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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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drehte er ein wenig den Kopf, hob die linke Braue und konnte im Augenwinkel einen kleinen Vogel erkennen, keine 20 Zentimeter von seinem Ohr entfernt. Der Gelbscheitel-Waldsänger war kaum größer als seine Faust, unscheinbar braunweiß gefiedert, aber keck mit der namensgebenden leuchtenden Mähne versehen. Nach Vogelart reckte er den Kopf in Bartletts Richtung, ließ seine Brust anschwellen und stieß gleich darauf eine Tirade heller Schreie aus. Jetzt war die Geduld des Sicherheitsmanns endgültig aufgebraucht. Wütend fuhr er hoch.
    - „Was ist das hier für ein Scheiß?“
    Der Gefiederte wusste instinktiv, dass die Vorführung seiner Sangeskünste für heute beendet war und flog laut schimpfend davon. Erst jetzt erfasste Bartlett den ruinösen Zustand seiner Kleidung. Sie war stark angesengt und hing in losen Fasern von ihm herab. Einzig seine schusssichere Weste sah passabel aus, aber allein damit bekleidet würde er nicht weit kommen. Seine Hände waren schwarz verrußt, vermutlich auch sein Gesicht. Deswegen hatte der Vogel ihn nicht erkannt und gedacht, er könne sich einen Spaß mit ihm machen. Das Funkgerät und sein Revolver hatten äußerlich nur wenig Schaden genommen, wenngleich sie, wie er feststellen musste, ihre Funktionstüchtigkeit eingebüßt hatten. Die Waffe klickte nur noch und auch alle Bemühungen zur fernmündlichen Kontaktaufnahme blieben unbeantwortet. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er würde sich später darum kümmern. Jetzt musste er sich erstmal waschen, neue Kleidung besorgen und frühstücken. Das waren die Dinge, die wirklich zählten. Bevor er ging, inspizierte er die Örtlichkeit gründlich, eine Feuerstelle, verkohlte Baumstümpfe und Reifenspuren. Letztere würden ihn zu den beiden Männern führen, die man abtransportiert hatte. Bartlett folgte dem Waldweg talwärts. Nach wenigen hundert Metern löste sich die Sohle seines rechten Schuhs. John Bartlett war stinksauer.

31. ZURÜCK
     
    Die Bilder passten wieder einmal nicht zueinander. Zwischen dem, was er als letztes sah und dem, was jetzt vor seinen Augen auftauchte, lag erneut ein Blitz. Ganz allmählich waren schleierhafte Schemen zu harten Konturen geworden, gerade so als pralle der Strom der Erinnerung gegen ein festes Hindernis. Sein Kopf rumorte und Peter ertastete eine verkrustete Stelle, in der sich seine Haare verklebt hatten. Ein zaghafter Versuch eine Frisur zu formen schmerzte, als würde er sich selbst skalpieren. Er fasste sich ans Kinn. Bartstoppeln! Ja richtig, er hatte sich seit drei Tagen nicht rasiert. Aber immer klarer wurde das Bild, das sich so gar nicht in den Kontext seines Kurzzeitgedächtnisses fügen wollte. War er doch eben noch in dieser milchigen Röhre, blickte er jetzt gegen eine Wand säuberlich gestapelter Baumstämme, die in der Ecke mit anderen im rechten Winkel robust verfugt waren. Er ließ den Kopf auf das warme Kissen zurücksinken, lag mit lang ausgesteckten Beinen auf einem weichen Lager. Sein Blick hob sich zur Decke empor, auch sie war hölzern. Wäre das helle Licht nicht gewesen, hätte man meinen können, man läge in einem begehbaren Sarg, doch der Raum war sonnendurchflutet. Als Peter sich aufrichtete, trat ein bärtiger Riese in sein Sichtfeld.
    - „Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen, Mr. Saunders. Möchten Sie zwei oder drei Eier zum Frühstück?“
    Der Mann zeigte ein breites Lächeln, in dem ein Zahn fehlte. Er hatte rosige Wangen und mächtige Unterarme, die stark behaart in aufgekrempelten Hemdsärmeln steckten. Eine grob karierte, etwas zu kleine Küchenschürze verlieh seinem Aussehen eine groteske Note. Seine Stimme klang tief, als wäre auch sie aus Holz. Peter sah ihn an.
    - „Wo bin ich?“
    - „Oh, verzeihen Sie. Sie waren ja etwas benommen letzte Nacht. Ich bin Joe Mattson, Ranger, Stationsarzt und Koch, alles in einer Person. Sie haben ziemliches Glück gehabt …“
    Er machte eine Pause, holte Luft, atmete hörbar aus, holte wieder Luft und sprach schließlich zögerlich weiter.
    - „…für ihren Freund … konnten wir nichts mehr tun.“
    - „Moment mal, Luther ist tot, oder?“
    - „Ach, wusste gar nicht, dass Sie das mitbekommen haben. Ich dachte der Blitzschlag, der ihn getötet hat, hätte auch Sie vorübergehend lahm gelegt. Sah jedenfalls so aus. Seltsamerweise waren Ihre Kleider noch schlimmer verbrannt als die von …“
    Er griff nach einem auf dem Tisch liegenden Block und las den Namen ab:
    - „Mr. van Eyck.“
    - „Luther wurde

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