Mosaik
anfällig, Sir«, antwortete sie und beschloß, auf Nummer Sicher zu gehen. Es überraschte sie allerdings nicht, als es in den Augen des Admirals humorvoll funkelte.
»Um ganz ehrlich zu sein, Fähnrich: Sie sind die letzte Person, bei der ich eine solche Krankheit erwarten würde.«
Der Admiral fügte keine Erklärung hinzu. Er schien nicht viel von Heimweh zu halten, und Kathryn überlegte, ob sie das für gut oder schlecht halten sollte. Unmittelbar darauf fragte sie sich, ob diesem Punkt überhaupt irgendeine Bedeutung zukam.
»Um elf Uhr Bordzeit möchte ich Sie dem wissenschaftlichen Team vorstellen«, fuhr Paris fort. »Ich glaube, Sie haben noch nicht alle kennengelernt.«
»Nein, Sir. Ich freue mich darauf.« Das stimmte nicht ganz: Der Gedanke an die Begegnung schuf Unruhe in ihr. Bestimmt war sie das jüngste und unerfahrenste Mitglied der Gruppe, ein Umstand, von dem alle anderen wußten. Würde man sie
akzeptieren? Und sie respektieren? Hielten es die anderen vielleicht für falsch, daß der Admiral einen einfachen Fähnrich bei einer so langen und wichtigen Forschungsmission mitnahm?
Sie mußte sich beweisen.
Wie sich herausstellte, war das nur bei einer Person erforderlich.
Als sie sich später am Morgen in der Offiziersmesse
versammelten, spürte Kathryn bei den meisten Anwesenden nur Freundlichkeit und die Bereitschaft, sie herzlich willkommen zu heißen.
Der Admiral stellte sie ihren Kollegen vor.
»Das ist Commander T’Por; ihre Sachkenntnis auf dem Gebiet der Astrophysik genießt einen legendären Ruf.« Kathryn blickte in die ernsten Augen einer eleganten Vulkanierin, von der sie schon viel gehört hatte. »Lieutenant Darran Ditillo, ein erfahrener Raumfahrer und auf astrometrische Analysen spezialisiert.« Ein kleiner, drahtiger Mann trat vor und schüttelte Kathryn die Hand.
Er war Ende Dreißig, hatte lichtes Haar und schien immer zu einem Lächeln bereit zu sein. »Fähnrich Sally Rhodes. Sie hat die Akademie erst vor einigen Jahren verlassen und kann bereits einige bemerkenswerte Leistungen auf dem Gebiet der Physik von superdichter Materie vorweisen.« Sally war nur einige Jahre älter, und es beruhigte Kathryn zu wissen, daß auch jemand aus ihrer Generation zur Gruppe gehörte.
Sie alle erschienen ihr sehr freundlich, und sie begann sich zu entspannen. Aber es gab noch jemandem im wissenschaftlichen Team.
»Und dies ist Lieutenant Justin Tighe, unser technischer Verbindungsmann.« Kathryn schüttelte die Hand eines schlanken, muskulösen und etwa dreißig Jahre alten Mannes. Er hatte dunkles, krauses Haar, und in seinen dunkelblauen Augen schimmerte es herausfordernd.
»Willkommen an Bord, Fähnrich«, sagte er mit einem Lächeln, das sowohl wissend als auch aggressiv wirkte.
Kathryn spürte ein Unbehagen, das in ihren Fingerspitzen begann und sich durch die Arme bis zu den Wangen ausbreitete, die zu glühen begannen. »Danke, Sir«, murmelte sie, zog die Hand zurück und setzte sich an den glänzenden schwarzen Tisch.
Sie nahm mit dem Rücken zum breiten Panoramafenster Platz, das einen wundervollen Blick ins All gewährte: Derzeit bildeten die Sterne aufgrund des Warptransfers ein buntes Streifenmuster.
Der Anblick faszinierte Kathryn noch immer sehr, und sie wollte sich jetzt nicht davon ablenken lassen.
Es bedeutete allerdings, daß sie direkt neben Justin Tighe saß.
»Es freut mich, diese Expedition zu leiten«, begann Admiral Paris. »Wie Sie alle wissen, interessiere ich mich schon seit vielen Jahren für massive, kompakte Halo-Objekte. Wir sind zum galaktischen Rand unterwegs, sechshundert Lichtjahre hinter Deep Space Seven – dort befindet sich ein ›Geburtsort‹ jener kosmischen Phänomene. Ich möchte tägliche Seminare für uns alle veranstalten, um Informationen und Ideen auszutauschen.
Dann sind wir gut vorbereitet, wenn wir den Einsatzort erreichen.«
Während Admiral Paris sprach, wurde Kathryn sich auf
unangenehme Weise der Präsenz von Lieutenant Tighe neben ihr bewußt. Sie blieb von ihm abgewandt, sah zum Admiral am oberen Ende des Tisches, doch viel zu deutlich spürte sie Tighes Aura. Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit ganz auf Paris zu richten, der sich nun erhob und durch den Raum wanderte, am Fenster stehenblieb und nach draußen sah.
»Allerdings hat unsere Expedition noch einen anderen Aspekt.
Einen, den ich bis zu unserem Start von der Erde vor Ihnen verbergen mußte, weil er streng geheim ist.«
Alle hörten ihm gespannt zu.
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