Mosaik
jemandem zusammen zu sein, dem man keine romantischen Interessen entgegenbrachte. Stumm saßen sie da und genossen die spätsommerliche Abendbrise.
»Wußtest du, daß mein Hund gestorben ist?« Kathryn hatte eigentlich gar nicht darüber sprechen wollen. Die Worte fanden von ganz allein einen Weg zu ihren Lippen.
»Nein. Du hattest ihn ziemlich lange, nicht wahr?«
Kathryn spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Es fiel ihr noch immer schwer, darüber zu reden. »Elf Jahre, aber ich hoffte, daß er noch einige Jahre länger leben würde.«
»Mein erster Hund starb, als ich sechs Jahre alt war. Ich glaube, ich bin noch immer nicht ganz darüber hinweg.«
Es erleichterte Kathryn, so etwas von Hobbes zu hören. Sie glaubte, daß ihr Brambles Tod zu nahe ging. Immerhin war er friedlich gestorben, nach einem langen Hundeleben. Doch es geschah während eines sehr ereignisreichen Sommers, und das Resultat bestand aus einer starken Belastung für das bereits arg in Mitleidenschaft gezogene emotionale Gleichgewicht Kathryns.
»Jahrelang war er mein bester Freund. Wenn ich weinte, leckte er meine Tränen fort.« Sie unterbrach sich kurz und spürte, wie ihre Augen brannten. »Jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als das Weinen aufzugeben.«
Hobbes beugte sich ein wenig vor und klopfte ihr auf die Schulter – eine knappe, brüderliche Geste, die Kathryn keinen Trost schenkte, sondern ihre Verlegenheit vergrößerte. Trotzdem wußte sie seine Bemühungen zu schätzen.
Wieder folgte Stille, und dann beschloß Hobbes, das Thema zu wechseln.
»Was hält dein Vater von der Sache mit den Cardassianern?«
Mit dieser Frage vertrieb er sofort die Ruhe aus Kathryn.
»Er spricht nicht darüber. Vermutlich gibt es einen
Geheimhaltungsbefehl oder so.« Sie fragte sich, ob Hobbes die Bitterkeit in ihrer Stimme hörte.
»Scheint ein heikles Thema zu sein«, erwiderte der junge Mann.
Kathryn atmete tief durch. Sie wollte ihre diesbezüglichen Gefühle nicht offen darlegen und sie diskutieren. Aber der warme Augustabend, die aromatische Brise und Hobbes Johnsons ruhige Präsenz… Dies alles führte dazu, daß sie ihre Hemmungen überwand und sich öffnete.
»Die Probleme mit den Cardassianern wirken sich schon seit langem auf unsere Familie aus«, sagte sie. »Mein Vater gehörte zu den ersten Starfleet-Offizieren, die sich damit befaßten, und nun wird sein ganzes Leben davon bestimmt. Er ist nie mehr zu Hause – die Familie scheint gar nicht mehr für ihn zu existieren.
Außerdem gilt jetzt eine hohe Sicherheitsklassifikation für ihn, was bedeutet: Wir können oft tagelang nicht mit ihm
kommunizieren.«
Kathryn legte eine kurze Pause ein und sah zu Hobbes, um seine Reaktion festzustellen. Er beobachtete sie und hörte aufmerksam zu.
»Morgen sollte mich mein Vater eigentlich begleiten, um mir bei dem ganzen Verwaltungskram zu helfen. Seit Monaten haben wir das geplant. Doch dann schickte er mir eine Nachricht, in der es hieß, daß er zum Vulkan muß, um dort an einer Konferenz teilzunehmen. Das ist alles – eine Nachricht. «
»Geht deine Mutter mit dir?«
»Sie hat es angeboten. Aber es ist keine sehr wichtige Angelegenheit, und ich werde auch allein damit fertig.«
»Möchtest du, daß ich dich begleite?«
Kathryn musterte Hobbes erstaunt. Sie wußte nicht, ob sie lachen, dankbar sein oder sich gedemütigt fühlen sollte. Es war eine Sache, sich von ihrem Vater, einem Vizeadmiral von Starfleet, zur Akademie begleiten zu lassen. Aber dort mit einem gleichaltrigen Zivilisten zu erscheinen, der überhaupt nichts von Starfleet wußte…
»Das ist sehr nett von dir, Hobbes. Aber ich bin kein kleines Mädchen mehr. Und bestimmt treffe ich an der Akademie viele andere Studienanfänger.«
»Na schön.« Wie üblich schien ihm die Ablehnung überhaupt nichts auszumachen. Stimmte dieser Eindruck? Oder hatte er nach vielen Jahren des Leids gelernt, sich nichts mehr anmerken zu lassen? Kathryn bedauerte ihn einmal mehr.
»Erzähl mir von der Universität«, sagte sie, um ihn
aufzumuntern. »Ich bin nie dort gewesen.«
»Es würde dir nicht gefallen. An der Uni ist alles sehr traditionell. Einige der alten Gebäude sind noch erhalten; sie stehen am Rand eines Parks. Die neueren Bauwerke wurden im gleichen Stil errichtet. Man sucht dort vergeblich nach der glatten Moderne, wie man sie von der Starfleet-Akademie her kennt.«
Kathryn lächelte und erinnerte sich an ihre Diskussionen
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