Mosaik
Landegruppe fehlte jede Spur.«
Janeway überlegte. Vielleicht hatte Tuvok an einem Ort Zuflucht gefunden, der nicht von den Sondierungssignalen der Sensoren erreicht wurde.
Es konnte aber auch bedeuten, daß alle Mitglieder der
Einsatzgruppe tot waren.
Doch wenn das stimmte: Warum befanden sich dann noch
Kazon auf dem Planeten? Und warum befand sich ein Kazon-Schiff in der Umlaufbahn? Janeway mußte davon ausgehen, daß Tuvok und seine Begleiter noch lebten, sich an einem geschützten Ort aufhielten und dort auf Rettung warteten.
»Der Kazon-Raumer nähert sich«, meldete Paris.
Eine direkte Konfrontation mit den Kazon konnten sie sich noch immer nicht leisten – dazu war das offensive Potential der Voyager zu gering. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als erneut den Rückzug anzutreten.
»Bringen Sie uns fort von hier, Lieutenant. Und zwar mit Warpgeschwindigkeit.«
»Aye, Captain.« Wenn’s so weitergeht, werde ich zum Spezialisten für orbitale Warpmanöver, dachte Paris, als er die Voyager beschleunigte.
»Wenn Tuvok bei uns wäre…«, sagte Chakotay. »Er würde
bestimmt darauf hinweisen, daß der Rückzug immer eine
Möglichkeit ist.«
»Aber Tuvok ist leider nicht bei uns. Und ich gebe erst auf, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Setzen Sie Ihre Denkkappe auf, Commander. Wir müssen einen Weg finden, unsere Leute zu retten.«
Chakotay lächelte, und Janeway erwiderte das Lächeln. Sie erinnerte sich daran, daß sie sich glücklich schätzen konnte, diesen Mann an ihrer Seite zu haben.
Kapitel 16
Fähnrich Kathryn Janeway beobachtete, wie die Erde immer kleiner wurde. Sie entsann sich an den ersten Raumflug vor vielen Jahren, als ihr Vater sie an Bord eines Shuttles zum Mars mitgenommen hatte. Ganz genau erinnerte sie sich an die in ihr vibrierende Aufregung, als die blauweiße Kugel damals erst zu einer Murmel schrumpfte und schließlich nur noch ein Lichtpunkt in der Weite des Alls war.
Jene erste Lektion wiederholte sich nun: Erneut erfuhr Kathryn von der relativen Bedeutungslosigkeit der Erde im unermeßlichen Kosmos. Die Menschheit war eines von vielen Völkern im Universum, nicht wichtiger als andere.
Als sie klein war, hatte ihr Vater einmal davon erzählt, daß die Menschen vor tausend Jahren die Erde für den Mittelpunkt des Universums hielten, daß sie glaubten, alle anderen
Himmelskörper drehten sich um sie. Als Kopernikus eine andere These formulierte und Galilei sie bewies, wurden die beiden Männer nicht etwa für ihre Entdeckungen gelobt, sondern verdammt. Damals wehrte man sich gegen die Wahrheit, anstatt sie willkommen zu heißen.
Kathryn hatte es immer als angenehm empfunden, Teil einer großen Familie zu sein. Zuerst kam die Familie der Menschheit, eine Welt, deren Bewohner endlich in Frieden miteinander lebten und sich nicht mehr über imaginäre Linien auf dem Boden stritten.
Zu einer noch größeren Familie zu gehören, zur Familie der Galaxien mit ihren Myriaden Völkern… Gab es ein glücklicheres Kind als jenes, das Milliarden von Tanten, Onkeln und Kusinen hatte, das nirgendwo im Universum allein sein mußte? Kathryn sah darin ein wundervolles Privileg des Raumfahrtzeitalters.
Als sie nun auf der Brücke des Raumschiffs Icarus saß – es stand unter dem Befehl von Admiral Paris und brach zu einer Forschungsreise auf, um mehr Informationen über massive, kompakte Halo-Objekte zu gewinnen –, glaubte sie, daß es kein größeres Glück geben konnte. Sie gehörte zum
wissenschaftlichen Stab. Erst vor einem Jahr hatte man ihr die Doktorwürde in Quantenkosmologie verliehen, und der Admiral hätte erfahrenere Wissenschaftler für seine kürzlich genehmigte Arias-Expedition wählen können. Daß er sich für die junge Kathryn entschied, kam einem großen Kompliment gleich.
Anspannung erfaßte sie, als sie eine Präsenz in der Nähe ihrer Station spürte. Admiral Paris hatte sich ihr genähert und sah auch weiterhin zum Bildschirm, auf dem die Erde zu einem Punkt wurde. »Mehr werden Sie im kommenden Jahr nicht von Ihrer Heimat sehen, Fähnrich«, sagte er. »Ich hoffe, Sie bekommen kein Heimweh.«
Kathryn sah zu ihm auf und fragte sich, ob er seine Worte scherzhaft meinte oder nicht. Inzwischen wußte sie, daß er einen herrlich trockenen Humor hatte und dazu neigte, jene Personen aufzuziehen, die er mochte. Aber manchmal fiel es sehr schwer, bei ihm den Unterschied zwischen Scherz und Ernst zu erkennen.
»Ich bin nicht sehr für Heimweh
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