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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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eine Sache, die … ich will sagen, etwas pikant ist … Der alte Albert hatte mehrere Jahre lang ein Verhältnis mit einer Frau aus Bryson City, einer verheirateten Frau. 1972 wurde sie schwanger. Sie schob das Kind ihrem Mann unter und beendete die Affäre. Niemand hat je davon erfahren, außer den beiden … und mir natürlich. Sie hatten sich damals in meiner Jagdhütte an den Mingo Falls getroffen. Nun ja, der Knabe wuchs heran und alle waren zufrieden. Dein Großvater ist ihm bis zu seinem Tod 1992 nie begegnet. Rose, die Mutter, wollte es so. Vor ein paar Jahren nun kam sie zu mir. Ihr Sohn war arbeitslos und drohte auf die schiefe Bahn zu geraten. Er hatte aufgrund seiner bisherigen Arbeit diverse Kontakte zu Halbweltkreisen. Er bewegte sich eben immer an der Grenze zwischen dem Legalen und dem Illegalen, wenn auch immer knapp auf der richtigen Seite.“
    - „Was hat er denn beruflich gemacht?“
    - „Security, Personenschutz, Objektsicherung, die ganze Palette … Also sie kam zu mir und bat mich ihm eine Chance zu geben. Natürlich sollte er nie erfahren, dass sie hier war und auch nicht, wer sein richtiger Vater war.“
    - „Um wen handelt es sich, Mr. Shane?“
    Robert Shane wandte sich wie ein gefangener Fisch, der im Netz hing. Vielleicht hatte er sich zu weit vorgewagt. Jetzt war ihm sichtlich unwohl bei der Sache, aber er musste es aussprechen.
    - „Alan, John Bartlett ist dein Onkel, beziehungsweise Halbonkel, wenn es so etwas gibt.“

30. HINTER DEM SPIEGEL
     
    Sein Schädel war groß und hart. Während seiner Zeit als Türsteher im Wild Horse hatte er damit einigen Männern die Nase gebrochen. Man könnte sagen, es war seine Spezialität, die er immer dann servierte, wenn es hart auf hart ging oder auch wenn er einsehen musste, dass Worte nicht weiterhalfen. Letztlich hatte ihn eine derartige Darbietung auch den Job gekostet, als er dem Vizedirektor der Bank, an die bereits das gesamte Mobiliar des Ladens und unter der Hand wohl auch einige der Tänzerinnen verpfändet waren, in Form eines gezielten Stoßes die Stirn bot. Der schmächtige Mann im dunkelblauen Zweireiher hatte ihn barsch zur Seite schieben wollen. Einige der Umherstehenden wollten auch eine unflätige Bemerkung gehört haben, aber darum ging es gar nicht. John Bartlett konnte es einfach nicht ertragen, übergangen zu werden. Er wollte jedem, der das tat, ein Andenken mit auf den Weg geben.
    Doch jetzt war es sein Hirnkasten, der schmerzte. Der Sicherheitschef des Mount Maroon Laboratory war gegen einen Baum geprallt, der an dieser Stelle einfach nicht hätte stehen dürfen. Neben der Beule bereitete ihm aber eine ganze andere Sache Kopfzerbrechen. Es war wie ein Filmriss, genauer gesagt ein Filmwechsel. Ein beknackter Vorführer hatte beim Austausch der Rolle daneben gegriffen. Man sah den einen Film und dann ohne jede Vorwarnung war man in einem anderen. Das Dumme war nur, dass er sich an den ersten Film auch nicht so recht erinnern konnte, nur eben, dass es ein anderer war, daran bestand kein Zweifel. Da war dieser Blitz, dann eine träge Dunkelheit, durch die sich einzelne Flammen fraßen. Er selbst lag auf dem Rücken auf einem steinharten Waldboden, durch den grobes Wurzelwerk mäanderte. Ein Wagen fuhr heran, Männerstimmen riefen, ein wildes Durcheinander. Die Feuerwehr traf ein, löschte die Flammen. Erinnerungsfetzen. Bartlett hatte sich auf den Bauch gerollt und sah unter einer Tanne hindurch auf eine von Scheinwerfern bestrahlte Lichtung. Dort lagen zwei Gestalten, die von den Feuerwehrleuten eingesammelt wurden. Der Tross zog ab und in der Stille drehte Bartlett sich wieder um. Er war erschöpft, wollte schlafen, endlich schlafen …
    Der Lärm war ohrenbetäubend, doch John Bartlett war nicht schreckhaft. Angst kannte er nicht, höchstens vorsichtiges Misstrauen. Allerdings mochte er es nicht, unsanft geweckt zu werden, erst recht nicht, wenn er einen Kater hatte. So dachte er mit geschlossenen Augen und ohne unnötige Bewegungen zu machen darüber nach, woher dieses penetrante Pfeifen kommen konnte. Auch spürte er etwas sehr Hartes unter seinem rechten Schulterblatt, fast so, als läge er auf einem Gewehr. Vielleicht sollte man doch mal einen Blick riskieren? Sachte öffnete sich ein Lid, kurz danach das Zweite. Stahlblauer Himmel schimmerte durch ein Gewirr rußgeschwärzter dürrer Äste. Der angebrannte Wald, die Lichtung! Er wusste wieder, wo er war, aber das schrille Pfeifen war nicht verstummt. Langsam

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