Mosaik
nicht unbedingt auf sie aufmerksam werden müssen – offenbar fühlte er sich in erster Linie zu Frauen hingezogen, die überwältigend schön und sich ihrer Attraktivität auch vollkommen bewußt waren. Eine derartige Beschreibung traf kaum auf Kathryn zu, wie sie eingestehen mußte. Seit dem Beginn ihres
Akademiestudiums hatte sie sich in eine Art Nonne verwandelt.
Sie interessierte sich nicht für Partys und fürs Ausgehen. Ihre Aufmerksamkeit galt in erster Linie dem Studium, den neuen Fächern, die ihr Interesse stimulierten. Kathryn ließ sich von der Wissenschaft faszinieren und brauchte nicht zu befürchten, daß sie ihr das Herz brach.
William Riker ging weiter, begleitet von einer schönen Kadettin, und Kathryns Gedanken kehrten zu Admiral Paris zurück. Mit welcher Einstellung sollte sie ihm begegnen?
Ehrfürchtig und unterwürfig? Bestimmt und selbstbewußt?
Freundlich und liebenswert?
Kathryn begriff, daß sie keine Antwort fand, weil sie nicht genau wußte, was sie wollte. Einerseits wäre es eine großartige Sache, Admiral Paris als Berater für ihre erste Dissertation zu gewinnen. Andererseits käme es dadurch zu Problemen, die sich leicht vermeiden ließen, wenn sie an einen der anderen Professoren herantrat. Je mehr sie nun darüber nachdachte, desto öfter fragte sie sich, warum ihr die ganze Sache zuerst als so gute Idee erschienen war. Neuerliche Unruhe prickelte in ihr.
Sie beugte sich vor, um die Durchblutung des Kopfes zu fördern
– und blickte in zwei dunkle Augen. Ein dickes Hündchen war zu ihrer Bank gewatschelt und sah erwartungsvoll auf, schien zu hoffen, daß sich Kathryn seiner annahm. Es handelte sich um einen Retriever, dessen Fell noch ein gebrochenes Weiß zeigte –
das Geschöpf sah aus wie ein großer flauschiger Schneeball.
Kathryn sah sich nach dem Besitzer um. Niemand befand sich in der Nähe, abgesehen von zwei Kadetten, die in
entgegengesetzte Richtungen gingen. Sie bückte sich und kraulte den kleinen Hund an den Ohren. Sofort rollte er sich auf den Rücken, streckte vier pummelige Pfoten von sich und genoß es, am Bauch gestreichelt zu werden. Kathryn lächelte und freute sich mit ihm.
Nach einer Weile kam der kleine Hund wieder auf die Beine und versuchte, die Sitzfläche der Bank mit den beiden
Vorderpfoten zu erreichen. Aber er war noch nicht groß genug und sank auf den Boden zurück. Sofort versuchte er es noch einmal und schien nicht einzusehen, daß er es allein unmöglich schaffen konnte.
Kathryn hob ihn hoch, setzte sich den kleinen Retriever auf den Schoß und streichelte ihn. »Woher kommst du, hm? Gehörst du niemanden? Wie heißt du?«
Der kleine Hund streckte sich auf ihrem Schoß aus und legte den Kopf auf Kathryns Bein. Als sie ihn auch weiterhin streichelte, fielen ihm die Augen zu, und wenige Sekunden später schlief er.
Wenn niemand Anspruch auf ihn erhob… Dann wollte sie ihn behalten. Im Wohnheim waren natürlich keine Haustiere
zugelassen, aber sie hatte inzwischen die Möglichkeit, außerhalb der Akademie zu wohnen. Sie konnte sich ein kleines Apartment mieten, den Retriever dressieren und pflegen. Er sollte nie hungern, nie allein und unglücklich sein.
Tiefer Frieden breitete sich in Kathryn aus. Der warme Sonnenschein, der kleine Hund auf ihrem Schoß, der den Augen schmeichelnde Akademiepark… Das alles bewirkte eine ruhige Unerschütterlichkeit, die fast dem Nirwana gleichkam. Sie schloß die Augen und stellte sich vor, in einem Kornfeld von Indiana zu sitzen, mit Bramble auf dem Schoß.
»Da bist du ja, du ungezogener kleiner Bursche. Ich darf dich wohl nicht aus den Augen lassen, wie?«
Kathryn hob die Lider und sah, wie sich Commander Ruah Brackett näherte: eine attraktive Frau, Mitte Dreißig, Professorin für Mathematik. Kathryn hoffte, ihren Kurs in
Differentialgeometrie belegen zu können. Brackett galt als ausgezeichnete Dozentin.
Sie streckte die Hände nach dem kleinen Hund aus, hob ihn von Kathryns Schoß und legte ihm ein Halsband an. »Er ist mir entwischt, der kleine Teufel. Ich habe ihn ›Chomel‹ genannt, was
›Frieden‹ bedeutet, aber ich fürchte, damit bin ich seiner wahren Natur nicht ganz gerecht geworden.«
Kathryn hob den Arm, um das weiche Fell ein letztes Mal zu streicheln. Tiefe Trauer erfaßte sie. »Er ist wundervoll. Woher haben Sie ihn?« Vielleicht hatte er einen Bruder oder eine Schwester.
»Er hat mich adoptiert. Eines Abends saß ich im Golden Gate Park, und da kam dieser
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