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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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über
    »Traditionalismus«, damals, als Tennis und Ballett auf der Liste ihrer Pflichten standen.
    »Spielst du noch Tennis?« fragte sie.
    »Ja. Allerdings nehme ich nicht an Wettbewerben teil. Dafür gehöre ich jetzt zur Schwimmgruppe.«
    »Tatsächlich?« Kathryn war erneut überrascht. Sie brachte Hobbes nicht mit Leistungssport in Verbindung. Mit erneuerter Aufmerksamkeit musterte sie ihn und stellte fest: Er war nicht dürr, sondern schlank und muskulös.
    »Freistil und Delphin. Indiana hat eine lange Tradition erfolgreicher Schwimmer. Jetzt sind die Frauen die eigentlichen Stars, aber wir bemühen uns.«
    »Bestimmt finde ich an der Akademie gar keine Sportgruppe für mich. Ich habe all die Jahre mit Tennis verschwendet, anstatt meine Fähigkeiten zum Beispiel in Parrises Squares zu
    verbessern.«
    »Du hast keine Zeit vergeudet. Tennis kannst du ein Leben lang spielen, im Gegensatz zu Parrises Squares.«
    »Es ist möglich, Tennis bis an sein Lebensende zu spielen. Die Frage lautet aber: Möchte man das auch?«
    »Ich schon. Tennis gehört zu meinen Lieblingssportarten.«
    »Wirklich?«
    Das Gespräch wurde immer lockerer und angenehmer. Kathryn spürte, wie sich die Unruhe in ihr mehr und mehr verflüchtigte.
    Sie schwebte fort, weggetragen von der Sommerbrise, die nach wachsenden, lebendige Dingen duftete und tatsächlich über heilende Kräfte zu verfügen schien.
    Das Wetter in San Francisco war oft kalt und ungemütlich. Im Vergleich zu dem Klima in Indiana bot es Vor- und Nachteile: Zwar brachten die Winter keine eisige Kälte, aber dafür gab es jede Menge Nebel.
    An diesem Tag jedoch hüllte die Sonne San Francisco in einen goldenen Glanz. Kathryn saß auf einer Bank im Park der Starfleet-Akademie und genoß die Wärme.
    Gleichzeitig regte sich Furcht in ihr. Sie galt dem Gespräch, das bald begann. Admiral Owen Paris stand in einem geradezu legendären Ruf. Zwar glaubte niemand daran, daß er kleine Kinder fraß, aber er verhielt sich so, daß man auf diesen Gedanken kommen konnte.
    Er galt als hart, anspruchsvoll und unnachgiebig. Nun, solche Eigenschaften fand man bei vielen Starfleet-Offizieren, aber wenn man diese Attribute in bezug auf Admiral Paris verwendete, so gewannen sie eine ganz neue Bedeutung. Dutzende von Geschichten kursierten über ihn: Er hatte einen Adjutanten degradiert, weil ihm bei einem Eintrag ins Computerlogbuch ein geringfügiger Fehler unterlief. Er hatte eine ganze Klasse durchfallen lassen, nur weil ein Student zu spät kam. Er leitete so anstrengende Trainingseinsätze in der Wildnis, daß viele Kadetten ihr Studium aufgaben, statt so etwas über sich ergehen zu lassen.
    Kathryn hatte festgestellt, daß niemand behauptete, derartige Dinge selbst erlebt zu haben. Wenn jene Geschichten erzählt wurden, so war immer die Rede von einem ›guten Freund‹ oder dem ›Vetter meines Freunds‹. Sie fragte sich insgeheim, ob Admiral Paris seinen Ruf selbst geschaffen hatte, um zu einer mythischen Figur in den Annalen von Starfleet zu werden.
    Selbst wenn das stimmte: Sie fürchtete das Gespräch mit ihm trotzdem. Admiral Paris gehörte nicht mehr als aktives Mitglied zur Akademiefakultät und war zu Starfleet Command versetzt worden. Kathryn unternahm einen kühnen Schritt, indem sie sich ausgerechnet an ihn wandte. Und wenn er sich bereit erklärte, als Ratgeber bei ihrer ersten Dissertation zu fungieren, so mußte sie doppelt so schwer arbeiten wie die anderen Studenten – so hohe Ansprüche stellte Paris. Es galt häufig als Pech, zu seinen Favoriten zu zählen. Wenn sich das Laserlicht seiner
    Aufmerksamkeit auf jemanden richtete, so erfuhr das Leben des Betreffenden eine jähe Veränderung.
    Kathryn sah auf, als ein Pärchen vorbeischlenderte. Die jungen Leute lachten leise. Den Mann kannte sie: Er hieß William Riker, und sie hatte ihn schon während ihrer ersten Wochen an der Akademie bemerkt, vor zwei Jahren. Er sah Cheb so ähnlich, daß sie es kaum fassen konnte: dunkles, krauses Haar, dunkelblaue Augen – die Ähnlichkeit war geradezu unheimlich.
    Damals beschloß Kathryn, sichere Distanz zu wahren. Sie wollte keine Neuauflage jener Episode erleben, nicht einmal an Cheb erinnert werden. Sie wollte es auch nicht riskieren, sich emotional zu engagieren, nur weil jemand wie Cheb aussah.
    Sie hatte zwei Jahre an der Starfleet-Akademie hinter sich gebracht, ohne William Riker direkt zu begegnen oder zusammen mit ihm eine Vorlesung zu besuchen. Er hätte natürlich

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