Mosaik
Bewußtlosigkeit. »Sie sind Cardassianer«, sagte sie leise.
»Ja.« Camet lächelte. »Und Sie sind Terranerin, ein Mensch.
Zwischen unseren Völkern gab es nur wenige Kontakte. Ich wünschte, unsere Begegnung wäre für Sie unter angenehmeren Umständen erfolgt. Was führte Sie zu einem unserer Monde?«
Der Benommenheitsdunst hinter Kathryns Stirn verflüchtigte sich immer mehr. Das cardassianische Schiff, der Traktorstrahl, die seltsame Bemerkung des Admirals – sie waren Gefangene, kein Zweifel. Darüber konnten auch die glatten, freundlichen Worte Gul Camets nicht hinwegtäuschen.
»Ich wußte gar nicht, daß der Mond zu Ihrem Raumgebiet gehört. Soweit ich weiß, befindet er sich im stellaren Territorium der Föderation.«
»Dort befand er sich. Wir haben diesen Sektor annektiert.«
»Ich verstehe nicht ganz, wie Sie etwas annektieren können, das Ihnen gar nicht gehört.«
»Oh, es ist ganz einfach: Man nimmt es sich.«
Die Augen des Cardassianers blickten jetzt nicht mehr so freundlich, fand Kathryn. Ihr Glanz schien nun von einer transparenten Membran getrübt zu werden, was ihm einen schlangenartigen Eindruck verlieh.
»Ich frage Sie noch einmal«, sagte er strenger als vorher. »Was führte Sie zu dem Mond?«
»Mein Name lautet Kathryn Janeway. Ich bin Starfleet-Fähnrich und Bürger der Vereinten Föderation der Planeten.«
Camet wischte diese Worte mit einer verächtlichen Geste beiseite. »Sie brauchen sich mir gegenüber nicht in Positur zu werfen, meine Liebe. Wenn ich möchte, erzählen Sie mir alles von dem Mond. Sie werden mir jede Frage beantworten, Ihre Mutter, Ihren Vater und Ihre Freunde verraten. Sie werden sich wünschen, auch noch andere Leute verraten zu können, damit ich Sie endlich von den gräßlichen Schmerzen erlöse. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis Sie den Verstand verlieren.«
Gul maß Kathryn mit einem durchdringenden Blick, um
festzustellen, was seine Worte bei ihr bewirkten. Sie trachtete danach, ihre Angst zu verbergen.
»Aber mir liegt nichts daran, Sie zu quälen. Sie sind jung und recht attraktiv. Und Sie scheinen mir intelligent zu sein. Ich hoffe also, daß Sie Kooperationsbereitschaft zeigen. Wenn es einen legitimen Grund für Ihren Aufenthalt auf dem Mond gibt, so erhebe ich keine Einwände. Immerhin wußten Sie nichts von unserer Annexion dieses Raumgebiets.«
Kathryn dachte darüber nach. Die Bemerkungen des
Cardassianers klangen vernünftig – eine Taktik, die von geschickten Verhörspezialisten angewandt wurde. Andererseits wußte sie, daß es keinen Sinn hatte, die Heldin zu spielen. Erneut fiel ihr die letzte Bemerkung des Admirals ein.
Sie beschloß, sich einsichtig zu zeigen.
»Wir führten eine wissenschaftliche Expedition durch und untersuchten massive, kompakte Halo-Objekte. Vor zwei
Monaten installierten wir ein Sensorsystem auf dem Mond und wollten nun zurückkehrten, um die Meßdaten abzuholen.«
»Ah. Eine Forschungsmission.«
»Genau.«
Die Tür öffnete sich, und ein weiterer Cardassianer kam mit einer Tasche herein. Gul Camet wies ihn an, Kathryns
Kopfverletzung zu behandeln, und er begann sofort damit, die Wunde zu reinigen. Seine Berührungen waren sanft, verrieten gleichzeitig Erfahrung.
»Wenn das so ist, Fähnrich Kathryn Janeway von der Vereinten Föderation der Planeten: Warum waren dann nicht nur Sensoren installiert, sondern auch spezielle Überwachungsgeräte?«
Kathryn bedauerte nun, etwas von der anderen, geheimen Mission der Icarus zu wissen. Dann wäre ihre Unwissenheit nicht gespielt, sondern echt gewesen. »Das ist ausgeschlossen.
Vielleicht haben Sie in einzelnen Komponenten des
Sensorsystems ein falsches Funktionspotential erkannt.«
»Nein, das haben wir nicht. An dem Ergebnis unserer Analysen kann kein Zweifel bestehen. Woraus der Schluß gezogen werden muß, daß Ihre wissenschaftliche Expedition in Wirklichkeit dazu diente, militärische Informationen zu gewinnen.«
»Entschuldigen Sie bitte, Gul Camet, aber das klingt ein wenig nach Paranoia.«
Er lächelte humorlos. »Vielleicht haben Sie recht. Unsere Gesellschaft hat Fremden immer mißtraut. Leider aus gutem Grund.« Er wandte sich an den Arzt, der die Wunde inzwischen gereinigt hatte und einen Verband anlegte. »Bitte zeigen Sie dem Fähnrich eins unserer Implantate.«
Der Arzt griff in die Tasche und holte ein rundes, flaches Objekt hervor. Es war kleiner als ein Kommunikator und bestand aus hautartigem Kunststoff. Gul Camet nahm den
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