Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
erklären sollten, und es machte sogar die Mutmaßung die Runde, es könne sich um einen kollektiven Selbstmord handeln wie damals in Jonestown. Denn schließlich...«
    Ein neues Dia war zu sehen.
    »...war, wie Sie unschwer erkennen können, die Natur noch vollkommen lebendig. Pferde grasten auf den Wiesen, und hier, in der oberen linken Ecke, können Sie ein Rudel offenbar verwilderter Hunde sehen. Auf anderen Vergrößerungen hat man Rinder gefunden. Nur die Menschen waren tot, und dabei muß der Tod so rasch eingetreten sein, daß sie keine Zeit mehr hatten, in ihre Häuser zu gelangen.« Levine machte wieder eine Pause. »Es fragt sich bloß, woran sie gestorben sind.« Im Hörsaal war es still.
    »Vielleicht hat man ihnen Essen aus unserer Mensa zukommen lassen?« schlug einer der Studenten vor. Alles brüllte, und Professor Levine stimmte herzhaft ins allgemeine Gelächter ein. Dann nickte er, und der Student am Projektor schob ein weiteres Dia ein. Es war wieder eine Luftaufnahme, auf der die stark zerstörte Ruine eines Gebäudekomplexes zu sehen war.
    »Leider war es das nicht, mein Freund. Mit der Zeit fand die CIA nämlich heraus, daß es ein todbringender Stoff war, der in diesem Labor hier hergestellt wurde. An den Kratern können Sie sehen, daß es aus der Luft bombardiert wurde. Jahrelang war außerhalb Rußlands über diesen Vorfall nichts Genaueres zu erfahren gewesen, aber Anfang dieser Woche hat sich ein Oberst der russischen Armee in die Schweiz abgesetzt und einen dicken Packen von Akten der ehemaligen Sowjetarmee mitgebracht. Dieselbe Quelle, die mir das eben gezeigte Bildmaterial zur Verfügung gestellt hat, machte mich auch auf den Oberst aufmerksam. Ich flog sofort in die Schweiz und konnte als erster westlicher Wissenschaftler einen Blick in diese Akten werfen. Das, was ich Ihnen im folgenden darlegen werde, ist bisher noch nie öffentlich bekannt gemacht worden. Zunächst einmal war alles nur ein relativ primitives Experiment, dem niemand einen politischen, ökonomischen oder gar militärischen Wert beimaß. Sie wissen ja, daß vor zehn Jahren die Russen in der Genforschung noch meilenweit hinter uns herhinkten und alles taten, um den Anschluß zu finden. In dem geheimen Labor in Nowo Druschina experimentierten sie beispielsweise mit der Herstellung tödlicher Viren. Sie nahmen dazu ein einfaches Virus, das Herpex simplex Ia+, das wir alle als Verursacher von unangenehmen Hautbläschen kennen. Es ist ein Virus, das weitgehend erforscht ist und mit dem es sich gut arbeiten läßt. Die russischen Forscher experimentierten mit seinem Erbgut, indem sie ihm menschliche Gene in seine DNA einschleusten.
    Wir wissen immer noch nicht, was sie genau mit diesem Herpesvirus gemacht haben, aber auf einmal hatten sie einen fürchterlichen, neuartigen Krankheitserreger erzeugt. Anfangs wußten die Russen noch nicht, was er genau beim Menschen bewirkte, außer daß das genmanipulierte Virus extrem langlebig war und sich per Inhalationsinfektion übertrug. Am 23. Mai 1985 schließlich ereignete sich in dem Labor von Nowo Druschina ein kleinerer Unfall. Offenbar hatte ein Angestellter beim Umgang mit dem Virus seinen Schutzanzug beschädigt. Spätestens seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wissen wir ja, wie lächerlich niedrig die sowjetischen Sicherheitsstandards waren. Der Angestellte verschwieg den Vorfall seinen Vorgesetzten und ging am Abend, so als wäre nichts geschehen, nach Hause zu seiner Familie, die in einer nahen Siedlung wohnte.
    Drei Wochen lang vermehrte sich das Virus unbemerkt in seiner Bauchhöhle, bis der Mann am 14-Juni hohes Fieber bekam und sich ins Bett legte. Wenige Stunden später klagte er über starken Druck in seinen Gedärmen und sonderte eine Menge übelriechender Gase ab. Seine Frau, der das alles nicht mehr geheuer war, rief einen Arzt.
    Noch bevor dieser bei ihm war, hatte ihr Mann allerdings entschuldigen Sie bitte diese drastische Beschreibung -sich durch den After sämtlicher Gedärme entledigt, die sich in seinem Bauch in eine Art eitrigen Brei verwandelt hatten. Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, daß der Mann lange vor dem Eintreffen des Arztes bereits tot war.« Levine hielt inne und blickte herum, als erwarte er eine Wortmeldung aus dem Hörsaal, die aber nicht kam. »Da dieser Vorfall geheimgehalten wurde, hat das Virus bis heute noch keinen offiziellen Namen. Es ist nach wie vor nur als Stamm 232 bekannt. Wir wissen jetzt, daß ein Mensch bereits

Weitere Kostenlose Bücher