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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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leuchtendgrüne Augen und ein von der Sonne fast schon lederartig verbranntes Gesicht.
    »Howdy, John«, sagte er und ließ die Blicke durchs Innere des Geländewagens streifen, bis sie schließlich an Carson hängenblieben. »Wen haben wir denn da?«
    »Das ist Guy Carson, unser neuer Wissenschaftler. Guy, das ist Mike Marr vom Sicherheitsdienst.«
    Der Mann nickte und schaute sich noch einmal im Auto um, während er Singer seinen Ausweis zurückgab. »Papiere?« fragte er Carson mit einer fast verträumt klingenden Stimme. Carson gab ihm seine mitgebrachten Dokumente: Reisepaß, Geburtsurkunde und den Firmenausweis von GeneDyne. Marr sah sie ohne großes Interesse durch. »Und jetzt die Brieftasche, bitte.«
    »Meinen Sie den Führerschein?«
    »Nein, die ganze Brieftasche, wenn's recht ist.« Marr grinste kurz, und Carson sah, daß er gar nicht auf einem Kaugummi, sondern einem breiten, roten Gummiband herumkaute. Konsterniert gab er ihm seine Brieftasche.
    »Ihr Gepäck müssen Sie auch noch beim Sicherheitsdienst zur Durchsuchung abgeben«, sagte Singer. »Aber machen Sie sich nichts draus, vor dem Abendessen bekommen Sie alles zurück.
    Bis auf Ihren Paß natürlich. Der wird Ihnen erst wieder ausgehändigt, wenn Ihre sechs Monate hier vorüber sind.« Marr trat vom Wagenfenster zurück, holte Carsons Seesack und sein Banjo aus dem Gepäckraum und ging damit zurück in das klimatisierte Wachhaus. Dabei zog er sein steifes, rechtes Bein neben sich her, als könne es jeden Augenblick abfallen. Von drinnen fuhr er die Schranke hoch und winkte den Wagen durch. Im Vorbeifahren sah Carson durch die dicke, blau getönte Fensterscheibe, wie Marr den Inhalt seiner Brieftasche inspizierte.
    »Hier gibt es keine Geheimnisse, fürchte ich, außer denen, die man im Kopf behält«, sagte Singer mit einem angedeuteten Lächeln. »Und selbst auf die muß man aufpassen.«
    »Wozu soll das gut sein?« fragte Carson. Singer zuckte mit den Achseln. »Das ist wohl der Preis, den man dafür zahlen muß, daß man in einer Hochsicherheitseinrichtung arbeitet. Angst vor Industriespionage und unliebsamen Presseberichten und so weiter. Im Grunde ist es dasselbe wie bei GeneDyne in New Jersey, nur zehnmal schärfer.« Singer fuhr den Wagen auf den Autohof und schaltete den Motor ab. Als Carson ausstieg, schlug ihm die heiße Wüstenluft entgegen. Er sog sie tief in die Lungen. Diese Luft war wunderbar. Ein paar hundert Meter hinter den Gebäuden konnte er den mächtigen Kegel von Mount Dragon aufragen sehen. Eine offenbar erst vor kurzem angelegte Schotterstraße führte an einer seiner Flanken hinauf zu den Antennenmasten. »Und jetzt«, sagte Singer, »machen wir eine Betriebsbesichtigung. Danach gehen wir in mein Büro und unterhalten uns bei einem kühlen Drink.«
    »Dieses Projekt...«, begann Carson.
    Singer, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, blieb abrupt stehen und drehte sich um.
    »Scopes hat wohl nicht übertrieben, oder?« fragte Carson. »Es ist wirklich sehr wichtig, oder?«
    Singer blinzelte gegen die Sonne hinaus in die weite, leere Wüste. »Wichtiger, als Sie es sich auch nur zu erträumen wagen«, sagte er.

    Die Percival Lecture Hall an der Harvard University war voll bis auf den letzten Platz. Gut zweihundert Studenten saßen mit aufgeschlagenen Notizbüchern vor sich in den ansteigenden Stuhlreihen und blickten aufmerksam nach vorn. Dr. Charles Levine, ein kleiner, drahtiger Mann mit einem wildgelockten Haarkranz um den viel zu früh kahl gewordenen Kopf, ging vor den Studenten ruhelos auf und ab. Die Ärmel seines Jacketts waren weiß vom Kreidestaub, und an seinen derben Schuhen befanden sich noch immer die Salzflecken vom vergangenen Winter. Doch sein schlampiges Äußeres tat der intensiven Wirkung keinen Abbruch, die seine Gesten und Worte auf die Studenten hatten. Während er sprach, deutete er mit einem Stück Kreide immer wieder auf die hieroglyphenartig-komplizierten biochemischen Formeln und Nukleotidsequenzen an der großen Tafel hinter ihm.
    In der letzten Stuhlreihe saß eine kleine Gruppe von Leuten mit Kassettenrecordern und Videokameras. Schon ihre Kleidung ließ erkennen, daß sie keine Studenten waren, außerdem wiesen sie an Jackenkragen und Gürtel gut sichtbar befestigte Plastikkarten als Presseleute aus. Medienpräsenz war bei Vorlesungen von Professor Levine keine Seltenheit, schließlich war der Vorsitzende der Stiftung für Verantwortungsbewußte Gentechnologie immer für eine

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