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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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schuf daraus eine akustische Barriere, hinter der sie sich vor den entsetzlichen Schreien eines Gefolterten versteckte.
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff: Die grauenhaften Geräusche stammten von Admiral Paris.
    Zu jenem Zeitpunkt nahm sie nicht mehr den ganzen Schrecken dessen wahr, was an ihre Ohren drang. Sie hatte das Selbst von der Realität ihrer Situation getrennt, und dadurch gewannen die Schreie eine surrealistische Qualität. Ihnen zuzuhören… Das lief auf ein seltsames, halluzinatorisches Erlebnis hinaus. Es wurde nicht in dem Sinne erträglich, aber es verlor einen Teil des Horrors.
    Versuchten die Cardassianer, Informationen vom Admiral zu bekommen? Die Weigerung, Fragen zu beantworten, war leerer, dummer Heroismus – das wußte Paris sicher. Nein, darum ging es überhaupt nicht. Gul Camet hatte deutlich auf sein Ziel hingewiesen: Er wollte den Geist des Gefolterten besiegen, seinen Willen brechen. Kathryn zweifelte nicht daran, daß er dieses Ziel erreichen würde: erst beim Admiral, und dann auch bei ihr.
    Wie konnte sie sich auf das vorbereiten, was ihr bevorstand?
    Gab es irgendwelche geistigen Disziplinen und Übungen, die ihr dabei halfen, das Grauen zu überstehen? Bestand die Lösung des Problems in einer schnellen Kapitulation? Nein, wahrscheinlich nicht – man würde ihr einfach nicht glauben.
    Allmählich stellte sie sich der Erkenntnis, daß es keine Möglichkeit für sie gab, dem Alptraum zu entgehen. Diese Gewißheit sorgte dafür, daß sie Magenkrämpfe bekam.
    Die Schreie ließen nach, wurden zu leisem Stöhnen, das keinen Trost spendete und höchstens auf folgendes hinwies: Wer auch immer den Admiral folterte – er schien eine Pause eingelegt zu haben. Mußte Kathryn daraus den Schluß ziehen, daß die Cardassianer nun kamen, um sie zu holen?
    Panik quoll in ihr hoch, und sie schnappte mehrmals nach Luft.
    Plötzlich hörte sie ein leises Geräusch, das hinter ihr erklang. Sie drehte sich in dem kleinen Pferch um und beobachtete, wie an der Rückwand ein heller Fleck erschien – ein Fleck, der innerhalb weniger Sekunden von oben nach unten kroch.
    Stellte dies den Beginn einer Folter dar? Sollte sich der Pferch in einen Backofen verwandeln? Erneut keuchte Kathryn, atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Doch der kleine, dunkle Käfig erfüllte sie mit einem Gefühl absoluter
    Wehrlosigkeit, und dadurch war es ihr einfach nicht möglich, mentalen Frieden zu finden.
    Etwas knirschte, und Arme streckten sich ihr entgegen, zogen sie durch das Loch in der Rückwand. Sie hätte aus einem Reflex heraus geschrieen, doch eine Hand preßte sich ihr auf den Mund.
    Kathryn spürte, wie man sie über unebenen Boden zog, und dann wies frische Luft darauf hin, daß sie sich im Freien befand.
    Sie bemühte sich, auf die Beine zu kommen, aber das erwies sich als unmöglich. Wer auch immer sie festhielt und mit sich zog: Er war zu stark und zu schnell. Kathryn fürchtete, sich den Fuß zu verstauchen, wenn sie auch weiterhin versuchte, aus eigener Kraft zu gehen, und deshalb gab sie es auf und ließ sich ziehen.
    Nach einer Weile fühlte sie sich jäh nach oben gezerrt und an etwas Hartes gedrückt, vermutlich den Stamm eines Baums.
    Einige Sterne funkelten am Himmel, spendeten etwas Licht und bestätigten Kathryn, daß sie sich tatsächlich im Freien befand.
    Vor ihr stand ein ganz in Schwarz gekleideter Mann und preßte ihr noch immer die Hand auf den Mund.
    Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte mit einer Stimme, die ihr seltsam vertraut erschien: »Seien Sie still. Verstanden?«
    Kathryn nickte, und die Hand löste sich von ihren Lippen. Ein schlanker, muskulöser Leib ragte dicht neben ihr auf, und nur wenige Zentimeter trennten den Mund des Mannes von ihrem Ohr.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Seien Sie völlig lautlos.
    Und bereiten Sie sich vor. Wenn ich zurückkehre, müssen Sie laufen können.«
    Und dann begriff sie, wer sie aus dem Pferch geholt hatte: Justin Tighe. Sie nickte erneut, und daraufhin ließ er sie los. Er glitt fort, und Kathryn glaubte, in der Dunkelheit andere Schemen zu erkennen, die ihn begleiteten, mit ihm zusammen in der Nacht verschwanden.
    Plötzlich verstand sie: Dies waren die Ranger, die Eliteeinheit, von der Admiral Paris gesprochen hatte. Ihr Arbeitskollege, der unnahbare, abweisende Justin Tighe, gehörte dazu!
    Sie haben mich gerettet, und jetzt kehren sie zurück, um auch den Admiral zu holen, dachte sie.
    Damit waren weitaus

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