Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
Vom Netzwerk:
drei anderen auf den von Rocaillen und Mäanderbändern verzierten Medaillonstühlen mit Gros-Point-Bezug und kannelierten Rundbeinen. Die Intarsienarbeit in der Mitte des runden Tisches aus Nussbaumholz, um den sie gruppiert waren, zeigte eine Jagdszene mit Hirschen. Hätte Shane sie genötigt, in der passenden Kostümierung zu erscheinen, wäre der Eindruck perfekt gewesen. Doch hätten sie sich damit für einen Außenstehenden ohne Zweifel als heiße Kandidaten für eine längerfristige Sicherheitsverwahrung profiliert. Der Anlass ihrer Zusammenkunft war jedoch ohnehin zu ernst, um sich an der stilsicheren Dekoration zu entzücken.
    Neben Raymond Myers, der Robert Shane gegenüber saß, waren Dr. Jenkins und John Bartlett, der Chef des Sicherheitsdienstes, anwesend. Bartlett war 38 Jahre alt und nach seinem Äußeren zu urteilen das, was man hinlänglich unter einem schweren Jungen verstand, ein dunkler Typ mit vollen, schwarzen Haaren, groß, breitschultrig. An den Hüften, am Bauch und den Oberarmen war er füllig, und es fiel nicht leicht zu erkennen, was unter der beigen Uniform Muskeln waren und was lediglich adipöses Gewebe. Er hatte stark ausgeprägte Brauen, Oberlippe und Kinn zierte ein Henriquatre. Für Shane und seine Marotten hatte er nur Verachtung übrig und er hasste es, in diesem unbequemen Kinderstühlchen zu sitzen, während er seinen Bericht abgab. Aber die Arbeit am Mount Maroon war interessant, er befehligte knapp vierzig Leute und er wurde fürstlich entlohnt. Unter den Anwesenden war er durchaus umstritten, zumal nicht ganz klar war, auf welche Weise er seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Objektsicherung erworben hatte. Robert Shane jedenfalls schien einen Narren an ihm gefressen zu haben und somit stand er nicht zur Disposition.
    Jenkins war am Mittag mit dem Hubschrauber aus Cincinnati eingetroffen, um nach Alan Mason zu sehen. Auch er hatte interessante Neuigkeiten mitgebracht. Dr. Myers Bericht zur technischen Ursache des Unfalls stand indes nicht auf der Tagesordnung, da noch nicht alle Recover-Programme durchlaufen waren und die Geheimhaltung der Versuchsreihe C26 auch vor John Bartlett nicht haltmachte. So berichtete zunächst Dr. Jenkins, was er herausgefunden hatte.
    - „Die Todesursache war bei Perkins wie bei Tomczak ein Myokardinfarkt, der eine Asystolie ausgelöst hat. Die Verformung der Kammerkomplexe deutet daraufhin, dass es sehr schnell gegangen ist. Es kam gar nicht erst zu einem Kammerflimmern. Anders ausgedrückt: Perkins und Tomczak waren sofort tot, sie starben an einem Herzschlag. Es sieht so aus, als wären sie einer hohen elektrischen Spannung ausgesetzt gewesen, wie bei einem Blitzschlag.“
    Myers unterbrach Jenkins, um zu bestätigen, dass die Instrumente für Sekundenbruchteile extrem hohe Spannungs- und Stromwerte registriert hatten. Die Temperatur habe in der Nähe der Kapsel kurzzeitig etwa 30.000 Grad Celsius betragen. Jenkins quittierte das mit einem Kopfnicken und fuhr fort:
    - „Die Kapsel hat sie vor Verbrennungen geschützt. Ihre Schutzanzüge wiesen auch keine Risse oder Löcher auf, weswegen wohl von einem Überschlagseffekt auszugehen ist.“
    Shane schaltete sich ein:
    - „Eigentlich hätte die Kapsel einen Faradayschen Käfig bilden müssen, der die Spannung ableitet.“
    - „Nun, wie dem auch sei. Für mich als Mediziner stellt sich vielmehr die Frage, warum nur Perkins und Tomczak einen Herzschlag erlitten, nicht aber Mason. Obwohl er direkt neben ihnen saß, weist er andere Symptome auf. Er liegt noch im Koma, ist aber stabil, keine Lebensgefahr. Die Pupillenbewegung ist normal und der vestibulo-okuläre Reflex, also die Augenbewegung bei Reizung des Gleichgewichtsorgans, ist vorhanden, auch die Reaktion auf Schmerz ist normal. Die Diagnose lautet: Schädel-Hirn-Trauma mit temporärer Bewusstlosigkeit.“
    - „Wir können also damit rechnen, dass er in ein paar Tagen wieder bei uns ist?“
    - „Ich sehe da kein Problem. Man kann übrigens jederzeit zu ihm und … sich auch von Perkins und Tomczak verabschieden. Die Autopsie ist abgeschlossen.“
    - „Und, was ist mit dem vierten Mann?“, fragte Shane.
    - „Oh, dem geht es besser. Er ist heute Morgen aus dem Koma erwacht. Wir hatten ja abgesprochen, dass ich ihn erstmal mit nach Cincinnati nehme, bis wir wissen, wer er ist und was er vorhatte. Er hatte Glück, weit mehr als einen Kilometer entfernt gewesen zu sein. In der Nähe der Kapsel wäre er wohl verkohlt und wir hätten niemals

Weitere Kostenlose Bücher