Mosaik
bereit gewesen, mir zu glauben.« Er lachte leise. »Sie vermuteten zunächst, ich hätte das Programm mit einer Autopilotensequenz erweitert und Tom angewiesen, nur den Eindruck zu erwecken, die Kontrollen zu bedienen. Bei ihrer Überprüfung ergab sich dann, daß mein fünfjähriger Sohn wirklich das simulierte Shuttle flog.«
»Wie alt ist er jetzt, Sir?«
»Fünfzehn. Und er hat bereits eine Studienzulassung an der Starfleet-Akademie erhalten, obwohl er erst noch seine Schulausbildung beenden muß.«
Kathryn glaubte, nie zuvor solchen Stolz in der Stimme eines Vaters vernommen zu haben. Sie beneidete den jungen Tom Paris um den Vater, der sich so sehr über die Erfolge seines Sohns freute. Ihr eigener Vater erzählte seinen Kollegen sicher nichts von ihren Leistungen.
»Wir nähern uns den obersten Atmosphäreschichten des
Mondes, Sir«, sagte sie mit einem Blick auf die Instrumente.
»Leite Landesequenz ein.«
Eine Sekunde später schnappte sie nach Luft, als ein Objekt auf den Ortungsschirmen erschien. Der Admiral brummte, als er es ebenfalls sah.
»Es befindet sich ein Schiff hinter dem Mond«, sagte Kathryn automatisch, obwohl Paris das bereits wußte. Er beugte sich vor und berührte Schaltelemente, um das Shuttle in einem weiten Bogen zur Icarus zurückkehren zu lassen.
»Die energetische Signatur ist mir unbekannt«, fügte Kathryn hinzu.
»Das ist ein cardassianisches Schiff, Fähnrich«, erwiderte der Admiral scharf.
In ihrer Magengrube krampfte sich etwas zusammen. Dieser Raumbereich gehörte nicht zum stellaren Territorium der Cardassianer. Was hatten sie hier zu suchen? »Soll ich das Schiff verständigen?«
»Wahren Sie Kom-Stille. Vielleicht wissen die Cardassianer nichts von der Icarus. Wenn das tatsächlich der Fall ist, so sollte es besser dabei bleiben.«
Kathryn stellte fest, daß der Admiral einige sehr komplexe Ausweichmanöver programmierte. Womit rechnete er? Sie
versuchte, ruhig zu bleiben, und konzentrierte sich auf die Anzeigen der Sensoren. Die Daten wiesen darauf hin, daß ein ziemlich großes Schiff hinter dem Mond hervorglitt. Es konnte nur noch wenige Sekunden dauern, bis es in Sicht geriet.
Das Shuttle tanzte im All, flog elegant anmutende, aber wie vom Zufall bestimmte Schleifen, als der cardassianische Raumer erschien. Er war geradezu riesig, und seine Form erinnerte an die eines Pfeils. Deutlich waren die vielen Waffensysteme am Rumpf zu erkennen. Kathryns Puls raste plötzlich, aber sie blieb konzentriert, und ihre an den Kontrollen ruhenden Hände zitterten nicht.
Ein violetter Traktorstrahl zuckte plötzlich aus dem stählernen Leib des cardassianischen Schiffes, und Kathryn begriff, daß der Admiral genau so etwas erwartet hatte. Seine Ausweichmanöver sollten verhindern, daß ihr Shuttle von dem Strahl erfaßt wurde.
Er sah zu ihr, und Sorge zeigte sich in seinen grauen Augen. »Es könnte unangenehm für uns werden, Fähnrich«, sagte er. »Geben Sie sich Mühe, aber vermeiden Sie unnötige Heldenhaftigkeit.«
Kathryn wußte nicht, was er damit meinte.
Für einige Minuten gelang es Paris, dem Traktorstrahl
auszuweichen, doch es war klar, daß sie ihm nicht auf Dauer entgehen konnten. Irgendwann mußte der breite Fangstrahl des viel größeren Raumschiffs das Ziel treffen…
Als es schließlich geschah, dröhnte das kleine Shuttle wie eine angeschlagene Glocke, und ein jäher Ruck schleuderte Kathryn aus dem Sessel. Sie stieß mit dem Kopf an die Konsole. Ein oder zwei Sekunden lang flackerten bunte Lichter um sie herum, erloschen dann und wichen Finsternis.
Ich habe es geschafft, Daddy, sagte Kathryn. Ich habe die Entfernungsformel abgeleitet. Sie wies immer wieder darauf hin, aber ihr Vater sah sie nicht. Er blickte starr geradeaus und hörte ihr nicht zu. Sie sprach lauter und versuchte, seine
Aufmerksamkeit zu wecken, damit er den Kopf drehte und sie ansah. Ich habe das Problem gelöst. Ich weiß jetzt, wie man die Entfernungsformel ableitet! Daddy! Daddy! Daddy…
Das Geräusch des eigenen Stöhnens brachte sie in die
Wirklichkeit zurück, und das Bild ihres Vaters löste sich auf. Sie versuchte vergeblich, es festzuhalten.
Unmittelbar darauf spürte sie feuchte Kälte und dumpfen Kopfschmerz. Sie hob die Hand und berührte eine dicke Kruste aus geronnenem Blut.
Wo befand sie sich? Sie sollte an Bord der Icarus sein, doch unter sich fühlte sie matschigen Boden. Ein Holodeck-Programm?
Kathryn setzte sich auf, und aus dem dumpfen Schmerz
Weitere Kostenlose Bücher