine Männlichkeit in den Vordergrund, auf daß sich die anderen ein Beispiel an ihm nahmen und das Glück priesen, an seinem Schicksal teilzuhaben.
    Er wußte, daß er sehr imposant wirkte. Sein Haarschmuck war über alle Maßen eindrucksvoll: Für jede Fertigkeit hatte er sich einen Behrni-Stein an eine Locke gebunden. Inzwischen gab es viele dieser grünen Steine in seiner Mähne, und heute wollte er sich einige weitere hinzuverdienen.
    Als er über die fremde Landschaft sah, dachte er an den glorreichen Sieg, den er bald erringen würde.
    Dafür durfte er mit einer großen Belohnung durch den Maje rechnen. Er stellte sich vor, wie er rechts neben dem Oberhaupt saß, ihm ins Ohr flüsterte, ihn in Hinsicht auf Kämpfe und Intrigen beriet. Andere Männer würden ihn um Kraft und Mut beneiden, ihre Söhne auffordern, ihm nachzueifern.
    Endlich bekam er Gelegenheit, sich von Demütigung und dem Stigma zu befreien, das er seit dem häßlichen Zwischenfall mit den Nistrim trug. Die Erinnerungen daran brannten noch immer in ihm, wie eine glühende Kohle, die ihre Hitze bewahrte und auch nach Stunden noch Fleisch versengen konnte.
    Wie konnte man es ihm zur Last legen, wenn ein junger Mann törichte Risiken einging, um sich einen Namen zu machen? Er war Krieger, kein Kindermädchen. Wenn der junge Hekkar beschloß, ein Nistrim-Lager auf selbstmörderische Weise anzugreifen, so trug er selbst und nicht etwa Jal Sittik die Verantwortung dafür.
    Doch Maje Dut sah die Sache anders. Sittik war streng bestraft worden. Zwei Wochen lang mußte er Ketten tragen – die Wunden an Hand- und Fußgelenken verheilten erst jetzt, und bestimmt hinterließen sie Narben.
    Narben, auf die er stolz sein wollte.
    Er vermutete, daß einige Mitglieder seiner Gruppe dem Maje einen manipulierten Bericht übermittelt hatten. Zum Beispiel Miskk. Von ihm durfte man erwarten, daß er bei der Schilderung jener Ereignisse Sittik in einem möglichst ungünstigen Licht

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