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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Münzen in hohem Bogen über den Felsen. Die Schritte stoppten, und de Vaca hörte, wie Nye scharf einatmete und leise fluchte. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und kam schwer atmend auf sie zu. De Vaca senkte den Kopf und wartete. Dann spürte sie, wie ihr etwas Hartes, Metallisches an den Hinterkopf gepreßt wurde. Es war der Lauf von Nyes Gewehr.
    »Sag mir sofort, was das für Münzen sind«, herrschte er sie an. »Ich zähle bis drei.« De Vaca sagte nichts. »Eins.«
    De Vaca schwieg. »Zwei.«
    De Vaca hielt den Atem an und drückte die Augenlider fest zusammen. »Drei.«
    Nichts geschah.
    »Schau mich an!« befahl Nye schließlich. De Vaca öffnete langsam die Augen und blickte auf. Nye stand über ihr. Er hatte einen Fuß auf einen Felsen gestellt, und verdeckte mit seiner dunklen, drohenden Silhouette die untergehende Sonne. Der Tropenhelm und die lange englische Jacke, die de Vaca immer so lächerlich gefunden hatte, flößten ihr jetzt panische Angst ein. Nye kam ihr vor wie ein Todesengel, den es in diese entlegene Wüste verschlagen hatte. Seine blutunterlaufenen Augen wanderten für einen Augenblick auf de Vacas nackte Brüste, dann bewegten sie sich wieder nach oben zu ihrem Gesicht. Mit vollkommen teilnahmsloser Miene setzte er ihr die Mündung des Gewehrs an die Schläfe. Wieder vergingen einige Sekunden. Dann plötzlich machte Nye auf dem Absatz kehrt und schritt wieder hinaus in die Wüste. De Vaca blieb sitzen und zuckte zusammen, als ein weiterer Schuß über den Sand gellte, gefolgt von einem tiefen, feuchten, fast seufzenden Geräusch. Er hat Roscoe erschossen, dachte sie. Und jetzt sucht er in seinen Satteltaschen nach dem Gold.
    Kurze Zeit später war Nye wieder bei ihr. Er packte sie bei den Haaren und riß sie brutal hoch. Dann zerrte er ihren Kopf so fest von einer Seite auf die andere, daß sie spüren konnte, wie ihre Haarwurzeln ausrissen. Schließlich schleuderte Nye sie mit dem Rücken gegen einen der hohen Felsen und rammte ihr den Kolben seines Gewehrs voll in den Bauch. De Vaca schrie auf und klappte zusammen, aber Nye zerrte sie an den Haaren wieder hoch.
    »Jetzt hör mir ganz genau zu. Ich will wissen, woher du diese Münzen hast.«
    De Vaca senkte den Blick und deutete mit dem Kinn auf den Sand vor ihren Füßen. Nye sah hinunter, entdeckte den Dolch und hob ihn auf.
    »Diego de Mondragon«, flüsterte er, als er die Initialen auf dem Heft gelesen hatte, und trat ganz nahe an de Vaca heran. Sie hatte noch nie in ihrem Leben derart blutunterlaufene Augen gesehen. Das Weiße in ihnen war so dunkelrot, daß es fast schwarz aussah.
    »Ihr habt den Schatz gefunden«, zischte er.
    De Vaca nickte.
    Er hielt ihr die Mündung des Gewehrs direkt vors Gesicht.
    »Wo?«
    Sie sah ihm direkt in die Augen. »Wenn ich Ihnen das sage, dann töten Sie mich, und wenn ich es Ihnen nicht sage, töten Sie mich auch. Wie ich es auch anstelle, Sie töten mich ja sowieso.«
    »Ich werde dich nicht einfach töten, Flittchen, sondern langsam zu Tode quälen.«
    »Versuchen Sie es doch.«
    Nye ballte eine Hand zur Faust und schlug de Vaca damit voll ins Gesicht. Sie spürte die Wucht des Schlages und hörte ein lautes Brummen in den Ohren. Eine seltsame Hitze stieg ihr in den Kopf. Weil ihr schwindlig wurde, taumelte sie einen Schritt nach vom, aber Nye stieß sie mit dem Rücken wieder an den scharfkantigen Fels.
    »Das wird nicht funktionieren«, sagte sie. »Sehen Sie mich an, Nye.«
    Nye schlug sie noch einmal so fest, daß ihr vor den Augen ganz weiß wurde und die Landschaft für einen Augenblick alle Konturen zu verlieren schien. Blut floß ihr aus dem Mund, und als sie mit der Hand ihr Gesicht betastete, stellte sie fest, daß Nye ihr einen Zahn ausgeschlagen hatte. »Wo ist der Schatz?« wollte er wissen.
    De Vaca schloß die Augen und wartete schweigend auf den nächsten Schlag.
    Aber der kam nicht. Sie hörte, wie Nye von ihr fortging und leise mit jemandem sprach. Seinen Gesprächspartner konnte sie nicht hören. Mit wem mochte er wohl sprechen? Wahrscheinlich mit Singer oder einem der Sicherheitsleute vom Mount Dragon. De Vaca spürte, wie die leise Hoffnung, die sie noch gehegt hatte, zerstob. Dabei war sie sich so sicher gewesen, daß Nye allein war.
    Die Schritte kamen wieder näher, und de Vaca öffnete die Augen. Nye zielte mit dem Gewehr auf Carsons Kopf. »Sag's mir, oder er stirbt.«
    De Vaca atmete tief durch und richtete sich auf. Jetzt wurde es kritisch. »Knallen Sie den

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