Mount Maroon
erschossen.“
- „Was? Oh, nein, er wurde von einem Blitz erschlagen, soweit ich das feststellen konnte. Eine Einschussstelle habe ich nicht gesehen und ich muss es wissen. Ich habe den Totenschein ausgestellt – Tod durch Herzstillstand. Also bei der Gelegenheit … mein herzliches Beileid, Mr. Saunders“, sagte er hölzern aber gutmütig.
- „Woher kennen Sie eigentlich meinen Namen?“
- „Ja, das war gar nicht so einfach, wie gesagt, Ihre Sachen konnten wir Ihnen vom Körper fegen. Sie können wirklich von Glück sagen, dass Sie keine schlimmen Verbrennungen haben. In Mr. van Eycks Rucksack fanden wir einen Ausweis. Wir riefen bei ihm zuhause an und eine Dame sagte uns, dass er mit Ihnen zum Wandern gefahren sei. Wo ist eigentlich Ihr Marschgepäck? Das haben wir nicht gefunden. Na ja, vermutlich alles verbrannt.“
- „Ich muss meine Frau anrufen.“
- „Schon erledigt. Sie ist bereits auf dem Weg hierher, zusammen mit ihrer Tochter. In zwei, drei Stunden müsste sie hier sein.“
- „Könnte ich trotzdem …?“
Joe Mattson führte Peter zum Telefon, das in eine umfangreiche, betagt wirkende Funkanlage integriert war. Sofort begann er mit seinen mächtigen Pranken zu wählen. Die Nummer stand offenbar auf demselben Notizblock wie Luthers Name. Jedenfalls schien er sie davon abzulesen.
- „Entschuldigen Sie, dürfte ich das selbst machen?“
Der massige Ranger schaute Peter leicht irritiert an, drückte dann aber auf die Abbruchtaste und gab das Telefon frei.
Kaum hatte er Ellens Handynummer eingetippt, meldete sich Irenes helle Stimme. Peter war gerührt. Er konnte es nicht fassen. Wie war das möglich? Nach allem, was geschehen war. Ellen zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Ihre Stimme klang den Umständen entsprechend nervös, schwankte zwischen Erleichterung und Besorgnis. Sie fragte nach seinen Verletzungen und … nach Luther. Peter erzählte ihr das Wenige, was er von Mattson erfahren hatte. Ellen ließ ihn ausreden, aber an ihrer Reaktion merkte er, dass sie es offenbar schon wusste, vielleicht sogar mehr. Aber was? Peter fragte nach den letzten Tagen, was in ihm selbst die gleiche Art von Befremdung hervorrief, die er bei Ellen spüren konnte. Was wollte er? Sie waren zu Hause, er war gewandert, er war dieser Katastrophe ausgesetzt. Ellen wurde einsilbig. Lediglich Irene sprudelte in die Freisprechanlage hinein. Sie freute sich auf ihren Dad. Noch während des Telefonats fiel Peters Blick auf den Abreißkalender an der Wand vor ihm. Auf dem obersten Blatt stand eine große 12, darunter Juli. Demnach war er noch gestern mit Luther unterwegs, erklomm den Mount Maroon, auf dem sie am Abend rasteten. Aber was war mit all den anderen Ereignissen, den Geschehnissen einer ganzen Woche. Ellen hatte ihn offenbar etwas gefragt, jetzt rief sie seinen Namen, so als wäre die Verbindung gestört. Peter entschuldigte sich. Der Rest des Gesprächs drehte sich um die Fahrtroute, die sie nehmen sollten und die Zeit, die sie dafür benötigen würden. Es endete mit Ellens Versprechen, sich zu beeilen und Peters Mahnung vorsichtig zu fahren.
Peter ging in die Küche, in der Joe die Spiegeleier in einer gewaltigen, gusseisernen Pfanne wendete, nahm sich einen Kaffee aus der warm gestellten Kanne und setzte sich an den groben Eichentisch.
- „Ob ich mich wohl rasieren könnte?“
- „Klar, ich gebe Ihnen gleich was. Sie sollten auch ein Duschbad nehmen, ich habe Sie bisher nur provisorisch gewaschen. Ihre Frau bringt Ihnen neue Kleidung mit.“
Erst jetzt merkte Peter, dass er in einem älteren, weinroten Trainingsanzug steckte.
- „Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?“
Mattson zeigte den Ansatz eines Grinsens.
- „Reiner Zufall. War ein ziemliches Unwetter, aber ganz plötzlich aufgezogen, ohne Vorwarnung. Das war selbst für den Wetterdienst überraschend. Auf einmal waren sie da, schwarze Wolken, wie eine Wand und dann ging es auch schon los. So etwas habe ich noch nie gesehen und ich bin nun auch schon fast sechs Jahre hier oben. Na ja, jedenfalls zuckten die Blitze über den Berg und einer hat den Wald da oben in Brand gesetzt. Sehen Sie!“
Joe deutete mit dem ausgestreckten Arm aus dem Fenster in Richtung einer etwa drei Kilometer entfernten Bergkuppe. Man sah eine Schneise abgebrannter Stämme.
- „Normalerweise löscht der Regen das. Ich meine, bei so einem kräftigen Gewitter. Aber wie auf ein Kommando hörte es auf zu regnen. Das war schon sehr seltsam. Da die Stämme durch
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