Mosaik
die roten Früchte zu sammeln, als er mit Hilfe des Tricorders eine weitere Entdeckung machte. Sie war weitaus beunruhigender und veranlaßte ihn, seinen Insignienkommunikator zu aktivieren.
»Neelix an Tuvok.«
»Hier Tuvok.«
»Ich habe Humanoiden auf dem Planeten geortet. Es ist eine recht große Gruppe, kaum zwei Kilometer entfernt. Und sie kommt näher.«
»Ich orte sie ebenfalls.«
»Vielleicht sollten wir zur Voyager zurückkehren, um jedes Risiko zu meiden.«
»Das wäre zweifellos vernünftig. Allerdings haben wir keine Kom-Verbindung mehr zum Schiff.«
Diese Mitteilung erfüllte Neelix mit Unruhe. Gab es einen Defekt im Kommunikationssystem? Oder deutete die Präsenz von Humanoiden auf dem Planeten darauf hin, daß die Voyager angegriffen wurde? Neelix hoffte, daß Tuvok gründlich über das Problem nachgedacht und bereits einen Plan entwickelt hatte.
Er wurde nicht enttäuscht.
»Wissen Sie, wo ich mich befinde, Mr. Neelix? Ich glaube, wir sollten unsere beiden Gruppen vereinen.«
»Ich habe Ihre Koordinaten, aber wir machen einen kleinen Umweg. Der direkte Weg führt durch einen dichten,
dschungelartigen Wald, in dem unbekannte Gefahren lauern könnten.«
»Verstehe. Führen Sie Ihre Gruppe daran vorbei.«
Genau das beabsichtigte Neelix, doch schon kurze Zeit später mußte er es sich anders überlegen. Sie hatten erst wenige Meter zurückgelegt, als ihnen Fähnrich Kaie entgegenkam. In ihrer blassen Miene zeichneten sich die Sommersprossen besonders deutlich ab.
»Mr. Neelix, mein letzter Tricorderscan weist auf folgendes hin: Wenn wir versuchen, den Wald in östlicher Richtung zu
umgehen, stoßen wir auf eine tiefe Schlucht. Es dürfte ziemlich schwer sein, auf die andere Seite zu gelangen. Vielleicht ist es sogar unmöglich. Wenn wir nach Westen gehen, so nähern wir uns den Humanoiden.«
Neelix wußte, daß er eine Entscheidung treffen mußte, aber er zögerte zunächst und sah in die Richtung, aus der die Fremden vorrückten. Er schauderte unwillkürlich und warf einen neuerlichen Blick auf das Display seines Tricorders. Diesmal waren die Anzeigen klar: Es handelte sich um Kazon, und die Entfernung zu ihnen schrumpfte schnell.
Der Talaxianer spähte in die finsteren Tiefen des Waldes und hob den Arm. »Dort entlang«, sagte er, gab sich einen Ruck und trat ins Dickicht.
Kapitel 6
Kathryn lief durch die Kräuterfelder. Ihr Puls raste, und die Lungen brannten. Wie hatte sie nur das Gefühl für die Zeit verlieren können? Zunächst war der Morgen frisch und kühl gewesen; die Sonne stand tief am Himmel, und Tau glänzte auf den Blättern. Doch nun herrschte eine gnadenlose Hitze, die alles auszudörren schien. Stunden waren vergangen, und es blieben ihr nur noch wenige Minuten, um sich vorzubereiten und ihr Team beim Transporter zu treffen.
Sie schloß die Hand fester um ihren kleinen tragbaren
Computer, als sie lief. In gewisser Weise war er der Grund. Sie hatte den Ort aufgesucht, an dem sie besonders gern lernte: einen kleinen Hügel zwischen zwei Kräuterfeldern. Darauf wuchs eine Weide, deren Zweige und Äste zarte Schatten auf den Boden projizierten. Vor einigen Jahren, als Neunjährige, war Kathryn an ihm hochgeklettert und hatte einen bequemen ›Sessel‹ entdeckt, der aus drei stabilen Ästen bestand. Dort konnte sie es sich gemütlich machen, lesen, lernen oder einfach nur in den Tag hineinträumen.
Sie liebte den Baum. Bei ihm fand sie Trost, wenn irgend etwas sie belastete. Wenn sie ein Problem hatte, so geschah es oft, daß eine Stunde im Baum ihr die Lösung zeigte. Wenn in der Schule eine schwierige Prüfung bevorstand, so verhieß die Weide einen Frieden, der ihr Ruhe brachte und den Geist von allem Ballast befreite, wodurch sie viel besser lernen konnte.
Sie war am frühen Morgen hierhergekommen, um endlich die Ableitung der Entfernungsformel zu verstehen. Wenn ihr das gelang, war Daddy bestimmt so stolz auf sie, daß er mehr Zeit zu Hause verbrachte, mehr Zeit mit ihr, so wie damals.
Kathryn wußte nicht, was sich in letzter Zeit verändert hatte, warum ihr Vater so oft von zu Hause fortblieb. Früher hatte er sich ein- oder zweimal pro Woche ins Starfleet-Hauptquartier gebeamt und den Rest der Zeit daheim gearbeitet. Doch dann geschah etwas. Kathryn spürte es vor etwa einem Jahr, als sich ihr Vater fast täglich nach San Francisco transferierte. Gelegentlich hatte sie gehört, wie er mit ihrer Mutter sprach, und dabei erwähnte er ein Volk namens
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