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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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vier Tage nach seiner Ansteckung andere damit anstecken kann, obwohl die eigentlichen Krankheitssymptome erst nach mehreren Wochen auftreten. Die Sterblichkeitsrate nach einer Infektion mit Stamm 232 liegt praktisch bei hundert Prozent. Bis der Arbeiter starb, hatte er Dutzende, wenn nicht Hunderte von Menschen in seiner Umgebung angesteckt, und drei Tage nach seinem Tod klagten alle von ihnen über denselben Druck in den Gedärmen und erlitten dasselbe grausame Schicksal wie er.
    Eine weltweite Epidemie konnte nur deshalb verhindert werden, weil die Krankheit in einer sehr abgelegenen Gegend ausbrach. Im Jahr 1985 wurde das Sperrgebiet vierzehn so abgeriegelt, daß niemand mehr hinein - oder herauskam. Kurz nach Bekanntwerden der ersten Krankheitsfälle brach in Nowo Druschina und Umgebung eine Panik aus. Manche Menschen luden ihre Habe auf Autos, Lastwagen und Pferdefuhrwerke, während andere alles stehen- und liegenließen und versuchten, auf dem Fahrrad oder zu Fuß zu fliehen. Aus den Unterlagen, die der Oberst aus Rußland mitgebracht hat, wissen wir, wie die sowjetische Armee auf diese Massenflucht reagierte. Spezialeinheiten in Schutzanzügen errichteten Straßensperren und besetzten die Kontrollpunkte an den Zäunen, mit denen das Sperrgebiet rings um das geheime Labor gesichert war. So gelang es ihnen, die Ausbreitung der Krankheit auf die Gegend um Nowo Druschina zu begrenzen, wo ganze Familien auf Straßen, Plätzen oder Feldern starben. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem qualvollen Tod des Infizierten lagen oft keine drei Stunden. Die Panik war so groß, daß die Soldaten an den Straßensperren den Befehl hatten, ausnahmslos auf jeden zu feuern, der auch nur in Sichtweite kam. Das taten sie und erschossen auch alte Männer, Kinder und schwangere Frauen. Flugzeuge warfen massenhaft Schützenminen über Feldern und Wäldern ab, und wen die nicht aufhielten, der starb im Stacheldraht oder den Panzerfallen am Zaun. Tausende von Menschen wurden so geopfert, damit die Seuche nicht auf den Rest des Landes übergreifen konnte. Schließlich wurde das Labor selbst mit einem Bombenteppich belegt. Natürlich geschah das nicht, um das Virus zu töten, dem Bomben nichts anhaben konnten, sondern um die Spuren des gräßlichen Unglücks vor den Augen des Westens zu verbergen.
    Nach acht Wochen war im Quarantänegebiet kein menschliches Wesen mehr am Leben. Die Dörfer waren verlassen, Schweine und Hunde fraßen vor lauter Hunger die überall herumliegenden Leichen, und die Kühe liefen ungemolken herum. Über den verlassenen Ortschaften muß ein grauenvoller Verwesungsgestank gehangen haben.«
    Levine nahm, einen Schluck Wasser, dann fuhr er fort: »Um ein Haar hätte dieser schreckliche Vorfall zum biologischen Äquivalent eines atomaren Holocausts geführt. Und ich hege die Befürchtung, daß die Gefahr, die von genmanipulierten Viren ausgeht, noch lange nicht gebannt ist. Radioaktiv verseuchte Gegenden kann man absperren, Unglücksfälle wie der von Nowo Druschina hingegen sind weitaus schwieriger unter Kontrolle zu bekommen. Viren sind ausgesprochen anpassungsfähige Lebewesen und bleiben nicht gerne inaktiv. Obwohl seine menschlichen Wirtsorganismen längst alle tot sind, besteht durchaus die Möglichkeit, daß Stamm 232 noch irgendwo in dieser verlassenen Landschaft lauert. Viele Viren suchen sich Ausweichorganismen, in denen sie dann schlummern, bis sich eine weitere Gelegenheit zum Ausbruch bietet. Mag sein, daß Stamm 232 inzwischen ausgestorben ist. Aber es ist ebenso gut möglich, daß sich eines Tages ein von ihm infiziertes Kaninchen unter dem Stacheldrahtzaun durchbuddelt, von einem Bauern geschossen und auf dem Markt zum Verkauf angeboten wird. Gut möglich, daß dann die Welt, wie wir sie kennen, aufhören wird zu existieren.«
    Professor Levine machte eine längere Pause. »Und das«, rief er plötzlich in den Hörsaal hinein, »ist es, was uns die Gentechnologie in Wirklichkeit beschert!« Betretenes Schweigen legte sich über den Hörsaal. Levine tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab und sagte mit ruhiger Stimme: »Vielen Dank, das war das letzte Dia.« Der Projektor wurde ausgeschaltet.
    »Meine Freunde«, sagte Levine in die Dunkelheit hinein, »wir Menschen sind als die Hüter dieser Schöpfung an einem kritischen Punkt angelangt, aber in unserer Vermessenheit wollen wir das nicht wahrhaben. Seit vielen Jahrtausenden gibt es menschliches Leben auf diesem Planeten, aber erst

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