Mozart - Sein Leben und Schaffen
habe.« Diese günstigen Umstände beflügelten seine Schaffenskraft, so daß er bereits eine Woche später berichtenkann: »Ich bin den Augenblick eben mit dem Janitscharenchor fertig. Adamberger, die Cavalieri und Fischer sind mit ihren Arien ungemein zufrieden. – Ich hab' der Gräfin Thun was fertig ist hören lassen; sie sagte mir auf die Letzt, daß sie sich getraue mit ihrem Leben gutzustehen, daß das, was ich bis dato geschrieben, gewiß gefallen wird. – Ich gehe in diesem Punkt auf keines Menschen Lob und Tadel, bevor so Leute nicht alles im ganzen gehört oder gesehen haben, sondern folge schlechterdings meinen eigenen Empfindungen – Sie mögen aber daraus sehen, wie sehr sie damit muß zufrieden gewesen sein.« Schon am 22. August war der erste Akt fertig. Da aber jetzt die Nachricht kam, daß der Großfürst erst im November eintreffen würde, konnte er seine Arbeit ruhiger, »mit mehr Überlegung« schreiben.
Inzwischen war er nun wirklich umgezogen. Den Vater aber hatte die »schlimme« Schilderung der Familie Aurnhammer doppelt verstimmt, einmal weil er seine guten Heiratspläne vernichtet sah, und vor allem wohl, weil er hier den Einfluß der Familie Weber witterte. So mußte ihm Wolfgang am 5. September schreiben: »Aus dem, wie Sie mein letztes Schreiben aufgenommen, sehe ich leider, daß Sie (als wenn ich ein Erzbösewicht oder ein Dalk oder beides zugleich wäre) mehr dem Geschwätz und Schreiberei anderer Leute trauen als mir, und folglich gar kein Vertrauen auf mich setzen. Ich versichere Sie aber, daß mir dies alles gar nichts macht; die Leute mögen sich die Augen aus dem Kopf schreiben, und Sie mögen ihnen Beifall geben, wie Sie wollen, so werde ich mich deswegen um kein Haar ändern und der nämliche ehrliche Kerl bleiben wie sonst. Und das schwöre ich Ihnen, daß wenn Sie es nicht hätten haben wollen, daß ich ein anderes Quartier nehmen sollte, ich gewiß nicht würde ausgezogen sein; denn es kommt mir vor, als wenn einer von seinem eigenen kommoden Reisewagen sich in einen Postwagen setzte. – Doch stille davon, denn es nützt doch nichts, denn die Faxen, die Gott weiß wer Ihnen in den Kopf gesetzt hat, überwiegen doch immer meine Gründe. Nur das bitte ich Sie, wenn Sie mir etwas schreiben, das Ihnen an mir nicht recht ist, und ich schreibe Ihnen dann wieder meine Gedanken darüber, so halte ich es allzeit für etwas, das zwischen Vaterund Sohn geredet ist, also ein Geheimnis, und nicht als etwas, das andere auch wissen sollen. Mithin bitte ich Sie, lassen Sie es dann dabei bewenden und adressieren Sie nicht an andere Leute; denn bei Gott, andern Leuten gebe ich nicht fingerlang Rechnung von meinem Tun und Lassen, und sollte es der Kaiser sein. Haben Sie immer Vertrauen auf mich, denn ich verdiene es. Ich habe Sorge und Kümmernisse genug hier für meinen Unterhalt; verdrießliche Briefe zu lesen ist dann gar keine Sache für mich. Ich habe vom Anfang, als ich hierher kam, von mir ganz allein leben müssen, was ich durch meine Bemühung habe erhalten können; die andern haben immer ihre Besoldung dabei bezogen ... Aus allen Ihren Briefen sehe ich, daß Sie glauben, daß ich nichts tue, als mich amüsieren; da betrügen Sie sich wohl stark, ich kann wohl sagen, daß ich gar kein Vergnügen habe, gar keins, als das einzige, daß ich nicht in Salzburg bin.«
Nun erfuhr leider auch die Arbeit an der Oper eine unliebsame Unterbrechung, da Mozart wesentliche Änderungen des Textes für notwendig befunden hatte. Die zogen sich reichlich lang hin, so daß er am 6. Oktober klagt: »Nun verliere ich aber bald die Geduld, daß ich nichts weiter an der Oper schreiben kann; ich schreibe freilich unterdessen andere Sachen, jedoch die Passion ist einmal da und zu was ich sonst vierzehn Tage brauchte, würde ich nun vier Tage brauchen. Ich habe die Arie ex A , von Adamberger, die von der Cavalieri ex B und das Terzett in einem Tage komponiert und in anderthalb Tagen geschrieben; es würde aber auch freilich nichts nützen, wenn die ganze Oper schon fertig wäre, denn sie müßte doch liegen bleiben, bis dem Gluck seine zwei Opern zustande gekommen sind, und da haben sie noch ehrlich daran zu studieren.«
So gelang also auch diesmal das Äußere nicht in dem erhofften Maße. Man hatte beschlossen, Glucks »Iphigenie auf Tauris« in deutscher Bearbeitung, seine »Alceste« italienisch mit den einheimischen Kräften aufführen zu lassen, um so dem Großfürsten eine Vorstellung von der
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