Motte Maroni - Flossen des Grauens
Wasser. Entspannt schließt Xandi seine Augen und träumt von einer großen Portion Pommes mit Mayo und dem Eisbecher „Seepirat“. Den hat er nämlich am Vortag gegessen, und er ist davon immer noch beeindruckt. Plötzlich spürt er einen Ruck an der Matratze, als würde jemand heftig daran ziehen. „Mama?“, stöhnt er schläfrig. Wieder zieht es an der Matratze. Xandi reißt die Augen auf. Daist niemand. Xandi wird es unheimlich. „Maaaamaaaa!“, ruft er laut in Richtung Ufer. Da taucht aus dem Wasser ein dreieckiger, grünlich brauner Schädel auf. Er hat ein spitzes Maul mit sehr langen, sehr spitzen Zähnen. Der Schädel beginnt sich in der Luftmatratze zu verbeißen. Xandi kippt ins Wasser. „Maaaamaaaa!“, blubbert er. Luft entweicht zischend aus der Matratze. Panisch beginnt Xandi ans Ufer zu kraulen, während sich die Matratze scheinbar von selbst, wie in einem Strudel, um die eigene Achse dreht. Keuchend erreicht Xandi das Ufer, auf allen vieren kriecht er zur Decke, auf der seine Mutter liegt, und steckt den Daumen in den Mund. „Mama!“, keucht er, dann beginnt er herzzerreißend zu heulen. Genau in dem Moment, als Herta Nipf zum ersten Mal „Alaaaaaaaaaarm!“ ins Megaphon brüllt …
Der von Postenkommandantin Nipf ausgelöste Alarm hat sich gewaschen. Eltern schnappen ihre Kinder, Hundebesitzer ihre Hunde, alles rennet, rettet, flüchtet. Das Podersiedeler Strandbad versinkt im Chaos. Wie im Kino, es ist einfach herrlich. Zumindest für den anwesenden Reporter des Podersiedeler Morgenboten, der nach einigen Momenten des Zusehens und des Fotografierens noch vor Ort einen Artikel in sein Laptop klopft, der sich gewaschen hat, zumindest für Herta Nipf. Dieses „Flintenweib“wird jenem Reporter des Podersiedeler Morgenboten keine Strafzettel mehr ausstellen, jawohl! Unbemerkt davon wird ein paar hundert Meter vom Strandbad entfernt eine zerbissene Luftmatratze angespült. Am späten Nachmittag hört das Ehepaar Zimmermandl beim Pilzsammeln klägliches Gewinsel aus dem Unterholz. Sie bergen einen Dackelhund, dem ein Teil des Schweifes und die linke Ohrenspitze fehlen. Nur eine Dreiviertelstunde später kann Herr Gschwaderer seinen Dackel Alois wieder in die Arme schließen. Auch das wollen die Leute lesen. Für den Reporter des Podersiedeler Morgenboten ist dieser Feriensonntag einfach Weltspitze!
Podersiedeler Morgenbote
Unfähige Polizistin löst
Massenpanik aus.
Dackel dramatisch gerettet.
Bestie schlägt erneut zu!
Diesen herrlichen Badetag haben sich die zahlreichen Sonnenanbeter und Badenixen sicher ganz anders vorgestellt. Auch dem treuen Feriengast Ferdinand Gschwaderer aus Wien und seinem Dackel Alois wirdjener Sonntag wohl in ewiger Erinnerung bleiben. Unbeschwert spazierten Herr und Hund am Seeufer entlang. Plötzlich war der Dackel verschwunden. In großer Sorge begab sich Ferdinand Gschwaderer auf die Suche. Eines unserer stets freundlichen einheimischen Dirndln rief die Polizei, und dann passierte das Unfassbare: Mit quietschenden Reifen und in amerikanischer Hollywoodmanier stürmte Postenkommandantin Herta N. das Strandbad. Wild um sich brüllend löste die nicht unumstrittene Beamtin eine Massenpanik aus. Man hat es wohl dem Einsatz unserer braven einheimischen Bademeister zu danken, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Was bleibt, ist die Frage: Was für ein Monster treibt sich in den Tiefen des Neusiedlersees herum? Wie sieht es aus? Wer wird es fangen? Ist es alleine? Fragen über Fragen, die es zu klären gilt. Aber keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, wir bleiben dran! Wenn auch Politik und Polizei versagen, der Podersiedeler Morgenbote bleibt am Ball. Im folgenden Exklusivinterview schildert Ferdinand Gschwaderer unserem braven einheimischen Reporter Schoiswohl die dramatischen Ereignisse.
RED: Herr Gschwaderer, wie geht es Ihnen?
Gschw: Jetzt wieder gut, wo mein Loisl wieder bei mir ist, wenn auch nicht ganz komplett.
RED: Wie meinen Sie das?
Gschw: Na, vom Schweif fehlt ein Stückerl, das linke Ohrspitzl ist weg und am Or… äh, am Popsch, also, am Hinterteil hat er eine Bisswunde. Er tut sich ein bisserl schwer mit „Sitz”. „Platz” geht gut!
RED: Und ist der Hund wieder gut bei Appetit?
Gschw: Ja, da gibt es keine Probleme, er hat schon eine ganze Putenknacker schnabuliert, mein Loisl.
RED: Wer, glauben Sie, könnte Ihrem entzückenden Hündchen so etwas angetan haben?
Gschw: Die Leute sagen, dass es im See einen Monsterfisch, so eine Art
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