Mosaik
ausstehen. Aber… Sind Sie ebenso hart wie ich? Ich schätze, das muß sich erst noch herausstellen.«
Damit hielt Tighe die Diskussion offenbar für beendet. Er drehte den Handcomputer herum und zeigte Kathryn die von ihm
zusammengestellten Daten über Sensorauflösung und
Signalsensibilität.
Die junge Frau reagierte auf einer unbewußten, tief in ihr verwurzelten Ebene. Dort flüsterte eine für ihr Bewußtsein unhörbare Stimme: Ich werde es ihm zeigen. Ich kann mindestens so hart sein wie er.
Doch hinter dieser von Trotz geprägten Stimme gab es noch eine andere, leiser als die erste. Sie stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, dessen Existenz Kathryn verborgen blieb, obwohl er sie durch den größten Teil ihres Lebens geführt hatte.
Sechs Monate später saß Kathryn neben Admiral Paris im kleinen Shuttle und dachte noch einmal an die erste Begegnung mit Justin Tighe zurück. Sie war stolz darauf gewesen, so gut mit einer recht schwierigen Situation fertig geworden zu sein. Und sie hatte geglaubt, daß von jenem Augenblick an alles leichter sein würde.
Doch da irrte sie sich gewaltig. Lieutenant Tighe erwies sich als jemand, der einen zur Weißglut treiben konnte. Er war ein strenger, anspruchsvoller Perfektionist, festgefahren in seinen Arbeitsmethoden und nicht bereit, menschliche Fehler oder Schwächen hinzunehmen. Es kam zu keinen Veränderungen in der Art und Weise, wie er sie behandelte – vom ersten Tag an schien sie kaum mehr für ihn zu sein als ein mobiler Tricorder.
Kathryn empfand es als Erleichterung, einmal nicht mit ihm zusammen zu sein und sich statt dessen in Admiral Paris’
Gesellschaft zu befinden. Sie flogen zu einem Mond von Urtea H; dort hatten sie vor zwei Monaten ein Sensorsystem installiert.
Inzwischen sollten die Speichermodule wichtige Daten über das Verhalten von extragalaktischen Neutronensternen und nichtbaryonischer Materie enthalten, zwei wichtigen Komponenten des galaktischen Kalos.
»Hören Sie viel von Ihrem Vater?« fragte der Admiral nach einer Weile.
»Eigentlich nicht, Sir. Vor zwei Monaten schickte er mir eine Subraum-Nachricht, aber er konnte keine Einzelheiten über die Dinge nennen, mit denen er derzeit beschäftigt ist.« Wie üblich, fügte Kathryn in Gedanken hinzu. »Er sah müde aus. Bestimmt arbeitet er sehr hart.«
»Daran zweifle ich nicht.« Stille dehnte sich zwischen ihnen.
Wenn sie von Kathryns Vater sprachen, erwachte immer das Gespenst namens Cardassia, und dann erinnerte sich die junge Frau an jene Fragen über ihre Mission, die nicht einmal gestellt werden durften.
Zum Glück bekam Kathryn nie das Gefühl, daß noch eine
andere, geheime Mission stattfand. Soweit es sie betraf, schien es wirklich nur darum zu gehen, den galaktischen Rand zu
untersuchen und Informationen über die Halo-Objekte zu gewinnen. Wenn gleichzeitig auch militärische Daten gesammelt wurden, so merkte sie nichts davon.
»Vor ein paar Tagen habe ich eine Mitteilung von meinem Sohn Tom erhalten«, sagte Paris. Seine Lippen deuteten ein Lächeln an, das väterlichen Stolz zum Ausdruck brachte. »Er hat die Aeroshuttle-Rallye seiner Schule gewonnen. Mit einem neuen Streckenrekord.«
»Sie sind sicher sehr stolz auf ihn.«
»Schon damals, als er noch ein Kleinkind war, wußte ich, daß einmal ein Pilot aus ihm wird. Ich habe ihn bei Routineflügen mitgenommen, und schon als Zweijähriger war er von den Kontrollen fasziniert. Er sah immer zu, wie ich sie bediente, und manchmal rührte er sich stundenlang nicht vom Fleck. Er verhielt sich dann wie ein kleiner Erwachsener, beobachtete und lernte.
Mit fünf bat er mich darum, den Simulator benutzen zu dürfen.«
Admiral Paris schüttelte den Kopf und lächelte, als er sich daran erinnerte. »Ich mußte mich sehr beherrschen, um nicht zu lachen.
Ein Fünfjähriger im Simulator? Wie sollte er damit fertig werden? Nun, ich stellte ihm ein paar Fragen, und er schaffte es tatsächlich, sie alle richtig zu beantworten. An einem Wochenende besuchten wir die Akademie, und dort startete ich das Simulationsprogramm für Anfänger.«
Paris blickte aus dem Fenster, sah jedoch nicht das All, sondern Bilder der Vergangenheit. »Es war erstaunlich. Der Knirps kam mit dem Programm so gut zurecht wie ein Akademiekadett. Am nächsten Tag brachte ich einige Freunde mit und ließ sie zusehen.
Wenn ich einfach nur erzählt hätte, daß ein fünfjähriges Kind so gute Leistungen im Simulator zeigte, so wäre bestimmt niemand
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