Mosaik
Gegenstand
entgegen und betrachtete ihn von allen Seiten. »Das ist ein erstaunlicher Apparat. Wenn man ihn in Ihrem Körper
unterbringt, empfängt er Steuerungssignale von mir und bewirkt Schmerzen von einer Intensität, die Sie sich nicht einmal vorstellen können.«
Kathryn atmete langsamer und versuchte auch weiterhin, ihre Furcht nicht zu zeigen. »Wie dumm«, sagte sie. »Ihnen sollte klar sein, daß gefolterte Personen alles sagen. Es ist eine absurde Methode, um Informationen zu gewinnen.«
»Da haben Sie recht. Um Informationen geht es uns dabei auch gar nicht.«
»Worum denn?«
»Um Macht und Kontrolle. Um die Genugtuung, den Willen eines Individuums vollkommen zu brechen.«
Kathryn spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief. Sie wußte, daß Gul Camet die Wahrheit sagte. Wenn der Schmerz begann, hörte er nicht mehr auf, ganz gleich, was sie gestand und welche Auskünfte sie ihm anbot. Der Cardassianer würde nicht aufhören, sie mit gräßlicher Pein zu quälen.
Ihr Schicksal war besiegelt.
»Ich bedauere, daß Sie beschlossen haben, so wenig
entgegenkommend zu sein. Ich hätte es vorgezogen, Sie als Gast zu behandeln, Ihnen eine bequeme Unterkunft und genug
Nahrung zu geben.« Er zuckte mit den Schultern, und es gelang ihm, damit echte Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen. »Aber so wie der Fall liegt…«
Einmal mehr öffnete sich die Tür, und zwei Wächter kamen herein. Als Gul Camet ihnen zunickte, packten sie Kathryn an den Armen, rissen sie auf die Beine und zerrten sie so schnell zur Tür, daß sie laufen mußte, um nicht zu fallen.
Im langen Korridor trachtete Kathryn danach, auf den Beinen zu bleiben, aber schließlich stolperte sie und sank auf die Knie – was einer der beiden Wächter zum Anlaß nahm, ihr gegen den Oberschenkel zu treten. Sie konnte einen schmerzerfüllten Schrei nicht unterdrücken und stand rasch wieder auf, um den Weg fortzusetzen. Kurze Zeit später verließen sie die lange Passage und erreichten den steinernen Hof. Dort stießen die beiden Cardassianer Kathryn zu Boden. Als sie versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, riß ihr ein Wächter den Verband vom Kopf und rammte seine Faust an die verletzte Stelle. Blut spritzte, rann in die Augen und nahm ihr die Sicht. Erneut wurde sie gepackt und zu dem Pferch geschleift, der so wenig Platz bot.
Als sich die Tür hinter ihr schloß, kamen Dunkelheit und Stille einem Paradies gleich, das Schutz bot vor den grausamen Wächtern. Aber Kathryn zweifelte nicht daran, daß sie schon bald die Hölle erwartete.
Mit angezogenen Beinen lag sie auf dem Boden und wußte, daß die kalte, feuchte Erde ihrem Körper gefährlich viel Wärme entzog. Aber angesichts ihrer Müdigkeit schien das kaum mehr eine Rolle zu spielen. Sie hatte mehrere Stunden auf Händen und Knien verbracht, anschließend gesessen und versucht, möglichst wenig von ihrem Körper den kalten Boden berühren zu lassen.
Doch die Erschöpfung wurde zu groß – sie brauchte Schlaf. Die Kopfwunde hörte schließlich auf zu bluten, nachdem sie eine halbe Stunde lang die Hand auf die betreffende Stelle gehalten hatte. Eine neue Kruste bildete sich, und darunter pochte Schmerz. Kathryn bemühte sich, ihn geistig zu isolieren, griff mit mentalen Händen danach und warf ihn fort. Benommenheit erfaßte sie. Wenn es ihr gelang, ein wenig zu schlafen… Damit erneuerte sie ihre Kraft und konnte sich auf das Problem konzentrieren, einen Ausweg zu finden.
Dann begannen die Schreie.
Ruckartig richtete sie sich auf und stieß mit dem Kopf an die Decke des Pferchs. Jemand in der Nähe schrie auf eine Weise, die ihr fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Mann. Und vermutlich befand er sich auf dem steinernen Hof außerhalb des Käfigs. Das Geräusch war gräßlich: ein Kreischen, das von unsagbarer Pein kündete. Aus einem Reflex heraus wich Kathryn an die Rückwand zurück, als könnte sie den Schreien mit einem halben Meter zusätzlicher Distanz entkommen.
Dann hielt sie sich die Ohren zu und sang das erste Lied, das ihr in den Sinn kam – ein Kinderlied, das ihre Mutter gesungen hatte, als sie klein gewesen war. »Kathryn klein, ging allein, in die weite Welt hinein… Stock und Hut, stehn ihr gut, ist ganz wohlgemut… Aber Mutter weinet sehr, sie hat keine Kathryn mehr… Kathryn klein, ging allein, in die weite Welt hinein…«
Kathryn sang das Lied laut, und dann noch ein wenig lauter, rief die Worte schließlich, wieder und immer wieder. Sie
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